Die Finanz-Affäre um Giovanni Cuzari zieht weite Kreise. Die Vorkommnisse haben großen Einfluss auf die Zukunft von Forward Racing und Stefan Bradl. Die Chronologie der Ereignisse und Aussagen:

06. August, 10.30 Uhr: Nicht nur für Stefan Bradl, auch für Forward Racing geht es weiter. Das ehemalige Team des Zahlingers gibt sein Comeback. In Brünn will Forward Racing Mitte August wieder in der Startaufstellung stehen. Das gab das Team am Donnerstagvormittag bekannt. Auch ein Ersatz für Bradl ist bereits gefunden.

01. August, 15.50 Uhr: Es ist fix: Aprilia bestätigt Stefan Bradl offiziell als Fahrer. Der Deutsche wird als Teamkollege von Alvaro Bautista die übrigen neun Saisonrennen in der MotoGP fahren. Schon in Indianapolis sitzt Bradl also im Sattel der RS-GP.

31. Juli, 13 Uhr: Forward Racing gibt Stefan Bradl frei und verzichtet auf einen Rechtsstreit über die einseitige Aufkündigung des Vertrags durch den Deutschen. "Diese schwierige Entscheidung (...) wurde angesichts des Umstandes getroffen, dass der Fahrer eine konkrete Möglichkeit hat, weiterhin an der Weltmeisterschaft teilzunehmen", heißt es in einem Statement des Teams.

30. Juli: Wie das italienische Fachmagazin GPone berichtet, will Forward Racing Stefan Bradl nicht so ohne Weiteres ziehen lassen und soll in Betracht ziehen, einen möglichen Start des Deutschen für ein anderes Team aufgrund des bestehenden Vertrags mit Bradl zu blockieren. Der Hintergrund: Forward Racing hat noch keinen Motorrad-Deal für 2016 in der Tasche, sodass Teammanager Mario Curioni Bradl als Aktie in den Verhandlungen anbieten muss. Tatsächlich artet der Fall durch diese Kampfansage an Bradl endgültig in eine juristische Schlacht aus.

29. JulI: Stefan Bradl erklärt seinen Vertrag mit Forward Racing für gekündigt. "Es stimmt, ich habe gekündigt", bestätigte der 25-Jährige in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeine". "Zuvor habe ich mich natürlich mit meinen Anwälten beraten. Der Teamchef, mein Vertragspartner, sitzt im Gefängnis. Es sind einige Paragrafen gebrochen worden", führt Bradl aus. Gerüchte, wonach er unter anderem mit Aprilia über einen sofortigen Wechsel spreche, kommentiert Diplomat Bradl freilich nicht.

28. Juli: Erste Gerüchte kommen auf, Stefan Bradl habe seinen Vertrag bei Forward Racing aufgekündigt und suche stattdessen nach einem freien Motorrad bei einem Konkurrenzteam. Auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com streitet Forward ab, dass Bradls Abgang bereits durch sei. "Wir bemühen uns um eine Einigung mit den Piloten, aber im Moment ist noch nichts offiziell", heißt es in einem der Redaktion vorliegenden Statement.

27. Juli: Das Team sagt seinen Start in Indianapolis offiziell ab, da die Finanzierung des Trips von Teammanager Mario Curioni nicht mehr arrangiert werden konnte. Der Verzicht auf den Grand Prix sei notwendig, um "die Ressourcen zu bündeln und kommende Reisen besser organisieren zu können", wie es in einer Aussendung des Rennstalls heißt. Stefan Bradl muss sein Comeback damit verschieben, denn nach einer Zwangspause wegen seines in Assen erlittenen Kahnbeinbruchs, wollte der Deutsche in Indianapolis wieder starten.

Bradl und sein Team trafen die schlechten Nachrichten aus heiterem Himmer, Foto: Milagro
Bradl und sein Team trafen die schlechten Nachrichten aus heiterem Himmer, Foto: Milagro

16. Juli: Die schlechten Nachrichten machen die Runde bei Forward Racing und in den Medien. Bradl gibt Motorsport-Magazin.com ein Interview, in dem er erklärt, er habe von Cuzaris Verhaftung von seinem Dateningenieur Dirk Debus erfahren. "Ich mache mir momentan ziemliche Sorgen, um ehrlich zu sein. Am Anfang war ich echt geschockt", so Bradl. Diverse Sponsoren springen ab, die Finanzierung der restlichen Saison gerät in Zweifel. Teammanager Mario Curioni findet sich in der Rolle des Feuerwehrmannes wieder. Seine erste Aufgabe: Sicherstellung eines Starts des Teams in Indianapolis. Mittlerweile ist auch klar, dass Cuzari 30 Tage in Untersuchungshaft bleiben muss und damit nicht mehr vor dem nächsten Rennen frei kommen wird.

13. Juli: Am Tag nach dem Deutschland-GP am Sachsenring wird Giovanni Cuzari, der Eigentümer und Teamchef von Forward Racing, in der Schweiz verhaftet. Die Behörden werfen dem Geschäftsmann diverse Finanzvergehen vor. So soll Cuzari unter anderem mitgeholfen haben, Millionenbeträge am italienischen Fiskus vorbeigeschleust zu haben. Das Dilemma: Cuzari führt seinen Rennstall autoritär und ist der Einzige, der Zugriff auf die Konten des Teams hat bzw. auf diesen zeichnungsberechtigt ist.