Die MotoGP ist in der Sommerpause. Während sich Rossi, Marquez und Co. die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, wirft Motorsport-Magazin.com einen Blick auf die Aufreger und Top-Themen der vergangenen vier MotoGP-Monate.

Rossi, der Konstante

Wer hätte das gedacht?! Der älteste Fahrer im gesamten Feld ist der Einzige, der in der ersten Saisonhälfte in jedem einzelnen Rennen zur Siegerehrung durfte. Drei Siege, zwei zweite und vier dritte Plätze sorgen für einen Punkeschnitt von 19,889 Zählern pro Rennen und machen Rossi zum WM-Führenden.

Aber nicht nur der Umstand, dass der Altmeister die Gesamtwertung anführt, lässt viele Experten staunen, sondern auch das Faktum, dass er seit Katar an der Spitze steht. In Assen, als sein Vorsprung auf einen mickrigen Zähler zusammengeschmolzen war, schlug er knallhart gegen den aktuellen Hauptrivalen Jorge Lorenzo zurück und baute seither seine Führung wieder auf 13 Punkte aus. Seine Manöver gegen Marquez in Argentinien und Assen haben bereits Kultstatus und sind Beweis, dass Rossi hungriger als je zuvor ist.

Rossi und Lorenzo sind zur Sommerpause die Titelrivalen Nummer eins, Foto: Yamaha
Rossi und Lorenzo sind zur Sommerpause die Titelrivalen Nummer eins, Foto: Yamaha

Lorenzo, der Feinfühlige

Wie bärenstark der vierfache Motorrad-Weltmeister sein kann, stellte er von Jerez bis Barcelona unter Beweis. Vier Rennen in Folge hieß der Sieger Jorge Lorenzo - so etwas hatte es zuvor in der Karriere des 28-Jährigen noch nie gegeben. Wenn die Umstände passen, ist der Mallorquiner an jedem einzelnen Sonntag dick im Geschäft. Allerdings ist Lorenzo in dieser Saison mehr denn je von äußeren Einflüssen abhängig.

Das zeigte sich vor allem in Assen und am Sachsenring: Bridgestone hatte für diese beiden Rennen eine neue Reifenmischung gebracht, die Lorenzo so gar nicht schmeckte. Prompt war der Vierfachsieger in beiden Rennen chancenlos und musste sich unmittelbar nach seinen vier Siegen mit den Plätzen drei und vier zufrieden geben.

Honda verpokert sich

Never change a winning bike - diese etwas abgewandelte Sportweisheit hätte sich Honda im Winter mal lieber zu Herzen nehmen sollen. Denn Titelverteidiger Marc Marquez kam mit der 2015er-Evolution der im letzten Jahr siegreichen RC213V von Beginn an nicht gut zurecht. Nach sieben Rennen hatte der Champion nur 69 Punkte auf dem Konto. Binnen vier Rennen war er dreimal wegen eines Sturzes nicht ins Ziel gekommen - ein negatives Novum in der Karriere des Marc Marquez.

In Absprache mit seinen Renningenieuren zog er daher in Assen die Reißleine und ließ den 2015er-Motor in das 2014er-Chassis bauen. Prompt fühlte er sich auf seinem Weltmeister-Motorrad wieder wohl und holte 45 Punkte in zwei Rennen. Da er aktuell aber bei 65 Punkten Rückstand hält, kann er schon zur Sommerpause nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden. Gewinnt er alle neun ausständigen Rennen und wird Rossi immer Zweiter, fehlen in der Endabrechnung immer noch 20 Punkte auf Titel Nummer drei.

Bei Marquez war mit dem 2015er-Chassis der Wurm drin, Foto: Tobias Linke
Bei Marquez war mit dem 2015er-Chassis der Wurm drin, Foto: Tobias Linke

Die TV-Debatte

Nach sechs Jahren in der Obhut von Sport1 wechselten die MotoGP-Rechte im Winter zu Eurosport. Prompt ließ der Sender mit der Ankündigung aufhorchen, nur neun der 18 Rennen im Free-TV zu übertragen. Bereits beim zweiten und dritten Saisonrennen mussten die Fans für die Motorrad-WM in die Tasche greifen. Der Zorn der TV-Zuseher entlud sich in einem großen Shitstorm quer über alle Plattformen. Allzu viele Leute waren übrigens nicht bereits zu bezahlen, die Quoten rasselten beim ersten zahlungspflichtigen Event, dem Rennen in Austin, in den Keller.

Saison der Rekorde

Die MotoGP wird immer schneller. Im letzten Jahr der offenen Elektronik und der Bridgestone-Ära werden sämtliche Rekorde noch einmal auf die Spitze getrieben. Außer in Katar und Barcelona gab es an jedem der bisherigen neun Rennwochenenden einen neuen Pole- oder Rennrundenrekord. In Jerez, Assen und am Sachsenring wurden sogar sämtliche Bestmarken der Vergangenheit ausgelöscht. Zudem wurde in Katar und Mugello zum ersten Mal in der Geschichte der Motorrad-WM die Schallmauer von 350 km/h durchschlagen.

Verletzungen

Ein unbeliebtes Dauerthema. Auch in der ersten Saisonhälfte blieben die MotoGP-Asse nicht von Verletzungen verschont. Dani Pedrosa, Karel Abraham und Stefan Bradl verpassten wegen Blessuren in der ersten Saisonhälfte ein oder mehrere Rennen. Dabei sind es nicht immer Knochenbrüche nach Stürzen, die für Zwangspausen sorgen. Bei Pedrosa zum Beispiel war es ein komplizierter Eingriff wegen Armpump - jener Volkskrankheit, wegen derer sich in dieser Saison auch schon Alvaro Bautista freiwillig unters Messer legte.