Marc Marquez ist für aggressive Überholmanöver bekannt. Umso älter das Rennen wird, umso härter werden seine Angriffe. In der letzten Kurve kennt er im Stile eines echten Champions dann kein Erbarmen mehr. Das zeigte er 2013 bei seinem Rammstoß gegen Jorge Lorenzo in Jerez und am vergangenen Wochenende in Assen gegen Valentino Rossi. Was so manchen Fan begeistert, stößt bei den anderen Fahrern der MotoGP teilweise auf Unverständnis.

Pol Espargaro, der sich in den kleineren Klassen oft mit Marquez duelliert hatte, schlägt sich nach der Kollision von Assen auf die Seite von Rossi. "Wenn Marc ihn nicht berührt hätte, dann wäre Valentino nicht geradeaus gefahren", ist der Tech3-Pilot überzeugt. "Was hätte Vale denn machen sollen? Marquez musste nach dem Kontakt auch außerhalb des Kerbs, weil er so spät gebremst hat. Natürlich kann man sagen, dass Valentino das Gas aufgemacht hat um durch den Kies zu kommen, aber das ist ja nur gerechtfertigt."

Generell ist Espargaro der Meinung, dass vor allem in den finalen Phasen der Rennen zu viel härte zugelassen wird: "Das Problem ist, dass wir uns daran gewöhnt haben, dass in der letzten Runde und vor allem der letzten Kurve alles passieren kann. Man kann spät bremsen, den anderen Fahrer berühren und nichts passiert. Es sieht so aus, als würde man in der letzten Kurve Immunität genießen. Da darf man innen reinstechen, ganz egal ob man stürzt oder den anderen Fahrer trifft. Klar, wir fahren hier Rennen und es ist die letzte Kurve, aber so etwas kann man trotzdem vermeiden."

Kein Freifahrtschein

Der Moto2-Champion von 2013 meint, dass es dem angreifenden Piloten so zu einfach gemacht wird. "Wenn der Fahrer, der zurückliegt - auch wenn es eine Sekunde ist - die Bremse löst und den anderen Fahrer trifft, dann wird er in der Regel gewinnen", stellt Espargaro eine durchaus belegbare These auf. Er wünscht sich deshalb ein klärendes Gespräch mit dem gesamten MotoGP-Feld: "Vielleicht können wir darüber mit allen Fahrern sprechen und klarmachen, dass es okay ist einen Fahrer zu überholen, wenn man einen Kontakt vermeiden kann. Wenn man aber schon weiß, dass man den anderen Fahrer treffen wird, dann muss es eine Strafe dafür geben. Das richtig zu beurteilen und umzusetzen ist aber natürlich schwer."