Das Barcelona-Wochenende der MotoGP war geprägt von zahlreichen Abflügen. Nachdem bereits Cardion AB-Pilot Karel Abraham nach heftigem Sturz in FP4 am Samstag verletzungsbedingt nicht an Qualifying und Rennen teilnehmen konnte, folgten im Grand Prix am Sonntag sieben weitere Crashes. Marco Melandri war der einzige Pilot, der nicht aufgrund eines Sturzes aus dem Rennen ausfiel. Den Italiener in Diensten von Aprilia plagten hartnäckige Getriebe-Probleme. Motorsport-Magazin.com liefert die Chronologie der weitestgehend hochkarätigen Ausfälle...

Runde 1: Cal Crutchlow

Von Platz neun ins Rennen gestartet erwartete sich der Honda-Satelliten-Pilot in Diensten von LCR in Barcelona mindestens eine Fette Punkteausbeute. Sein Traum allerdings währte nicht mehr als ein paar Hundert Meter. Im Getümmel der ersten Kurven wurde er vom zurückfallenden Pole-Setter Aleix Espargaro unabsichtlich von der Strecke gedrängt. Nach seinem Sturz nahm "Crutch" die Fahrt zwar noch einmal kurz auf, musste sein Bike mit defekter Hinterrad-Bremse jedoch an der Box abstellen. "Aleix hat mich hart getroffen und ich hatte keine Chance mehr, da ich bereits zu arg in der Schräglage war. Ich unterstelle ihm keine Absicht, aber ich bin extrem sauer, da dies in Runde eins völlig unnötig ist. Vor allem, da ich mir heute viel ausgerechnet habe."

Runde 3: Marc Marquez

Die Sieghoffnungen der abtausenden Marquez-Fans an der Strecke waren bereits kurz vor Ende der zweiten Runde zerstört. Auf der hochriskanten Verfolgungsjagd des Führenden Jorge Lorenzo kam Marquez am Eingang von Kurve zehn massiv ins Rutschen, konnte einen harten Zusammenprall mit Lorenzo nur noch durch das Verlassen der Strecke verhindern. Dort stürzte er im Kies und beschädigte sich dabei zudem auch noch den Fußschalthebel. "Ich war am Limit und da kann ein kleiner Fehler eben schon das Aus bedeuten. Wäre Lorenzo nicht da gewesen hätte ich den Rutscher locker abfangen können. So war ich zum Ausritt gezwungen. Ich wusste, dass Risiko meine einzige Chance war - und leider habe ich verloren."

Runde 3: Yonny Hernandez

Nur wenige Augenblicke nach Marquez erwischte es an derselben Stelle in Kurve 10 gleich den nächsten Piloten. Das Opfer diesmal: Pramac-Pilot Yonny Hernandez: "Ich habe beim Anbremsen und Einlenken mein Vorderrad verloren und bin per Highsider abgeflogen. Es passierte alles so schnell, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Ich lag gut in den Top-10, was das Ganze natürlich noch bitterer macht. Ich kann mir noch nicht erklären, was warum passiert ist. Womöglich haben die bei dieser Hitze doch schlechten Grip-Bedingungen einen entscheidende Rolle gespielt."

Zahlreiche Stürze prägten das Bild des Barcelona-GP, Foto: Milagro
Zahlreiche Stürze prägten das Bild des Barcelona-GP, Foto: Milagro

Runde 5: Pol Espargaro

Nach Top-Start von Rang elf fand sich Tech-3-Pilot Pol Espargaro in Runde fünf im harten Dreikampf mit Dani Pedrosa und Teamkollege Bradley Smith um Rang fünf wieder. Kurz nachdem Espargaro am Ausgang von Kurve zwei seine sechste Position an Pedrosa abgeben musste, rutschte der Katalane über das Vorderrad von der Strecke: "Es war heute leider zu heiß und das Grip-Niveau der Strecke leider nicht das Beste. Nach nur wenigen Runden begannen die Reifen abzubauen und ich hatte Probleme, am Limit einzulenken. Im Zweikampf mit Dani kam ich dann von der Ideallinie ab und bin beim Korrekturversuch in Kurve drei hinein über das Vorderrad von der Strecke gerutscht."

Runde 6: Andrea Dovizioso

Mit dem Ducati-Start erwischte es im sechsten Umlauf des Rennens bereits die fünfte Werksmaschine. Auf der Jagd nach dem zweitplatzierten Valentino Rossi ging Dovizioso in Kurve vier zu weit über das Limit hinaus und flog über das Hinterrad ab. Dabei war der Italiener derart über dem Limit, dass nicht einmal mehr die Traktionskontrolle ihn "retten" konnte. "Ich habe einen Fehler gemacht und bin sehr enttäuscht darüber. Es war klar meine Schuld und ich habe die Chance auf ein Podium leichtfertig weggeworfen. Das darf in unserer Situation natürlich nicht passieren", zeigte sich Dovizioso selbstkritisch.

Runde 14: Nicky Hayden

Der MotoGP-Weltmeister des Jahres 2006 erlebte am Sonntag in Montmelo einen Grand Prix zum Vergessen. Bereits in der ersten Runde musste Hayden nach einem optimistischen Manöver den Umweg durchs Kiesbett nehmen, um einen Sturz zu vermeiden. Wenig später ging nach einem Elektronik-Problem kurzzeitig sein Motor aus. Nach 14 Runden wurde Hayden mit einem selbstverschuldeten Abflug dann von seinen "Leiden" erlöst: "Ich muss mich beim Team entschuldigen, denn ich habe binnen weniger Umläufe zwei absolut dumme Fehler gemacht. Das ist normal nicht meine Art und ich bin sehr enttäuscht mit mir selbst."

Nach Traumstart endete Aleix Espargaros Barcelona-Wochenende im Desaster, Foto: Milagro
Nach Traumstart endete Aleix Espargaros Barcelona-Wochenende im Desaster, Foto: Milagro

Runde 21: Aleix Espargaro

Nach verpatztem Rennauftakt zeigte Aleix Espargaro seine ganze Klasse, lag auch durch die Stürze bedingt auf einem mehr als nur ansehnlichen vierten Platz, der zumindest Schadensbegrenzung für ihn und sein Suzuki-Team bedeutet hätte. Allerdings sollte es nicht so weit kommen - und Espargaro teilte fünf Runden vor dem Ende das Schicksal seines Bruders: "Ich habe mir durch die brutale Aufholjagd nach dem schwachen Start leider die Vorderreifen zerstört und der Abbau war gegen Ende einfach zu stark. Die Front funktionierte bereits ab der fünften Runde nicht mehr wie im Training. In Kurve zehn bin ich dann leider auf die Bodenwellen gekommen und hab durch die schlechte Haftung die Front verloren. Das ist das bittere Ende eines schon zu bitteren Arbeitstages."