Der Rennkalender der Motorrad-Weltmeisterschaft könnte 2017 Zuwachs erhalten. Doch es muss sich dabei um keinen exotischen Schauplatz wie Thailand oder Chile halten. Die MotoGP könnte auch ein Rennwochenende im hohen Norden von Europa austragen, genauer gesagt in der finnischen Kleinstadt Kausala. Was sich auf den ersten Blick unglaublich liest, könnte tatsächlich passieren. Mit dem Bau einer Strecke, die kurioserweise den Namen 'Kymi-Ring' trägt, wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen und der Sportliche Beauftragte von MotoGP-Promoter Dorna, Javier Alonso, soll der Anlage bereits einen Besuch abgestattet und eine Absichtserklärung für einen fünfjährigen Vertrag ab 2017 abgegeben haben, wie Omnicorse.it berichtet.

"Rennserien wie die MotoGP oder die Superbike-Weltmeisterschaft passen perfekt in unseren Plan", bestätigt Kari Sohlberg, Präsident von Finnlands Motorsportverband. "Auch Meisterschaften wie die DTM, GP2 oder GP3 wären denkbar." Die neue Anlage soll nach ihrer Fertigstellung zwar die FIA-Einstufung A erhalten und könnte so auch die Formel 1 beheimaten, doch davon will man in Kausala nichts wissen, wie Sohlberg erklärt: "Das ist kein realistisches Ziel. Ein Formel-1-Rennen kostet so viel Geld. Das könnten wir hier in Finnland unmöglich finanzieren."

Ein MotoGP-Rennen scheint nach Ansicht der Streckenverantwortlichen in Kausala aber durchaus denkbar. Der Kurs in der rund 100 Kilometer nordöstlich von Helsinki gelegenen Kleinstadt mit nur etwas mehr als 4000 Einwohnern wurde vom britischen Unternehmen Apex Circuit Design entworfen und soll bei einer Länge von rund 4,8 Kilometern über 15 Kurven verfügen.

Mit Mika Kallio verfügt Finnland über den aktuellen Moto2-Vizeweltmeister, Foto: Milagro
Mit Mika Kallio verfügt Finnland über den aktuellen Moto2-Vizeweltmeister, Foto: Milagro

Das finnische Sport- und Verteidigungsministerium unterstützt den Bau der Strecke tatkräftig mit finanziellen Mitteln. 22 Millionen Euro soll der staatliche Zuschuss betragen, berichtet die Tageszeitung Kouvolan Sanomat.

Große Geschichte in der Motorrad-WM

In der jüngeren Vergangenheit war Finnland nur über Teamchef Aki Ajo sowie Moto2-Vizeweltmeister prominent in der Motorrad-Weltmeisterschaft verankert, doch verfügt das bevölkerungsarme skandinavische Land über große Tradition im Zweiradrennsport. Zwei Jahrzehnte lang gab es bereits einen Finnland-Grand-Prix in der Weltmeisterschaft. 1962 und 1963 wurde in Tampere gefahren, im Anschluss wechselte man nach Imatra. Die Strecke mit dem berühmten Bahnübergang war aber äußerst gefährlich und so kam 1982 das Aus.

Doch Finnland brachte nicht nur einen Grand Prix hervor, sondern auch erfolgreiche Piloten. Jarno Saarinen wurde 1972 250ccm-Weltmeister, bevor er ein Jahr später in Monza tödlich verunglückte.