Die Entscheidung von Eurosport, nach der Übernahme der TV-Rechte für den deutschsprachigen Markt nur noch die Hälfte der MotoGP-Rennwochenenden gratis zu zeigen und den Rest auf dem kostenpflichtigen Kanal Eurosport 2, hat für eine Menge Aufregung gesorgt. Die Fans reagierten verärgert darauf, für ihren Lieblingssport, den sie seit Ewigkeiten umsonst im Fernsehen verfolgen konnten, plötzlich zahlen zu müssen. Dabei sind die Zuseher in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei weitem nicht die Ersten, die für die MotoGP zur Kasse gebeten werden. In den anderen großen europäischen Märkten wie Spanien, Italien oder Großbritannien landete die Königsklasse schon früher im Pay-TV.

Doch woher kommt dieser Trend zu kostenpflichtigen Übertragungen? Über sechs Jahrzehnte war man in der Motorrad-Weltmeisterschaft doch auch ohne diese ausgekommen. Der Grund liegt in den heutzutage deutlich sparsameren Sponsoren der MotoGP-Teams. Bis zur Saison 2010 wurden die Rennställe mit Millionen geradezu überschwemmt, ein Großteil davon kam aus der Tabakindustrie. Jeder Fan erinnert sich wohl noch an die Marlboro-, Camel-, Gauloises-, Lucky-Strike-, oder Rothmans-Aufschriften auf den Maschinen der Königsklasse. Doch dann wurde das Sponsoring durch die Zigarettenfirmen von der EU, auf deren Gebiet heute immerhin elf von 18 Saisonrennen stattfinden, verboten. Den Unternehmen sollte keine Werbefläche mehr für ihre gesundheitsschädlichen Produkte gegeben werden.

Tabaksponsoring gehört der Vergangenheit an, Foto: Ducati
Tabaksponsoring gehört der Vergangenheit an, Foto: Ducati

Suppo plädiert für Pay-TV

So verständlich die moralischen Bedenken auch waren und sind, beraubte man die MotoGP dennoch ihrer größten Einnahmequelle. Keine Branche war seither in der Lage, diese Lücke zu füllen. Das Ducati-Werksteam etwa ist seit dem Verbot der Tabaksponsoren ohne einen Hauptsponsor auf den Verkleidungen seiner Maschinen unterwegs. Auch bei Yamaha sah es jahrelang mager aus.

"Zur Zeit des Tabak-Sponsorings gab es mehr große Sponsoren als Teams, jetzt ist es genau umgekehrt. Unsere Welt hat sich verändert", konstatiert Repsol-Honda-Teamchef Livio Suppo bei MCN. "Dieser Sport, und auch alle anderen Sportarten, müssen ihr Geschäftsmodell aufgrund dieser Veränderungen überdenken." Und genau hier kommt das Pay-TV ins Spiel. Durch die kostenpflichtigen Übertragungen werden deutlich höhere Einnahmen lukriert, als das mit normalen Free-TV-Sendern jemals möglich wäre. Pay-TV sei daher aktuell die einzige Möglichkeit, um die im Sponsoring klaffende Lücke zu füllen, meint Suppo: "Es ist heute viel einfacher, Geld von Pay-TV-Sendern zu bekommen als von Sponsoren. Daran müssen wir uns anpassen."

Dorna schüttet Mehreinnahmen aus

Durch die gestiegenen Einnahmen aus den Fernsehübertragungen ist MotoGP-Promoter Dorna nun in der Lage, deutlich mehr Geld an die Teams weiterzugeben, als das bisher der Fall war. Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta spricht von rund 30 Prozent zusätzlich ab 2017 - eine wichtige Unterstützung, vor allem für finanzschwache Privatrennställe. Mit Schrecken denkt man in der MotoGP an die nach der Wirtschaftskrise stark dezimierten Starterfelder mit teilweise nur 17 Maschinen zurück, die erst durch die Einführung der CRT-Klasse wieder befüllt werden konnten.

2010 schrumpfte der Grid auf nur 17 Fahrer, Foto: Bridgestone
2010 schrumpfte der Grid auf nur 17 Fahrer, Foto: Bridgestone

"Es ist eine sehr gute Idee der Organisatoren, die kleineren Teams zu unterstützen", ist auch Livio Suppo überzeugt. Auch die großen Werke wie Honda, Yamaha, Ducati, Suzuki oder Aprilia brauchen die Kundenteams im MotoGP-Grid, gibt der Italiener zu bedenken: "Die Hersteller ein großes Interesse an dieser Meisterschaft und wir brauchen die Satelliten-Bikes, um das Feld vollzubekommen." Das gelingt mit 25 Motorrädern aktuell sehr gut und daran wird sich in absehbarer Zeit wohl auch nichts ändern. Der Fan vor dem Fernseher muss dafür aber bereit sein, für die MotoGP in die Tasche zu greifen.