Zum ersten Mal seit 2009 liegt Valentino Rossi nach den ersten drei Grands Prix einer Saison in der Gesamtwertung auf Rang eins. Zwei Siege und einen dritten Platz fuhr er in den Rennen von Losail, Austin und Termas de Rio Hondo ein. Langsam aber sicher macht sich der Altmeister so selbst zum großen Favoriten auf die Weltmeisterschaft, dass er im Kampf um den Titel ein Wörtchen mitreden wird dürfte unbestritten sein. Doch in der 2015 so unglaublich ausgeglichenen MotoGP-Klasse dürfen sich zahlreiche Piloten eine realistische Chance auf den Gesamtsieg ausrechnen.

Rossi selbst scheint trotz des holprigen Saisonstarts von Marc Marquez mit dem Fehler in Kurve eins des Katar-GPs und der Kollision am Sonntag in Argentinien den amtierenden Weltmeister als härtesten Gegner im Titelkampf anzusehen. "Ich glaube nicht, dass sich ein Fahrer wie Marc von so etwas verunsichern lässt oder dass ein schlechtes Resultat seine Einstellung verändert", meinte Rossi nach dem Rennen. "Für mich war es aber wichtig, ihm zu zeigen, dass ich ihn im direkten Duell schlagen kann. Wir müssen genau so weitermachen, aber Marc wird sich mit Sicherheit wieder zurückkämpfen."

Marc Marquez verlor in Argentinien das Duell gegen Rossi, Foto: motogp.com
Marc Marquez verlor in Argentinien das Duell gegen Rossi, Foto: motogp.com

30 Punkte fehlen Marquez aktuell in der Gesamtwertung auf Rossi. Wesentlich weniger Rückstand müsste Andrea Dovizioso auf den WM-Leader gutmachen. Er liegt nur sechs Zähler zurück. "Andrea ist sehr nah dran und liegt nur sechs Punkte hinter mir, obwohl ich einen fast perfekten Start in die Saison erwischt habe", zollt Rossi seinem Landsmann auf der Ducati Respekt. Ein letztjähriger Ducatisti meldete sich in Termas de Rio Hondo ebenfalls eindrucksvoll zurück. Cal Crutchlow raste mit der LCR-Honda auf Rang drei. Keine Eintagsfliege, glaubt Rossi: "Ich erwarte, dass Cal in dieser Saison konstant stark sein wird."

Lorenzo noch nicht abgeschrieben

Mächtig Federn lassen musste in den ersten drei Saisonrennen Rossis Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo. Er stand noch nicht einmal auf dem Podium. Drei Starts ohne ein einziges Top-Drei Ergebnis in Serie - das war dem Mallorquiner zuletzt in seiner Debütsaison 2008 passiert. Für Rossi aber noch lange kein Grund, seinen 29 Punkte zurückliegenden Stallgefährten abzuschreiben: "Er scheint im Moment ein paar Probleme zu haben, aber er hat das Potenzial, sich schon in den nächsten Rennen wieder zu steigern. In diesem Jahr ändert sich das Kräfteverhältnis von Rennen zu Rennen. An jedem Wochenende sieht es anders aus."

Lorenzo war in dieser Saison nur selten vor Rossi zu finden, Foto: Yamaha
Lorenzo war in dieser Saison nur selten vor Rossi zu finden, Foto: Yamaha

Routinier Rossi weiß natürlich, dass nach gerade einmal einem Sechstel der Saison noch so gut wie nichts entschieden ist. "Im Moment freue ich mich natürlich sehr, denn ich war in drei Rennen immer auf dem Podium und habe zwei Mal gewonnen, also gleich viele Siege eingefahren wie im ganzen letzten Jahr. Ich denke aber nur von Rennen zu Rennen", stellte der 36-Jährige klar. "Natürlich liege ich im Moment vorne, aber die Saison ist noch sehr lang. Ich denke, dass es ein großartiger Kampf um den Titel werden wird."