Die Strapazen für Mensch und Maschine in der MotoGP werden härter. Da aus dem Zweikampf zwischen Honda und Yamaha dank Ducati in dieser Saison ein Dreikampf wurde, gehen alle drei Hersteller mehr denn je ans Limit. Das zeigte sich in Austin mehrfach.

Beide Ducatis rollten in der Auslaufrunde ohne Sprit aus. Schon am Samstag musste Marc Marquez seine Honda mitten im Qualifying wegen einer Warnleuchte abstellen. Und Yamaha hatte in Austin massive Probleme mit dem Topspeed. Wird die technische Komponente am Ende gar die WM mitentscheiden?

Marquez-Problem bleibt geheim

Noch ist alles im grünen Bereich, doch die WM ist erst zwei Rennen alt und damit ist erst ein Neuntel der Saison vorbei. Honda und Yamaha haben im gesamten Jahr nur fünf Motoren zur Verfügung. Marquez hat am Samstag womöglich schon einen davon eingebüßt. Die Fehlersuche bei Honda ist zwar schon abgeschlossen, doch was genau der Auslöser für die Warnleuchte im Qualifying war, ist geheim.

"Darüber kann ich leider nicht sprechen", wich Marquez nach dem Rennen einer Frage nach dem Ursprung des Defekts aus. Am Tag zuvor hatte der Honda-Fahrer bestätigt, dass die Warnleuchte sowohl für Motor als auch Getriebe eingesetzt wird. Offiziell gebe es kein Problem, so Marquez: "Mir wurde gesagt, dass am Motor nichts kaputt ist."

In Austin ging das Gerücht um, dass Honda die Drehzahl erhöht hat. Das würde auch erklären, warum in dieser Saison die Motorräder der Japaner den Vorjahresprimus Ducati an der Spitze der Topspeed-Wertungen abgelöst haben. In Katar durchbrach Marquez als erster Fahrer die 350-km/h-Schallmauer bei einer offiziellen Messung, in Austin war Pedrosa-Ersatz Hiroshi Aoyama mit 339,4 km/h der schnellste.

Yamaha verhungert auf Geraden

Nur mehr das drittschnellste Motorrad bei der Endgeschwindigkeit: die Yamaha M1. Auf Marquez fehlten Jorge Lorenzo und Valentino Rossi im Rennen rund fünf km/h. "Ja, wir verlieren auf den Geraden", gab Rossi am Sonntag nach dem verlorenen Duell mit Ducatis Andrea Dovizioso zu. Dieser führte aus: "Die Power unserer Ducati ist vor allem im Bereich des dritten bis fünften Gangs stärker."

Rossi sorgt sich um seine Endgeschwindigkeit, Foto: Yamaha
Rossi sorgt sich um seine Endgeschwindigkeit, Foto: Yamaha

Für Rossi ist klar, warum man beim Topspeed derzeit kein Land sieht: "Wegen der 20 Liter Sprit. Da fehlen dir die nötigen PS, besonders bei Endgeschwindigkeiten jenseits der 280 km/h." Noch darf Ducati zwei Liter Sprit mehr an Bord führen als Honda und Yamaha. Holen Dovizioso und Iannone aber noch zwei weitere Podestplätze, ist dieser Vorteil weg.

Ducati geht der Sprit aus

Schon mit 22 Litern wurde es in Austin aber knapp für Ducati. Beide Maschinen blieben nach der Zieldurchfahrt mit leerem Tank liegen. Zum ersten Mal seit den Zugeständnissen durch die Factory-2-Regelung musste der italienische Hersteller mit diesem Tankvolumen auskommen, im Vorfeld hatte man stets behauptet, das sei kein Problem. Ein Bluff?

"Wir haben alles unter Kontrolle", beschwichtigte Dovizioso. "Wir sind am Limit, aber das ist hier normal. Angst haben wir jedenfalls keine, auch wenn wir zuletzt deutlich mehr Sprit verwenden konnten als Honda und Yamaha." Laut Ducati-Teamchef Gigi Dall'Igna sei nur die Verschiebung des Startzeitpunkt um 37 Minuten und die damit einhergehende höhere Temperatur Schuld am Ausrollen der beiden Desmosedici gewesen. "Unter normalen Bedingungen ist das kein Problem", sagte der Italiener.

Doch wie sieht das mit zwei weiteren Litern weniger aus? Ein Szenario, mit dem sich Ducati wohl bald befassen wird müssen. Fehlen Dovizioso und Iannone dann am Ende gar die nötigen PS um Honda und Yamaha in Schach zu halten? Kann Honda dann wieder seine Drehzahl etwas verringern und die fünf Motoren schonender einsetzen? Geht dadurch der Topspeed-Nachteil von Yamaha zurück?

Der Grand Prix in Austin hat am Ende mehr Fragen aufgeworfen, als er beantworten konnte. Die Materialschlacht der nächsten Monate wird aber bald darüber Aufschluss geben, wer den längsten Atem hat.