Schmaler Silberstreif am pechschwarzen Horizont: Beim MotoGP-Qualifying in Katar setzte Alvaro Bautista mit Platz elf im ersten Qualifying die bislang spürbarste Duftmarke der bislang blassen und grauen Maus Gresini-Aprilia. Schienen die letzten beiden Plätze bei den meisten Sessions bislang für Bautista und Marco Melandri reserviert zu sein, zeigte der Spanier auf dem Losail International Circuit, dass trotz der schwierigen Bedingungen und dem unterlegenen Material noch Leben in ihm steckt.

So umrundete er die Wüstenstrecke im 15-minütigen Q1 mit einer persönlichen Bestzeit von 1:56.187 deutlich schneller als in den vier Sessions zuvor. Dabei ließ Bautista nicht nur den Teamkollegen, sondern zudem Ioda-Pilot Alex de Angelis, Forward-Rookie Loris Baz und sogar Jack Miller auf dem LCR Honda-Production-Racer hinter sich. Auf die nächste Open-Honda von Karel Abraham fehlten Bautista dann nur weitere zwei Zehntelsekunden.

Aprilia: Erstes Rennen als Meilenstein

"Alvaros Arbeit und seine heutige Leistung sind für das Team enorm wichtig, denn wir haben gesehen, dass wir gar nicht so weit weg von einigen Kontrahenten weg sind, deren Rennställe deutlich erfahrener und deren Bikes deutlich weiter entwickelt sind", freute sich Aprilia-Motorsportchef Romano Albesiano. So könne und solle das Team weitere Motivation aus den kleinen aber feinen Fortschritten ziehen - unabhängig vom Rennausgang am Sonntag.

Marco Melandri machte bei aggressiver Fahrt gute Erfahrungen mit der Resonanz der Aprilia, Foto: Aprilia Gresini
Marco Melandri machte bei aggressiver Fahrt gute Erfahrungen mit der Resonanz der Aprilia, Foto: Aprilia Gresini

"Das erste Rennen wird einen weiteren wichtigen Schritt auf unserem Weg zurück bedeuten und wir müssen mit maximalem Ernst an die Sache herangehen", fordert Albesiano. "Unter diesen Bedingungen lernen wir mehr über Bike, Fahrer und Team als in jedem Test oder Training." Auch Teamchef Fausto Gresini hebt die Wichtigkeit des Rennens hervor. "Wir müssen auf jeden Fall ankommen - und das ist unser Ziel. Wir dürfen niemals aufgeben und müssten glauben und Stärke zeigen. Morgen kann ein wichtiger Schritt für unsere Entwicklung erfolgen."

Bautista warnt: Viele offene Problemherde

Auch Bautista zeigt sich über die kleinen Fortschritte und seine Leistung erfreut, mahnt jedoch, die nach wie vor eklatanten Schwachstellen weiterhin mit aller Macht zu bekämpfen. "Wir haben heute zeitlich gute Fortschritte gemacht, aber ehrlich gesagt hat sich mein Fahrgefühl auf dem Bike nicht wirklich verändert. Alles, was heute nach vorne ging, hing von der verbesserten Elektronik ab. Das ist natürlich ein wichtiger Teil, aber leider eben nicht der einzige Bereich, in dem wir uns steigern müssen."

Lobend hebt Bautista das Verhalten seiner RS-GP hervor, als er auf seinem zweiten Run in Q1 die Limits austestete. "Ich habe auf meiner letzten Runde wirklich noch einmal alles riskiert und das Bike hat vor allem auf der Front sehr gut reagiert, wenn ich die Kurven aggressiv angefahren habe. Wir brauchen da natürlich noch mehr Vergleichsdaten, aber dieser Schritt ist wahrlich ein gutes Zeichen. Ansonsten müssen wir uns hinsichtlich des Grips und des Verhaltens des Chassis' in Kurven steigern."

Für das Rennen setzt sich Bautista keine unrealistischen Ziele: "Wir wollen ankommen und vor allem eine konstante Pace über die gesamte Distanz fahren. Sollte uns das gelingen, wären wir zweifelsohne bereits einen großen Schritt vorangekommen." Teamkollege Melandri landete abgeschlagen auf dem letzten Platz (1:57.934), fand dabei wenig positive Anhaltspunkte: "Wir haben nicht annähernd die Verbesserungen geschafft, die wir wollten. Das Bike gibt momentan nicht das her, was es sollte, und ich spüre die Hemmungen auch bei mir. Es wird ein hartes Jahr für uns."