Der MotoGP-Zirkus wechselte 2010 den britischen Austragungsort. Vom Donington Park zog man weiter ins Home of british motor racing nach Silverstone. Seitdem wurden auf der Strecke sechs zum Teil denkwürdige Rennen ausgetragen, die in unserem Rückblick noch einmal Revue passiert werden.

Silverstone 2016: Entfesselter Vinales hängt alle ab

Maverick Vinales fuhr der Konkurrenz 2016 auf und davon, Foto: Suzuki
Maverick Vinales fuhr der Konkurrenz 2016 auf und davon, Foto: Suzuki

Cal Crutchlow verzückt die heimischen Fans schon am Samstag im nassen Qualifying mit der Pole. Im neugestarteten Rennen nach einem heftigen Crash zwischen Pol Espargaro und Loris Baz übernimmt Crutchlow wieder die Führung. Diese nimmt ihm aber Maverick Vinales noch im Laufe der ersten Runde ab. Danach dreht der Suzuki-Pilot so richtig auf und distanziert seine Verfolger innerhalb von sieben Runden um 2,8 Sekunden. Vinales ist auf dem Weg zum Sieg nicht mehr aufzuhalten und überlässt Crutchlow, Valentino Rossi, Marc Marquez, Dani Pedrosa und Andrea Iannone den Kampf um die Verfolgerplätze. Eine erste Vorentscheidung fällt sechs Runden vor Schluss, als Iannone per Sturz ausscheidet. Am Ende kristallisiert sich Marquez vs. Crutchlow als Zweikampf um Platz zwei heraus, doch Marquez verbremst sich in der vorletzten Runde in Stowe und fällt zurück. Crutchlow wird am Ende Zweiter vor Rossi und Marquez. In der WM nach zwölf Rennen liegt Marquez (210) dennoch komfortabel mit 50 Punkten Vorsprung vor Rossi (160) vorn. Dritter ist Lorenzo (146).

Silverstone 2015: Rossi großer Sieger im Regen-Chaos

Valentino Rossi konnte 2015 die Konkurrenz im Regen auf Distanz halten, Foto: Bridgestone
Valentino Rossi konnte 2015 die Konkurrenz im Regen auf Distanz halten, Foto: Bridgestone

Chaos schon vor dem Start: Das Rennen wird als Dry Race gestartet, aber schon in der Einführungsrunde kommen alle Piloten zum Bike-Wechsel an die Box. Der Regen hat einfach zu stark zugenommen. Eine halbe Stunde später holt sich Jorge Lorenzo den Holeshot, doch schon in Runde zwei gehen Valentino Rossi und Marc Marquez vorbei. Von hinten stürmt zudem das LCR-Duo Cal Crutchlow und Jack Miller heran, doch eine teaminterne Kollision in Runde drei beendet für Beide das Rennen. Der Zwischenfall sorgt für eine große Lücke hinter Rossi und Marquez. Lorenzo droht weiteres Ungemach von hinten: Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso überholen den Yamaha-Piloten in der achten Runde für Rang drei und vier. Die Rennentscheidung fällt mit Marquez' Sturz acht Runden vor Schluss. Danach muss Rossi zwar noch etwas zittern, da die Ducatis immer näher kommen. Doch an der Reihenfolge vorn ändert sich bis Rennende nichts mehr: Rossi gewinnt vor Petrucci, Dovizioso und Lorenzo. Für die WM nach zwölf Rennen bedeutet das: Rossi (236 Punkte) führt wieder und hat zwölf Punkte Vorsprung auf Lorenzo (224), für Marquez auf Gesamtrang drei (159) ist der WM-Zug abgefahren.

Silverstone 2014: Zwei Fights und eine Berührung sorgen für Aufregung

Marquez revanchierte sich 2014 für die Niederlage ein Jahr zuvor, Foto: Milagro
Marquez revanchierte sich 2014 für die Niederlage ein Jahr zuvor, Foto: Milagro

Das Rennen führen vom Start weg Jorge Lorenzo und Marc Marquez an. Für Aufsehen sorgt in der Anfangsphase Aleix Espargaro, der sich in der ersten Runde auf Position drei nach vorne schiebt und diesen Platz verbissen verteidigt. Sein Feuerwerk ist jedoch schnell abgebrannt und nach wenigen Runden kämpfen Valentino Rossi, Dani Pedrosa und Andrea Dovizioso um den letzten Platz auf dem Podest. Lorenzo und Marquez sind für sie zu stark an diesem Tag. Die beiden Spitzenreiter setzen sich schrittweise ab und liefern sich ein Privatduell um den Sieg. Sieben Runden vor Schluss geht Marquez erstmals in Führung, der Spanier verliert den ersten Rang aber durch einen Verbremser in Stowe zwei Runden später. Drei Runden vor dem Ende zieht Marquez dank eines grenzwertigen Manövers endgültig an Lorenzo vorbei und rast danach zum Sieg. Den bis zum Zielstrich fesselnden Dreikampf um Rang drei entscheidet Rossi vor Pedrosa und Dovizioso für sich. Mit dem elften Saisonsieg aus zwölf Rennen führt Marquez in der WM ungefährdet mit 288 Punkten vor Pedrosa (199) und Rossi (189).

Silverstone 2013: Nicht mit Jorge Lorenzo!

Das Manöver in der drittletzten Kurve von Marquez ließ sich Lorenzo 2013 nicht gefallen, Foto: Milagro
Das Manöver in der drittletzten Kurve von Marquez ließ sich Lorenzo 2013 nicht gefallen, Foto: Milagro

Der britische GP entscheidet sich 2013 ebenfalls zwischen den großen Drei, und in welcher Manier! Bereits in der Anfangsphase führen Lorenzo und Marquez, die beiden setzten sich von ihrem ersten Verfolger Bradl, der am Ende Sechster wird, ab. In Runde drei kann Pedrosa an Bradl vorbeiziehen und die Verfolgung der beiden Führenden aufnehmen. Wenige Umläufe später ist der Anschluss für Pedrosa geschafft, für den Schlussspurt sind dadurch aber seine Reifen zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, sodass er keine Angriffe mehr starten kann und Dritter wird. Lorenzo und Marquez hingegen liefern sich ein furioses Duell, in dem die Führung in den letzten Runden mehrmals wechselt. Den scheinbar entscheidenden Angriff startet Marquez drei Kurven vor Schluss, aber Lorenzo will sich an diesem Tag nach vier Marquez-Siegen en suite nicht geschlagen geben und kontert eine Kurve später Marquez‘ Manöver noch einmal. Im Zielsprint durch die Woodcote behält Lorenzo die Nase vorne. Den Rückstand auf Marquez (233 Punkte) kann Lorenzo (194) nach dem zwölften Saisonlauf so leicht verringern. Zwischen den beiden rangiert noch Pedrosa auf Gesamtrang zwei (203).

Silverstone 2012: Lorenzo beißt sich zum Sieg

2012 schüttelte Jorge Lorenzo die Honda-Meute ab, Foto: Bridgestone
2012 schüttelte Jorge Lorenzo die Honda-Meute ab, Foto: Bridgestone

Nach dem Start bildet sich vorne eine Gruppe mit Ben Spies, Casey Stoner, Überraschungs-Pole-Setter Alvaro Bautista, Nicky Hayden, Lorenzo, Dovizioso und Pedrosa. Wer in dieser Siebener-Gruppe die beste Pace hat, kristallisiert sich bald heraus: Der Erste der eine Lücke herausfahren kann ist Stoner, der in Runde fünf die Führung von Spies übernimmt. Zwei Umläufe später ist Lorenzo an der Spitze der Verfolgergruppe und kann sich von den Anderen lösen und den Abstand zu Stoner verringern. Hinter den beiden sind Bautista und Pedrosa die Schnellsten. Zur Rennhälfte ereignen sich zwei entscheidende Manöver: Lorenzo kann Stoner überholen, um danach am absoluten Limit zum Sieg zu preschen, und Pedrosa passiert Bautista für Platz drei. Stoner muss in der Schlussphase noch gegen seine beiden Honda-Kollegen um Platz zwei kämpfen, aber die Reihenfolge bleibt bis zum Ziel erhalten. Stefan Bradl fährt als Achter durchs Ziel. In der Meisterschaft liegt Lorenzo nach sechs Rennen mit 140 Zählern ganz vorne vor Stoner (115) und Pedrosa (101).

Silverstone 2011: Stoner geht übers Wasser

Bei seinem Sieg 2011 musste sich auch Casey Stoner warm anziehen, Foto: Milagro
Bei seinem Sieg 2011 musste sich auch Casey Stoner warm anziehen, Foto: Milagro

Das Rennen geht unter Bedingungen über die Bühne, die man zweifellos als very british bezeichnen darf. Im nasskalten und windigen Silverstone führen zu Rennbeginn Stoner, Dovizioso, Marco Simoncelli und Lorenzo. Simoncelli kann in Runde vier einen Sturz in Kurve eins gerade noch abfangen, verliert Platz drei aber an Lorenzo. Lorenzo übertreibt es wenige Runden später im Kampf mit Dovizioso und fliegt in der ersten Kurve ab, sodass nun wieder drei Hondas in Front liegen. Aber nicht lange, denn zwei Umläufe nach Lorenzo schlittert auch Simoncelli an gleicher Stelle ins Aus. Hinter Stoner und Dovizioso liegt nun der am Schlüsselbein verletzte Colin Edwards an dritter Stelle, wobei das Feld nun weit auseinander gezogen ist. Trotz der am Schluss großen Abstände ist das Rennen lange Zeit spannend. Durch seinen vierten Saisonsieg im sechsten Rennen klettert Stoner wieder an die Spitze der Gesamtwertung. Der Australier hält nun bei 116 Punkten. Sein schärfster Widersacher ist zu diesem Zeitpunkt Lorenzo (98), gefolgt von Dovizioso (83).

Silverstone 2010: Spannung nur hinter Sieger Lorenzo

Jorge Lorenzo fuhr 2010 vom Start weg in seiner eigenen Liga, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo fuhr 2010 vom Start weg in seiner eigenen Liga, Foto: Milagro

Der britische Grand Prix anno 2010 verkommt zur Solo-Show des Jorge Lorenzo. Sein Sieg ist nur in der ersten Runde ernsthaft gefährdet. Danach ist der Mallorquiner unerreichbar für den Rest der Welt in der Ferne entschwunden. Spannend wird es im Kampf um die zweite Position. Zunächst fighten Dovizioso und Randy De Puniet um diese, bald stößt auch Hayden zu den Beiden hinzu. In der Gruppe dahinter, bestehend aus Spies, Simoncelli, Pedrosa und Stoner, können sich Spies und Stoner durchsetzen. Beiden gelingt die Aufholjagd zur Gruppe vor ihnen, somit wird aus dem Dreikampf um die restlichen Podestplätze ein Fünfkampf. Dovizioso setzt sich letztlich durch und wird Zweiter vor Spies, der Hayden in der letzten Runde noch passiert, Stoner und De Puniet, der am Schluss abreißen lassen muss. Mit seinem einsamen Sieg ist Lorenzos Vorsprung in der Gesamtwertung schon nach fünf Läufen beträchtlich. Mit 115 Punkten liegt er deutlich vor Dovizioso (78) und dessen Repsol-Honda-Teamkollegen Pedrosa (73).