Die erste Saison der Open-Klasse wurde 2014 für Honda zum Debakel. Konkurrent Yamaha hatte das Reglement geschickter ausgenützt und war mit Aleix Espargaro dem Production-Racer von Honda deutlich überlegen. Eine schmerzliche Niederlage für den größten Motorradbauer der Welt, die sich 2015 nicht mehr wiederholen soll. Anstatt ein vollkommen eigenständiges Open-Bike zu entwickeln, ist die neue RC213V-RS im Wesentlichen ein Factory-Bike aus dem Vorjahr.

Das macht sich vor allem in puncto Motorleistung bemerkbar, was 2014 noch die größte Schwachstelle gewesen war. "Das Motorrad ist auf jeden Fall stärker als im vergangenen Jahr. Es hat 30 oder 40 PS mehr als 2014", bestätigt Nicky Hayden, der im Team von Aspar in seine zweiten Saison auf einer Open-Honda geht, im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP.

Mit dem neuen Motorrad konnten Hayden und die weiteren RC213V-RS-Piloten Jack Miller, Eugene Laverty und Karel Abraham bereits deutliche Fortschritte machen, wie der US-Amerikaner verrät: "Wir haben vom ersten zum zweiten Test einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht. Unsere Rundenzeit konnten wir um fast eine Sekunde verbessern und das nicht nur über eine Runde, sondern konstant."

Auch Moto3-Aufsteiger Jack Miller fährt eine Open-Honda, Foto: Milagro
Auch Moto3-Aufsteiger Jack Miller fährt eine Open-Honda, Foto: Milagro

Enorme Leistungssteigerung im gesamten Feld

Der Routinier weiß aber, dass das alleine wenig bringt. "Wir sind viel schneller, aber das gilt auch für alle anderen Fahrer. Im Vorjahr ist in Sepang niemand 1:58er-Zeiten gefahren, also ist klar, dass sie einen großen Schritt gemacht haben. Das Feld ist vielleicht stärker als es je war", glaubt Hayden. Die Schwachstelle seines Arbeitsgerät kennt der Weltmeister von 2006 ganz genau: "Wir müssen noch viel an der Elektronik arbeiten. Im letzten Jahr war die Open-Software noch kein Problem für uns, weil wir nicht so viel Leistung hatten."

Im überaus komplexen Bereich der Elektronik sieht Hayden einen Sektor, in dem an der Open-Honda der größte Aufholbedarf besteht: "Die Motorbremse können wir definitiv noch deutlich verbessern. Da haben es die Werksteams in den letzten Jahren geschafft, viel Sprit zu sparen. Dafür muss man sich aber am Kurveneingang mehr auf die Elektronik als auf den mechanischen Grip verlassen. Die Verzögerung mit der Motorbremse vor einer Kurve hat viele verschiedene Phasen - zuerst die Gerade, dann die erste Bremsphase und die finale. Die Ingenieure brauchen daher viel Zeit, um die Daten durchzugehen und neue Motor-Mappings zu erstellen."