Die MotoGP-Bilanz von Dani Pedrosa ist ernüchternd. 26 Grand-Prix-Siege, 94 Podiumsplatzierungen, 27 Pole Positions und 41 schnellste Rennrunden sind Werte, die nur ganz wenige Piloten in der Königsklasse erreicht haben. Doch Pedrosa konnte nie den MotoGP-Weltmeistertitel gewinnen, wurde drei Mal Vizeweltmeister. Dennoch kommen zu seinen bisherigen neun Saisons im Team von Repsol Honda 2015 und 2016 noch zwei weitere Jahre hinzu.

Eine Entscheidung, die nicht jedem gefällt. Mit 29 Jahren ist der kleine Katalane keine Nachwuchshoffnung mehr und seine Aussichten, Marc Marquez noch einmal abzufangen, werden wohl von Jahr zu Jahr geringer. Eine Meinung, die auch Mick Doohan, selbst fünffacher Weltmeister im Honda-Werksteam, gegenüber MCN vertritt: "Dani hatte schon viele Chancen in der MotoGP. Ich bin mir nicht sicher, ob er der Typ ist, um Marc vom Thron zu stoßen."

Noch deutlichere Worte findet mit Kevin Schwantz ein weiterer ehemaliger Champion in der Königsklasse. "Er hat in seiner MotoGP-Karriere keinen schlechten Job gemacht, aber wir haben gesehen, dass er keine Weltmeisterschaft gewinnen kann. Zeig mir den letzten Typen, der acht oder neun Jahre bei Honda war, keinen Titel geholt hat und immer noch einen Job hat. Wenn du nicht der Kerl bist, der die Schecks ausstellt, dann passiert das normalerweise nicht", glaubt der Texaner.

2012 fehlten Pedrosa nur 18 Punkte zum Titel, Foto: Milagro
2012 fehlten Pedrosa nur 18 Punkte zum Titel, Foto: Milagro

Miller als idealer Pedrosa-Ersatz

An Pedrosas Stelle hätten die beiden MotoGP-Legenden lieber einen jungen, aufstrebenden Fahrer gesehen. Konkret denkt das Duo dabei an denselben Piloten: Jack Miller. Der Australier wurde zwar von Honda in die MotoGP geholt, dort aber vorerst im Kundenteam von Lucio Cecchinello zwischengeparkt. "Marc ist erst 21 und es scheint nicht so, als würde er das Team verlassen. Warum zieht man also nicht einen neuen Fahrer hoch? Ich weiß, dass sie das mit Jack bei LCR vorhaben, aber wo liegt der Sinn in diesem Weg?", fragt sich etwa Doohan.

Auch er habe sich nicht durch die beiden kleineren Klassen der Motorrad-Weltmeisterschaft gekämpft: "Als ich zu Honda gekommen bin, war ich weder in der 125er noch in der 250ccm-Klasse gefahren, aber mittlerweile scheint es so, als müsste man die Moto3 und Moto2 absolvieren. Viele Leute haben Angst, ein Risiko einzugehen. Ich verstehe nicht, wieso sich so viele für den leichtesten Weg entscheiden."

Der Australier befürchtet, dass sein mit unglaublichem Siegeswillen ausgestatteter Landsmann Miller in seiner diesjährigen Position einen gewissen Frust verspüren wird. "Er wird bei LCR das Production-Bike fahren, was in Ordnung ist, so lange er die Grenzen der Maschine akzeptiert und nicht zu grübeln beginnt, warum er nicht weiter vorne ist. Dann könnte es ihm schaden. Ein Motorrad zu fahren, das schwächer ist als die der Jungs an der Spitze, kann mental ziemlich ermüdend sein. Auch körperlich ist es anstrengend, weil man versucht, zu viel aus dem Bike herauszuholen", erklärt der 54-fache Grand-Prix-Sieger.

Jack Miller muss sich vorerst mit der Open-Honda zufrieden geben, Foto: LCR Honda
Jack Miller muss sich vorerst mit der Open-Honda zufrieden geben, Foto: LCR Honda

Kevin Schwantz sieht auch die positive Seite des Drei-Jahres-Vertrags, den Miller bei Honda unterschrieben hat: "Das gibt ihm große Sicherheit. Er kann bei LCR sehen wie es läuft und dann vielleicht Danis Platz im Werksteam übernehmen. Vielleicht ist der Vertrag nichtig, wenn er nicht in die Top-Ten kommt. Dann kann er sich den Arsch damit abwischen, aber auf Anhieb einen Drei-Jahres-Deal bei HRC zu bekommen ist schon etwas Besonderes. So etwas haben Mick Doohan oder Casey Stoner nicht einmal zu Gesicht bekommen." Die beiden Piloten aus Down Under haben für Honda immerhin sechs Weltmeisterschaften gewonnen.