Wayne Rainey ist einer der erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft. Von 1990 bis 1992 wurde er auf Yamaha drei Mal in Serie 500ccm-Champion. 1993 stürzte der damals 32-Jährige auf dem Weg zu seinem vierten Titelgewinn beim drittletzten Saisonrennen in Misano, brach sich den sechsten Brustwirbel und ist seither querschnittsgelähmt. 24 Grand-Prix-Siege konnte er bis dahin einfahren.

Auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb Rainey ein interessierter Beobachter der Motorrad-Weltmeisterschaft. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die MotoGP-Legende weiß natürlich auch ganz genau, was es braucht, um Titel zu gewinnen. Vor Saisonstart nimmt er die vier überragenden Piloten der letzten Jahre - Marc Marquez, Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa - genau unter die Lupe und analysiert ihre Stärken und Schwächen.

Die letzten 37 MotoGP-Siege macht das Spitzenquartett unter sich aus, Foto: Milagro
Die letzten 37 MotoGP-Siege macht das Spitzenquartett unter sich aus, Foto: Milagro

Als großer Favorit geht natürlich Titelverteidiger Marc Marquez in die neue Saison. Daran besteht auch für Rainey kein Zweifel. Der Überflieger schöpft seine Stärke aus seiner unglaublichen Begeisterung für den Sport, vermutet der Kalifornier auf der offiziellen Seite der MotoGP: "Marc hat eine unglaubliche Leidenschaft für Motorräder und liebt es, Rennen zu fahren. Er liebt es zu kämpfen und will, dass andere Fahrer gegen ihn fighten. Deshalb macht er das. Es geht ihm nicht nur ums Gewinnen." Der amtierende Weltmeister sei aber auch von einem gewaltigen Ehrgeiz getrieben. "Du willst als Fahrer durch den Paddock marschieren und denken, dass du der Beste bist. Die einzige Möglichkeit, um das zu wissen, sind die Resultate. Im Moment hat Marc die besten Resultate", erklärt Rainey.

Doch einem Mann traut er dieselben Ergebnisse zu - Jorge Lorenzo. Der zweifache Weltmeister hatte 2014 zu Saisonbeginn große Probleme, fing sich aber im Laufe des Jahres und war in der zweiten Hälfte der Saison der erfolgreichste Pilot. "Marc ist beliebt, mutig und liebt es zu kämpfen. Ich weiß aber, dass Jorge auch dieser Kerl sein kann. Er kann das auch schaffen. Ich glaube, dass wir in diesem Jahr einen anderen Lorenzo sehen werden. Er wird konstanter und mental mehr auf Kampf eingestellt sein", rechnet Rainey mit einem Angriff des Mallorquiners.

Die große Überraschung des letzten Jahres war Valentino Rossi. Auch oder gerade aufgrund seines Alters von zu Saisonbeginn 2015 35 Jahren traut Rainey dem Yamaha-Piloten einiges zu: "Er hat so viel Erfahrung und weiß ganz genau, was wichtig ist. Jüngere Piloten wollen immer schnell fahren, aber er versteht ganz genau, wann es Sinn macht Gas zu geben und wann nicht."

Auf Phillip Island spielte Rossi im Vorjahr seine ganze Routine aus, Foto: Milagro
Auf Phillip Island spielte Rossi im Vorjahr seine ganze Routine aus, Foto: Milagro

Geringe Chancen für Pedrosa

Bleibt noch Dani Pedrosa, der als vierter Pilot in den letzten zwei Jahren MotoGP-Rennen gewinnen konnte. Auf große Triumphfahrten verfolgten bei ihm aber auch oft wieder durchwachsene Grands Prix, weshalb der Repsol-Honda-Pilot nach neun MotoGP-Saisons immer noch ohne Titel dasteht. "Dani kann sehr stark sein, aber dann ist er in ein paar Rennen wieder nicht so gut. Die fehlende Konstanz ist ganz klar seine Schwäche. Wenn er Zweiter werden müsste, wird er beispielsweise nur Vierter. Das ist eine Frage der Konstanz. Ein richtig guter Pilot wird an einem schlechten Tag immer noch Zweiter", kritisiert Rainey den kleinen Katalanen ganz offen.