Endlich war er da: Der lange ersehnte Ibiza-Urlaub! Badehose, Havaianas, Sonnenhut, Sonncreme und ein Handtuch eingepackt – und los ging es ins Urlaubsparadies schlechthin. Party-Marathon? Mitnichten! Als arbeitender Mensch am Ende seiner dritten Dekade auf unserem wunderschönen Heimatplaneten, zudem mit der besseren Hälfte im Schlepptau… wohlverdiente Erholung und die Erkundung des Mittelmeerkleinods waren angesagt.

Der 14. Juni – seines Zeichens Austragungstag des MotoGP-Laufs auf dem Circuit de Catalunya – kam jedoch in Windeseile näher. Ein Kommunikationsproblem innerhalb der zweiköpfigen Reisegruppe hatte jedoch bereits dafür gesorgt, dass konträre Freizeitprogramme an diesem Sonntagnachmittag um 14 Uhr auf der Agenda standen. Kreidebleich musste ich meiner Partnerin gestehen, dass ich ihr wundervolles Programm leider zu gegebener Zeit kurzzeitig unterbrechen müsste. Urlaub von der MotoGP? Das stand definitiv nicht auf der Agenda.

MotoGP vs. Piratenturm

Ihr Ärger hielt sich glücklicherweise in Grenzen, und wir schlossen den Pakt, dass wir auf unserer Tour durch das ibizenkische Hinterland für eine Stunde in ein Kaffee einkehren würden. Dank der Fußball-WM, so dachten wir, sollte es ein Leichtes sein, eine mit großem Fernseher bestückte Location zu finden. Wir machten uns also auf zu unserem ersten Ziel, dem legendären Torre del Pirata. Der berühmt-berüchtigte Piratenturm, im äußersten Südwesten der Insel an der Steinküste gelegen, hatte es uns sichtlich angetan.

Recht rasch merkten wir jedoch, dass wir zwar relativ nahe an das faszinierende Monument heranfahren konnten – ohne einen kurzen Klettermarsch durch die Küstenwildnis war der Turm jedoch nicht zu erreichen. Ein kurzer Blick auf die Uhr, Panik brach aus. Die Zeiger standen unmissverständlich auf 13:15 Uhr. Der nicht-motorsportaffinen Freundin in diesem Moment sagen zu müssen, dass der Besuch des Turms zeitlich nicht mehr drin ist, gehörte dann auch zu den schwierigsten Aufgaben meines Lebens. Glücklicherweise kamen jedoch andere Wanderer vorbei, die uns von jüngst abgestürzten Touristen erzählten. Der ersehnte Fluchtweg war gefunden.

Herzrasen und Pulsexplosion dank Pedrosa

Die Sekunden tickten in meinem Kopf lauter als Omas nerviger Wecker aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ich packte meine Freundin am Arm, und legte einen Cross-Nature-Lauf zurück zum Auto hin, auf den jeder Extremsportler stolz gewesen wäre. 13:45 Uhr. Jetzt war guter Rat teuer. In Sebastien-Loeb-Manier jagte ich unseren kleinen Mietwagen über Feldwege und Landstraßen, über Berge und durch Täler. Endlich, eine Ortschaft! Völlig abgehetzt stürmte ich aus dem Auto, fand trotz der Siesta-Zeit bereits beim zweiten Versuch ein offenes Kaffee mit TV.

Die Aufwärmrunde lief…mein persönlicher Favorit Dani Pedrosa startete nach überstandenen Arm-Pump-Problemen auf Pole. Die Show konnte beginnen! Was das Quartett Marc Marquez, Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und vor allem Pedrosa in den kommenden 45 Minuten auf den Asphalt zaubern sollte, ließ meine Kinnlade herunterklappen. Die Führung und die Reihenfolge innerhalb der ersten Vier wechselte regelmäßig.

Das Feuerwerk auf der Strecke brannte - mein Puls raste. In der letzten Runde übernahm Pedrosa dann sensationell aus dem Windschatten auf Start-und-Ziel die Führung. Es gab für mich kein Halten mehr. Würde er Marquez die erste Saisonniederlage beibringen? Bekanntermaßen reichte es letztlich nicht – in Vergessenheit werden Tag und Rennen für mich jedoch sicherlich niemals geraten…