Es war die finale Vertragsbekanntgabe für die MotoGP-Saison 2015: Marco Melandri sicherte sich den 25. und somit letzten Platz im nächstjährigen Grid der Königsklasse. Er wird neben Alvaro Bautista die zweite Factory-Aprilia pilotieren. Die Verpflichtung des routinierten Italieners, der in dieser Saison für Aprilia noch in der Superbike-Weltmeisterschaft am Start war, galt bereits im Spätsommer als so gut wie fix, doch dann schien eine Einigung zunehmend in weite Ferne zu rücken.

Melandri erklärt bei Motosprint die Gründe dafür: "Es ist alles sehr schnell gegangen, sehr abrupt. Es war eine eigenartige Situation. Als für Aprilia die Chance konkret wurde, in der MotoGP anstatt der Superbike-Weltmeisterschaft anzutreten, zogen sie die Option auf eine Vertragsverlängerung mit mir für 2015. Ich war etwas perplex und konnte nicht verstehen, was passiert. Andererseits war ich aber glücklich, denn ich war mir sicher, dass das WSBK-Projekt auf jeden Fall weitergeführt wird."

Wenig später stellte sich aber heraus, dass das Aprilia-Werksteam in der bisherigen Form nicht weiter bestehen wird, sondern die Maschinen von Red Devils Roma eingesetzt werden. Bei Aprilia verlagerte man das Schwergewicht auf die MotoGP und wollte deshalb auch Melandri dorthin versetzen. "Sie haben mir dann ein Angebot für die MotoGP gemacht", erinnert sich der 32-Jährige. Er musste eine Wahl treffen: MotoGP oder WSBK. "Das war eine schwierige Entscheidung für mich. Deshalb habe ich mir Zeit genommen."

In der Superbike-WM gewann Melandri für Aprilia 2014 sechs Rennen, Foto: Aprilia Racing
In der Superbike-WM gewann Melandri für Aprilia 2014 sechs Rennen, Foto: Aprilia Racing

Melandri betont, dass die Verzögerung kein Poker seinerseits gewesen sei, sondern lediglich der Evaluierung seiner Chancen diente: "Ich wollte herausfinden, ob es möglich ist, dass ich noch ein Jahr in der Superbike-WM bleibe, um dort zu gewinnen und gleichzeitig schon für die MotoGP-Saison 2016 arbeite. Das war aber nicht der Fall."

2015 wohl noch nicht konkurrenzfähig

So entschied sich der fünffache MotoGP-Rennsieger schließlich für den Wechsel zurück in den Grand-Prix-Sport. Siegchancen wie in der Superbike rechnet sich Melandri hier aber nicht aus: "Ich komme etwas vorsichtig zurück. Uns ist klar, dass Siege für uns nicht in Reichweite sind, aber wir haben hier ein wichtiges und ehrgeiziges Projekt. Ich habe keine Angst, mich nicht an den modernen MotoGP-Fahrstil anpassen zu können, aber ich behaupte auch nicht, dass ich so schnell sein werde wie Marc Marquez. Das wäre arrogant und dumm von mir. Wenn ich mich aber gut zurechtgefunden habe, kann ich schnell sein."

Generell müsse man 2015 aber als eine Art Übergangsjahr sehen. Aprilia wird in der kommenden Saison noch mit einem modifizierten ART-Bike, einem Überbleibsel aus der CRT-Ära an den Start gehen. Die Generalüberholung der Maschine braucht aber Zeit. "Wir versuchen aufzuholen, aber ich weiß nicht welche Fortschritte wir in so kurzer Zeit machen können. Wir müssen es als eine wertvolle Erfahrung für 2016 sehen. Das ist für uns das wichtige Jahr", meint Melandri.