2016 kehrt die Motorrad-WM nach fast 20 Jahren Abwesenheit nach Österreich zurück. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die Motorrad-Tradition eines Landes, in dem man eher schnelle Skifahrer und malerische Pisten als begnadete Zweirad-Artisten und flotte Motorräder vermutet.

Gastgeber Österreich

Am Salzburgring herrschte immer gute Stimmung, Foto: Milagro
Am Salzburgring herrschte immer gute Stimmung, Foto: Milagro

Junge MotoGP-Fans werden sich wohl nicht mehr daran erinnern, doch drei Jahrzehnte lang war die Alpenrepublik ein Dauergast im Rennkalender der Motorrad-WM. Zwischen 1971 und 1994 fanden 22 Rennen auf dem Salzburgring statt. Die Strecke gehörte mit einem durchschnittlichen Renntempo von über 190 km/h zu den schnellsten, die je in der Motorrad-WM befahren wurden. 1996 und 1997 gastierte man zweimal auf dem damals A1-Ring genannten Kurs in Spielberg, der ab 2016 erneut österreichische Heimat der MotoGP werden wird.

Rekordsieger auf österreichischem Boden sind Giacomo Agostini und Angel Nieto, die klassenübergreifend je sechs Siege feierten. In Rennen der Königsklasse teilen sich gleich fünf Piloten den Rekord: Agostini, Eddie Lawson, Kenny Roberts, Kevin Schwantz und Mick Doohan gewannen je drei Rennen der höchsten Kategorie. Doohan war 1997 auf dem A1-Ring auch der letzte Pilot, der bislang ein Rennen in Österreich gewinnen konnte.

Österreichische Fahrer

So lange Österreich im Rennkalender vertreten war, gab es auch gute Piloten in der WM. 13 Siege gab es bislang für rot-weiß-rote Fans zu bejubeln, wovon allerdings kein einziger in der Königsklasse gelang. Rupert Hollaus war als 125cc-Weltmeister des Jahres 1954 bislang der einzige Champion des Landes. Hollaus, der noch vor dem Empfang seiner WM-Trophäe verstarb, ist mit fünf Siegen auch der Rekordsieger Österreichs. Allerdings teilt er sich die Bestmarke mit August Auinger, der 1986 im 125cc-Rennen in Misano auch für den bislang letzten österreichischen Sieg sorgte.

Martin Bauer war der bislang letzte österreichische MotoGP-Pilot, Foto: Remus Racing Team/Reichl
Martin Bauer war der bislang letzte österreichische MotoGP-Pilot, Foto: Remus Racing Team/Reichl

Mit dem Ausscheiden Österreichs aus dem Rennkalender wurden mit Ende der Neunzigerjahre auch die Piloten immer weniger. Durch den ehemaligen IDM-Champion Martin Bauer gab es im Vorjahr in Brünn und Valencia einen Wildcard-Fahrer aus Österreich. Der letzte Stammfahrer war Michael Ranseder, der 2010 nach mehreren Jahren in der Achtelliterklasse sechs Rennen in der Moto2 bestreiten durfte.

Rot-weiß-rote Motorräder

In den 2000er-Jahren etablierte sich der österreichische Hersteller in den beiden kleinen Klassen und feierte 2004 in Sepang durch Casey Stoner im 125cc-Rennen den ersten Sieg in der WM. Seither kamen nicht weniger als 54 Siege hinzu - zwölf weitere in der 125cc-Klasse, neun bei den 250ern und ganze 33 in der Moto3. Sandro Cortese und Maverick Vinales fuhren ihre Titel auf KTM ein, der Hersteller selbst durfte sich bislang dreimal (2005, 2012 und 2013) Konstrukteurs-Weltmeister in der kleinsten Klasse nennen. Läuft alles nach Plan, will sich die Rennfraktion aus dem oberösterreichischen Mattighofen ab 2017 auch in der Königsklasse versuchen - und mit den großen Playern Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati und Aprilia messen.

KTM hat mittlerweile einige Weltmeister-Motorräder gebaut, Foto: KTM
KTM hat mittlerweile einige Weltmeister-Motorräder gebaut, Foto: KTM