Mit der Einführung der CRT-Klasse im Jahr 2012 begann die Zusammenarbeit zwischen dem spanischen Rennstall Avintia Racing und Kawasaki. Die Japaner lieferten für in den beiden Jahren der CRTs Motoren an Avintia, die getunt und dann in Rahmen von FTR beziehungsweise Inmotec verbaut wurden. So weit so gut, doch mit dem Start der Open-Klasse in dieser Saison war klar, dass das Paket schlagkräftiger werden musste, um mit den Forward-Yamahas oder den Honda-Production-Bikes mithalten zu können. Daher versprach Kawasaki dem Avintia-Rennstall offizielle Werksunterstützung für das Jahr 2014, was die spanische Truppe durchaus optimistisch in die Saison starten ließ.

Doch die großen Erwartungen lösten sich nach und nach in Luft auf. Kawasaki hielt sich überhaupt nicht an die Vereinbarungen, wie Avintia-Pilot Hector Barbera nun verrät. "Die Abmachung für diese Saison war, dass Kawasaki in der MotoGP mit uns als Werksteam vertreten ist. Daher sollte unsere Entwicklung auch vom Werk ausgehen und wir generell Werksunterstützung erhalten. Die Realität war dann aber, dass bei den ersten Saisontests niemand von Kawasaki kam. Wir hatten keinerlei Unterstützung von ihnen. Unsere Daten gingen an Akira - eine eigenständige Tuningfirma - und nicht an Kawasaki. Die Fortschritte von Rennen zu Rennen waren daher minimal. Alles kam von Akira anstatt von Kawasaki. Das war der Moment, in dem wir etwas die Motivation verloren. Zehn Rennen waren vergangen, ohne dass wir irgendwelche neuen Teile erhalten hatten. Die Dinge die wir bekamen, waren schlechter als unsere vorherigen Teile, weil sie eben nicht von Kawasaki hergestellt wurden sondern von den Ingenieuren bei Akira", schildert er die Vorkommnisse.

Die Zusammenarbeit mit Kawasaki war für Barbera ein Debakel, Foto: Motorsport-Magazin.com/Simninja
Die Zusammenarbeit mit Kawasaki war für Barbera ein Debakel, Foto: Motorsport-Magazin.com/Simninja

Eine untragbare Situation für Avintia und den talentierten Hector Barbera: "Wir fühlten uns betrogen. Vor allem ich war sehr enttäuscht, denn am Ende des Tages bin ich ja derjenige, der auf dem Motorrad sitzen muss. Von den Dingen, die man uns versprochen hatte, wurde nichts eingehalten. Uns wurden offizielle Showa-Dämpfer versprochen, aber zu Beginn bekamen wir nur Standardteile zum Probieren. Man sagte uns, es sei, um das Motorrad schnell auf den Test vorzubereiten, aber schlussendlich sind wir mit diesen Teilen bis zum Ende gefahren und von Showa ist nie jemand aufgetaucht. Wir hatten auch keinen Zugang zu den Showa-Daten. Es war einfach nur ein Standardpaket. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schlecht unsere Situation war. Ich kann diese Situation nur als frustrierend bezeichnen, denn ich hatte keine Chance. Es war in etwa so, als würden zwei gleich starke Personen um die Wette laufen, aber einer von ihnen muss einen zehn Kilogramm schweren Stein hinter sich herziehen."

Avintia sucht nach Ausweg

Schnell wurde dem Team klar, dass in der Partnerschaft mit Kawasaki keine Zukunft liegt. So sah man sich nach Alternativen um. "Beginnend in Barcelona haben wir versucht, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, denn wir hatten nicht mehr die Kraft, noch mehr Rennen so in Angriff zu nehmen. Es hat dann aber fünf Rennen gedauert, bis wir ein Motorrad von Ducati bekommen haben", erinnert sich Barbera im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP.

Seit dem Umstieg auf die Open-Ducati in Aragon ging es für den zehnfachen Grand-Prix-Sieger wieder steil bergauf. Die Statistik spricht eine deutliche Sprache. Konnte Barbera in den 13 Rennen mit Kawasaki-Power lediglich zwei Zähler einfahren, holte er bei bisher vier Auftritten mit Ducati satte 19 Zähler und war zwei Mal bester Open-Pilot. Auch im kommenden Jahr wird Barbera bei Avintia eine Ducati pilotieren, ebenso wie sein Teamkollege Mike di Meglio, der sich aktuell noch auf der Kawasaki quälen muss.

Mit der Ducati Desmosedici zeigt Barbera ansprechende Leistungen, Foto: Milagro
Mit der Ducati Desmosedici zeigt Barbera ansprechende Leistungen, Foto: Milagro

Im Nachhinein betrachtet sieht Barbera diese schwierige Zeit sogar als charakterbildend an: "Es gibt viele Leute, die bei einem sind, wenn es gut läuft, sich aber dann aus dem Staub machen, wenn man eine schlechte Zeit hat. Diese Phase war daher wie ein Filter für mich. Aus einem Blickwinkel sehe ich viele Dinge jetzt anders. Seit in der Weltmeisterschaft fahre, war ich in den kleineren Klassen immer unter den Top-Drei. Jetzt freue ich mich über ein gutes Resultat umso mehr. Es ist aber auch hart. Vor kurzem war ich zum Beispiel im Supermarkt einkaufen und jemand hat mich gefragt, ob ich immer noch Rennen fahre. Solche Fragen schmerzen schon sehr."