Es liegt in der Natur der Sache, dass der Rechteinhaber einer Sportart mit seiner Show ein möglichst großes Publikum erreichen will. Die Chance dazu wird umso größer, je globaler der Sport aufgestellt ist, sprich in je mehr Ländern er mit Veranstaltungen gastiert. Im Bereich des Motorsports gibt es mit der Formel 1 und der MotoGP im Wesentlichen zwei große Serien, die den Anspruch, ein globales Event zu sein, erfüllen.

Die Formel 1 trägt aktuell in 19 Ländern Grands Prix aus, da kann die MotoGP mit 13 Nationen nicht einmal ansatzweise mithalten. Zwar fährt die Motorrad-Weltmeisterschaft nur ein Rennwochenende weniger in dieser Saison, allerdings veranstalten drei Länder mehr als nur einen Grand Prix. In den USA wird in Austin und Indianapolis gefahren, die Italiener dürfen sich über Rennen in Mugello und Misano freuen und Spanien bekommt die MotoGP-Stars in Jerez, Barcelona, Aragon und Valencia gar vier Mal pro Jahr zu sehen.

Fast ein Viertel aller MotoGP-Rennen findet 2014 in Spanien statt, Foto: Repsol
Fast ein Viertel aller MotoGP-Rennen findet 2014 in Spanien statt, Foto: Repsol

Was für die Fans auf der iberischen Halbinsel schön sein mag, ist den großen Motorradherstellern wie Honda und Yamaha seit Jahren ein Dorn im Auge. Der Grund ist ein einfacher. Wie alle Marken im Motorsport verfolgen auch die japanischen Motorradbauer das Ziel, durch Erfolge und Medienpräsenz mehr Fahrzeuge zu verkaufen. Der spanische Markt ist mit rund 46 Millionen Menschen zwar nicht klein, verglichen mit anderen Ländern aber kaum der Rede wert.

Nationen mit deutlich größerem Potenzial finden sich da beispielsweise in Südostasien oder Südamerika. In Indonesien etwa leben fast 240 Millionen Menschen, in Brasilien knapp 195 Millionen und in Thailand sind es immerhin rund 70 Millionen. Noch dazu kommt dem Motorrad in diesen Ländern noch viel größere Bedeutung zu, mancherorts ist es sogar das Hauptverkehrsmittel. Kein Wunder also, dass man in diese Märkte vordringen will.

Das Yamaha-Werksteam präsentierte in diesem Jahr bereits das neue Motorrad im indonesischen Jakarta, Foto: Yamaha
Das Yamaha-Werksteam präsentierte in diesem Jahr bereits das neue Motorrad im indonesischen Jakarta, Foto: Yamaha

Expansion nicht um jeden Preis

Doch eine derartige Expansion ist immer auch mit Risiken verbunden. Das musste MotoGP-Rechteverwalter Dorna in den letzten Jahren mehrmals am eigenen Leib erfahren. Manche neue Rennen wie in China oder der Türkei floppten vollkommen, andere wie jüngst der Grand Prix in Brasilia kamen gar nie zustande. Ein Schicksal, dass man der Formel 1 teilt, die etwa in Indien und Korea ebenfalls Debakel erlebte und mancherorts seit Jahren vergeblich versucht, ein Rennen auf die Beine zu stellen.

Der Unterschied zwischen der Dorna und dem Formel-1-Rechteinhaber FOM besteht aber in den Lehren, die man aus diesen Misserfolgen gezogen hat. Während die Formel 1 weiterhin scheinbar blind und kein Stück klüger in Länder wie Aserbaidschan vorstößt, um dort Grands Prix auszutragen, geht die Motorrad-Weltmeisterschaft beziehungsweise ihr Promoter nun vorsichtiger vor.

In der Türkei fuhr die MotoGP vor fast leeren Rängen, Foto: Rizla Suzuki
In der Türkei fuhr die MotoGP vor fast leeren Rängen, Foto: Rizla Suzuki

Der Eventverantwortliche der Dorna, Javier Alonso, gab offen zu, dass etwa Thailand möglicherweise noch nicht für die MotoGP bereits sei. Um dem Motorradsport dort dennoch eine Basis zu ermöglichen und einen ersten Eindruck vom Interesse der Bevölkerung zu bekommen, schickt die Dorna 2015 mit der Superbike-Weltmeisterschaft ihre zweite große Serie zum Probegalopp auf den Buriram International Circuit nordöstlich von Bangkok. Dieselbe Vorgehensweise plant man auch in Chile. Man tut als Promoter definitiv gut daran, sein bestes Pferd im Stall nicht irgendwelchen unsicheren Experimenten auszusetzen, die dem Ansehen der Serie langfristig schaden könnten. Hier könnte sich die Formel 1 von ihrer kleineren Schwester MotoGP einmal eine Scheibe abschneiden.