Es ist seit Jahren ein offenes Geheimnis, dass sich die großen Motorradhersteller in der Weltmeisterschaft wie Honda, Yamaha und bald auch Suzuki mehr Grands Prix in Südostasien wünschen. Aktuell wird in dieser Region der Erde lediglich in Malaysia gefahren. Am liebsten wäre Promoter Dorna ein Rennen in Indonesien. Im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt mit fast 250 Millionen Einwohnern ist das Motorrad eines der Hauptverkehrsmittel, dementsprechend große Absatzmöglichkeiten sehen die Hersteller.

Doch aktuell ist an einen Grand Prix von Indonesien nicht zu denken. Die einzige Rennstrecke des Landes befindet sich in Sentul, wo 1996 und 1997 bereits Weltmeisterschaftsläufe ausgetragen wurden. Die Anlage ist seitdem aber in die Jahre gekommen und entspricht den hohen Anforderungen der MotoGP bei weitem nicht mehr. Ein völliger Umbau wäre nötig, wie Javier Alonso von der Dorna bestätigt: "Sentul ist keine passende Strecke. Wir würden aber dennoch sehr gerne ein Projekt in Indonesien starten und diskutieren im Moment unterschiedliche Möglichkeiten. Das Land ist ein riesengroßer Markt und wir müssen dort vertreten sein. Yamaha, Honda und Suzuki treiben uns an, ein Rennen dort zu veranstalten, doch es braucht Zeit."

Mitte der 90er-Jahre war die Motorrad-WM zwei Mal in Sentul zu Gast, Foto: Milagro
Mitte der 90er-Jahre war die Motorrad-WM zwei Mal in Sentul zu Gast, Foto: Milagro

Zeit, die man sich womöglich nicht mehr nehmen will. So könnte schon in zwei Jahren Thailand für Indonesien in die Presche springen. In Buriram, nordöstlich von Bangkok im Landesinneren gelegen, wurde eine Rennstrecke von internationalem Format gebaut und Anfang Oktober diesen Jahres eröffnet. Alonso besucht die Anlage im Vorfeld des Grand Prix von Malaysia in dieser Woche, um herauszufinden, ob Buriram bereit für die Motorrad-Weltmeisterschaft ist.

Sollte das der Fall sein, ist aktuell der Plan, 2015 mit der Superbike-WM eine Art Probelauf für die MotoGP in Thailand durchzuführen. "Wir haben mit den Verantwortlichen dort über die MotoGP und die WSBK gesprochen und sie haben wohl Recht, wenn sie sagen, dass Thailand noch nicht bereit für die MotoGP ist. Sie wollen den Motorradrennsport erst aufbauen und das ist mit der Superbike-Weltmeisterschaft einfacher als mit der MotoGP", erklärt Alonso die weitere Vorgehensweise bei MCN.

Im Idealfall könnte in zwei Jahren also die MotoGP in Buriram zu Gast sein. "Wenn alles nach Plan läuft, fahren wir 2015 mit der WSBK und 2016 mit der MotoGP dort. Wir müssen den Menschen dort zeigen, wie wichtig der Motorradrennsport für sie sein kann und die beste Möglichkeit dazu wäre, wenn Thailand 2016 Teil des MotoGP-Kalenders ist."

Zweite Baustelle Südamerika

Der zweite große Markt, in dem die Motorrad-Weltmeisterschaft mehr Präsenz zeigen will, ist Südamerika. Jahrelang war der Kontinent völlig aus dem Kalender verschwunden. In diesem Jahr hätte das große Comeback mit Rennen in Argentinien und Brasilien erfolgen sollen, doch nur der Grand Prix in Termas de Rio Hondo fand auch wirklich statt. Die Strecke in Brasilia wurde nicht rechtzeitig fertig und aktuell deutet auch nicht darauf, dass das je der Fall sein wird.

Die Premiere in Termas de Rio Hondo war ein voller Erfolg, Foto: Honda
Die Premiere in Termas de Rio Hondo war ein voller Erfolg, Foto: Honda

So macht sich die Dorna auch in Südamerika auf die Suche nach einem Ersatz. Anbieten würde sich Chile mit dem Autodromo Internacional de Codegua, rund 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago gelegen. Die Strecke befindet sich noch im Bau, soll aber bereits 2015 die Superbike-WM beheimaten. Alonso kann sich auch hier eine ähnliche Vorgehensweise wie in Thailand vorstellen: "Sie wollten 2015 schon im MotoGP-Kalender sein, aber dafür war es zu spät. Wir haben ihnen aber vorgeschlagen, nächstes Jahr mit der Superbike-WM zu beginnen und tauschen aktuell Vertragsdetails aus."