Wie kam es zum Aspar-Deal?
Eugene Laverty: Ich habe schon im letzten Jahr mit ihnen gesprochen. Damals fuhr ich noch Aprilia und sie auch. Wir waren letztes Jahr schon weit fortgeschritten, aber dann kam ihr Vertrag mit Honda und es ging am Ende nicht auf. Es ist aber schön, dass sie mich nicht vergessen haben, obwohl meine Ergebnisse in diesem Jahr nicht so toll waren. Wir begannen in Indianapolis zu sprechen und unterhielten uns auch in den Grand Prix danach, also in Brünn, Silverstone und Misano und jetzt haben wir den Vertrag bestätigt.

Warum hat es im letzten Jahr dann nicht geklappt? Du hättest doch auch Honda fahren können...
Eugene Laverty: Aspar ist mit Aprilia gefahren und erst im letzten Moment haben sie zu Honda gewechselt. Meine Beziehung zu Jorge Martinez kam durch die Verbindung mit Aprilia und der Plan war über Aprilia von der Superbike in die MotoGP zu wechseln. Für die Honda haben sie sich dann andere Fahrer vorgestellt, aber wir blieben in Kontakt und ich nehme an, sie haben meine Rennen beobachtet. Wir haben ein gutes Verhältnis.

Hattest du noch andere Optionen in der MotoGP?
Eugene Laverty: In der MotoGP habe ich mit einigen Teams gesprochen. Neben Aspar noch mit Pramac Ducati und Forward Racing. Ich hatte das Gefühl, dass Honda die beste Wahl sein würde. Hier in der Superbike habe ich mit vielen Teams gesprochen: Ich sprach natürlich mit meinem aktuellen Suzuki Team, aber auch mit Kawasaki, war mir gleichzeitig aber auch nicht sicher, was Aprilia nun macht. Ja, ich war bei vielen Leuten im Gespräch. Es war aber schön, schon im September den Vertrag zu haben. Letztes Jahr war ich wirklich spät dran. Ich hatte erst im Oktober oder November den Vertrag sicher und stand in dieser Zeit natürlich stark unter Druck.

Eugene Laverty hat seinen Bruder schon zur Genüge beobachtet, Foto: Michael Laverty
Eugene Laverty hat seinen Bruder schon zur Genüge beobachtet, Foto: Michael Laverty

Fühlt es sich jetzt an, als würde ein Traum in Erfüllung gehen oder hast du insgeheim gehofft, in der MotoGP noch ein Werksbike zu ergattern?
Eugene Laverty: Ja, wenn ich zu Hause sitze fühlt es sich so an. Wenn ich hier an den Rennwochenenden bei der Superbike bin, dann denke ich aber nicht darüber nach und konzentriere mich nur auf den Job, den ich hier zu tun habe. Als ich den Vertrag unterschrieb, dachte ich schon, dass es wie ein Traum ist. Schließlich habe ich jahrelang darauf hingearbeitet, ein konkurrenzfähiges Bike in einem starken Team in der MotoGP zu bekommen und nun habe ich das Gefühl, dass ich endlich die Möglichkeit bekommen habe.

Wirst du das Bike in Valencia zum ersten Mal testen?
Eugene Laverty: Ja, ein Dreitagestest in Valencia gemeinsam mit den anderen. Ich weiß noch nicht, ob es die diesjährige Open-Honda oder schon die Version für 2015 sein wird. Ich weiß es nicht. Ich würde aber wirklich gern die nächstjährige Honda fahren, denn die soll ja noch einen Schritt weiter vorn sein. Ich kann es wirklich kaum abwarten, die neue Production Honda zu fahren. Das könnte aber auch erst im Februar passieren. Da bin ich mir momentan nicht sicher.

Ist Nicky Hayden dein idealer Teamkollege? Wer wäre dein Favorit?
Eugene Laverty: Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, wie die Situation wirklich aussieht. Nicky könnte mein Teamkollege sein, aber ich glaube, das hängt von seiner Verletzung und so ab. Auf jeden Fall ist er ein guter Typ. Als ich noch 250er gefahren bin, hat er immer gegrüßt. Es wäre also sicherlich gut, ihn als Teamkollegen zu haben.

Bist du gleichzeitig ein bisschen traurig, die World Superbike Familie zu verlassen?
Eugene Laverty: Ja, natürlich. Ich hatte eine großartige Zeit hier. Wir haben eine sehr offene und gemütliche Atmosphäre. Ich war jetzt sechs Jahre hier: Ich fuhr zunächst in der Supersport und hatte dort mit dem britischen Team Parkalgar Honda großartige Jahre, dann mit Yamaha, Aprilia und Suzuki. Ich hatte also wirklich Glück, mit so vielen tollen Leuten zusammenzuarbeiten. Im Allgemeinen ist das World Superbike Fahrerlager ein toller Ort. Die Organisatoren leisten immer gute Arbeit und ich denke, dass sich jeder hier willkommen fühlt. Ich bin also natürlich teilweise traurig, das alles hier zu verlassen, aber gleichzeitig freue ich mich auch auf das neue Abenteuer.

Was erwartest du im nächsten Jahr?
Eugene Laverty: Ich weiß es wirklich nicht. Ich denke, die Open-Bikes werden im nächsten Jahr besser sein. Die Regeln mit dem weichen Reifen sind ähnlich wie mit dem Qualifyer in der Superbike, also gehe ich davon aus, dass ich damit im Qualifying stark sein kann, dann aber im Rennen verliere. Ich will versuchen, in einige Duelle auf der Strecke integriert zu sein.

So wie es aussieht, wirst du leider nicht gegen deinen Bruder [Michael Laverty, 2014 Paul Bird Motorsport] fahren können...
Eugene Laverty: Ja, leider sieht es danach aus. Unglücklicherweise gibt es nicht genügend Plätze in der MotoGP. Ich wäre wirklich gern mit ihm dort gefahren. Ich denke, er musste im letzten Jahr die Reifen und das Bike kennenlernen und gleichzeitig das Motorrad entwickeln, denn es war auf keinem guten Niveau. Ich denke, er hat wirklich gute Arbeit geleistet und das zeigen auch die Ergebnisse in diesem Jahr mit diesem Bike. Ich bin mir nicht sicher, ob viele andere Fahrer das geschafft hätten. Er hat den Platz also wirklich verdient, aber es sieht ganz danach aus, als wäre er nächstes Jahr nicht mehr da.

Nach dem erfolgreichen Auftakt lief Eugene Lavertys Saison 2014 eher enttäuschend, Foto: Voltcom Crescent Suzuki
Nach dem erfolgreichen Auftakt lief Eugene Lavertys Saison 2014 eher enttäuschend, Foto: Voltcom Crescent Suzuki

Kann er dir zumindest ein paar Tipps mit auf den Weg geben?
Eugene Laverty: Ja, selbst als ich das Suzuki-MotoGP-Bike mit Bridgestone-Reifen gefahren bin, gab er mir schon Ratschläge für die Reifen, weil er viel gehört hat. Es ist auch viel besser, wenn dir dein Bruder die Wahrheit sagt und dir dann verrät, dass du mit diesem oder jenem besser etwas vorsichtiger sein solltest oder dass das ein oder andere eher ein bisschen übertrieben ist oder dass das, was du hier und dort gehört hast, nur ein Gerücht ist. Er konnte mich also auch schon ein bisschen beruhigen, bevor ich zum ersten Mal mit den Reifen von Bridgestone gefahren bin. Ich bin mir also sicher, dass er mir auch nächstes Jahr wertvolle Ratschläge geben kann. Es ist gut, das zu haben, denn auf einigen Strecken wie dem Sachsenring, wo es nur Linkskurven gibt und in der einen Rechtskurve zuletzt viele Stürze passiert sind, ist es wirklich hilfreich, einen Bruder zu haben, der dir dann Tipps geben kann.

Wie würdest du dein Jahr bei Voltcom Crescent Suzuki zusammenfassen?
Eugene Laverty: Ich würde sagen, es war frustrierend. Wie Phillip Island gezeigt hat, hätte unser Potential viel höher sein können. Wir haben dort gezeigt, wie gut wir sein können. Phillip Island ist eine Strecke, die schnell und flüssig ist und dort funktionierte das Bike fantastisch. Ich dachte am Anfang, dass wir überall gewinnen könnten, aber 99 Prozent der Strecken in Europa sind einfach enger und gewundener und dann hatten wir mit dem Bike Probleme. Seit Phillip Island war ich nicht in der Lage, wieder zu gewinnen und das ist frustrierend. Du kommst zum ersten Rennen und gewinnst und hast dann nur noch Probleme. Wir habe die Messlatte gleich zu Beginn hoch gesetzt und waren nicht mehr in der Lage heranzukommen.