Marc Marquez' Siegesserie wurde in Brünn durchbrochen. Doch wird das dem Rekordjäger etwas ausmachen? "Der Druck war natürlich da, aber hat mich nicht sehr gestört. Ich hoffe, dass es so weitergeht wie bisher. Wir werden in Silverstone weitersehen. Die Strecke mag ich mehr als diese hier in Brünn, aber das Wetter wird kompliziert", sagte Marquez selbst. Beim offiziellen Test am Montag wollte der Honda-Pilot an den Problemen arbeiten, die ihn im Rennen behinderten und nicht über Platz vier hinausbrachten. "Dann werden wir sehen, wie wir in Silverstone mit der Situation umgehen können."

Marquez schien eher erleichtert als verärgert. Seine Konkurrenten können dies schwer einschätzen. "Wir wissen nicht, was in ihm vorgeht. Wir kennen nur uns selbst. Es wird aber interessant zu sehen, wie er jetzt rangeht. Er hat eine gute Führung in der Weltmeisterschaft", bemerkte sein Teamkollege Dani Pedrosa, der am vergangenen Wochenende der strahlende Sieger und der Fahrer war, der bisher als einziger neben Marquez einen Sieg in dieser Saison feiern konnte. "Ich konzentriere mich auf jeden Fall auf einzelne Rennsiege und versuche gute Trainings und gute Qualifyings zu fahren. Die Punkte kommen später. Wir sollten uns sowieso mehr auf uns selbst als auf andere konzentrieren."

Jorge Lorenzo stellte ähnliche Überlegungen an: "Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht. Vielleicht hat er jetzt weniger Druck, weil er weiß, dass er nicht alle Rennen gewinnen kann. Aber das ist Marc und wir konzentrieren uns auf unser nächstes Rennen. Von einer Woche auf die andere kann sich viel ändern. Zuvor dachten die Leute, dass Marc unschlagbar ist und Dani in einer schlechten Phase steckt. Eine Woche später sieht es nach dem ganzen Gegenteil aus. Das ist die MotoGP, das ist der Sport."

Für Jorge Lorenzo ist die WM so gut wie gelaufen, Foto: Milagro
Für Jorge Lorenzo ist die WM so gut wie gelaufen, Foto: Milagro

Für Lorenzo ist die WM trotzdem so gut wie gelaufen. "Wenn nichts total Schräges passiert, ist Marc Weltmeister. Wir versuchen also hauptsächlich unser Bike zu verbessern und in jedem einzelnen Rennen stark zu sein. Wir werden nicht aufgeben und weiter versuchen, auf dem Podium zu landen oder zu gewinnen", fuhr der Yamaha-Pilot fort. "Das Hauptziel in diesem Jahr ist es aber, das Bike zu verbessern, damit wir nächstes Jahr wieder um den Titel kämpfen können."

Rossi: Ab heute ist die WM offiziell wieder offen

"Ich denke nicht, dass sich etwas verändert. Marc wird sich nicht ändern", sagte Valentino Rossi. "Nun wissen wir aber, dass wir ihn schlagen können. Es wird sehr wichtig, was während des nächsten Rennwochenendes passiert. Dieses Mal hat Marc vielleicht Zeit verloren oder einen Fehler beim Setting gemacht, aber so ist die MotoGP. Wenn du nicht bei 100 Prozent bist oder auch nur das kleinste Problem hast, dann liegst du zurück."

Dabei weiß Rossi genau wovon er redet, schließlich erlebte auch er schon schwierige Rennen und ganze harte Jahre. Umso fröhlicher ist der Italiener nach Pedrosas Sieg in Brünn aufgelegt. "Ab heute ist die Meisterschaft für mich offiziell wieder offen. Marc ist gar nicht so weit weg, es sind auf jeden Fall weniger als 100 Punkte", lachte er nach dem Rennen. "Ich gebe immer alles und versuche immer den Fahrer vor mir zu sehen. Ich liege nicht so weit hinter Dani, aber nach diesem Rennen hat er einen Vorteil. Jorge liegt direkt hinter mir, aber Marc ist doch schon ein bisschen weit weg", kommentierte der Yamaha-Pilot die Gesamtwertung.

Eine Laune der Natur

"Das ist natürlich gut für die Meisterschaft und schön zu sehen, dass auch andere Fahrer gewinnen können", sagte Bradley Smith. "Ich wünsche Marc nichts Schlechtes, aber es lief richtig viel sehr gut für ihn, also ist etwas Pech kein Grund zur Sorge." Cal Crutchlow freute sich für Pedrosa. "Er fuhr wirklich gut, er fährt an jedem Wochenende gut. Je mehr ich über Dani nachdenke, desto mehr glaube ich, dass er eine Laune der Natur ist. Es ist sehr schwierig, diese Bikes zu fahren und wenn man seine Größe ansieht, dann ist er ein wahrer Kämpfer. Er hat den Sieg verdient und ich freue mich für ihn", lobte der Brite. "Aber ich hatte eine Wette, dass Marc jedes Rennen gewinnt und hatte nicht erwartet, dass er nur Vierter wird", ärgerte sich der Ducati-Pilot über seinen persönlichen Verlust.