Für Stefan Bradl endete ein verheißungsvolles Heimrennen auf dem Sachsenring in einer der bittersten Stunden seiner Karriere. "Mir fehlen die Worte, so enttäuscht bin ich", meinte der LCR-Honda-Pilot nach dem Rennen gegenüber Sport1.

Doch was war geschehen? Unter wechselhaften Bedingungen unmittelbar vor dem Start ließ Bradl in der Startaufstellung einige Einstellungen an seinem Motorrad verändern. Von einem reinen Regen- wurde auf ein Trocken-Setup umgebaut, sodass Bradl mit Slicks auf die halbfeuchte Strecke gehen konnte. Der Rest des Feldes war zu diesem Zeitpunkt mit dem Regenbike und Wets unterwegs.

Mutige Entscheidung als Griff ins Klo

Als alle Top-Fahrer nach der Einführungsrunde die Box ansteuerten um auf das Trocken-Bike samt Slicks zu wechseln, stand Bradl mutterseelenalleine in den ersten Startreihen. "Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich mir dadurch einen großen Vorteil erhofft hatte. Ich habe gedacht, ich hätte leichtes Spiel, fahre einfach 30 Runden und gewinne das Ding. Leider war nach zwei Runden klar, dass das nichts wird", ärgerte sich Bradl.

Die Setup-Umstellung ging nämlich völlig in die Hose. "Das Umbauen der Hinterradfederung hat zu lange gedauert und die Mechaniker haben ein Teil verloren. Daher hatten wir keine Chance mehr, auch vorne noch umzustellen. Daher hatte ich ein Halb-Trocken/Halb-Regen-Setup mit dem ich durch die Gegend gefahren bin. Das war ein Griff ins Klo", sagte der enttäuschte Deutsche.

Harte 30 Runden

Das Rennen wurde für Bradl somit rasch zur Tortur, auch wenn er fünf Runden lang in Führung lag. "Theoretisch war ich drei Sekunden pro Runde zu langsam. Ein Stopp kam zu Beginn für mich aber nicht in Frage. Erst nach zehn Runden habe ich darüber nachgedacht, aber das hätte auch nichts gebracht, weil das eine halbe Minute gekostet hätte. Ich habe mich daher entschieden für die Fans zu Ende fahren."

Bradl ging mit seiner Entscheidung, seinem Team und sich selbst nach der Nullnummer hart ins Gericht: "Ich bin der Depp mit dem Team zusammen. Keiner kann sich vorstellen, was einem für Dinge durch den Kopf gehen, wenn alle an die Box fahren und man selber draußen stehen bleibt."

Bradl schrieb mit Platz 16 sein schlechtestes MotoGP-Ergebnis und das serienübergreifend schlechteste Resultat seit Assen 2010 an. In der WM-Wertung fiel er durch die Nullnummer hinter Andrea Iannone zurück und ist nur noch Neunter. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Vertragsgespräche, die dieser Tage für Bradl anstehen und über seine weitere sportliche Zukunft entscheiden werden.