'Back to the roots' lautet das Motto, wenn die MotoGP nach Assen zurückkehrt. Traditionell wird am letzten Juniwochenende das Rennen an der 'Kathedrale' ausgetragen. Assen ist die einzige Strecke, die seit der Gründung der Weltmeisterschaft im Jahr 1949 jedes Jahr einen Grand Prix ausrichtete.

2006: Colin Edwards wird in der letzten Runde von seiner Yamaha abgeworfen, Foto: Milagro
2006: Colin Edwards wird in der letzten Runde von seiner Yamaha abgeworfen, Foto: Milagro

Der erste Lauf in Assen wurde bereits 1925 ausgetragen. Seit 1955 wird das Rennen nicht mehr auf öffentlichen Straßen, sondern auf dem TT Circuit Assen gefahren. Im Jahr 2006 wurde der Kurs von 7,705 Kilometer auf 4,555 Kilometer verkürzt. Grund für die Umbaumaßnahmen waren dringend benötigte neue Parkplätze. Der Kurs wird im Uhrzeigersinn befahren, ist 14 Meter breit und hat zwölf Rechts- und sechs Linkskurven. Die längste Gerade misst 487 Meter. Die wohl berühmteste der meist leicht überhöhten Kurven ist wohl die letzte Schikane vor der Zielgeraden, wo sich in der Vergangenheit schon sehr häufig Dramen in der letzten Runde abgespielt haben.

Die Ehre des Rekordsiegers in Assen gebührt Valentino Rossi, der bereits sieben Mal auf dem Traditionskurs triumphieren konnte. Rossi rang in Assen Marc Marquez 2015 in der letzten Schikane nieder und siegte bereits 1997 in der 125er-Klasse erstmals in den Niederlanden. Was eigene Piloten angeht, sieht es für die motorsportverrückten Fans in Assen nicht sonderlich gut aus: Seit dem "fliegenden Holländer" Jürgen van den Goorbergh im Jahr 2005 hat es kein Niederländer mehr in die Königsklasse geschafft. In diesem Jahr lässt sich kein einziger Oranje-Pilot mehr in der Weltmeisterschaft blicken.

Die Geschichte: Lorenzos Alptraumstrecke

Ein Held in Tränen: 2013 musste Jorge Lorenzo für Platz fünf alles geben, Foto: Milagro
Ein Held in Tränen: 2013 musste Jorge Lorenzo für Platz fünf alles geben, Foto: Milagro

Assen war schon immer eine Strecke, auf der Triumph und Tragödie besonders nah zusammenlagen. 1992 kam Mick Doohan als überlegener WM-Führender in die Niederlande. Im Training brach er sich das rechte Bein. Wegen der nachlässigen Arbeit der behandelnden Ärzte entging der Australier nur knapp der drohenden Amputation. Fünf Jahre später geriet die Hand von Alex Criville bei einem Trainingssturz unter seine Repsol Honda. Während das Bike über den Asphalt raspelte, konnte sich der Spanier nicht befreien. Die Schäden an Knochen und Nerven setzten ihn für fünf Rennen außer Gefecht. Auch Jorge Lorenzo pflegt nicht die besten Erinnerungen an die Strecke in den Niederlanden. 2011 wurde er von Marco Simoncelli bereits in Runde eins abgeschossen, 2012 wiederholte Alvaro Bautista dieses Kunststück. 2013 stürzte Lorenzo im nassen Donnerstagstraining und brach sich das linke Schlüsselbein. Über Nacht flog der Yamaha-Pilot zurück nach Spanien, ließ sich dort operieren und trat am Samstag vollgepumpt mit Schmerzmitteln zum Rennen an. Unter Tränen und unglaublichen Schmerzen ertrotze Lorenzo Platz fünf.

Die Statistik

Rauchzeichen: Valentino Rossi siegte bereits sechs Mal in Assen, Foto: Milagro
Rauchzeichen: Valentino Rossi siegte bereits sechs Mal in Assen, Foto: Milagro

Seit 68 Jahren zählt Assen zum Kalender der Motorrad-Weltmeisterschaft. Der Kurs sorgte schon oft für Regenschlachten und spannende Rennen sowie faustdicke Überraschungen: So feierte Ben Spies 2011 seinen einzigen MotoGP-Sieg an der Kathedrale, ebenso Jack Miller im Vorjahr. In der Gunst der Fans steht der Sieger von 2015 besonders hoch im Kurs: Valentino Rossi. Im Laufe der Jahre siegte der "Doktor" in Assen sieben Mal in der MotoGP-Klasse. 100.000 der begeisterten Niederländer finden sich jedes Jahr wieder in Assen ein, um das Ringen um Siege und Punkte aus nächster Nähe live zu erleben.

MotoGP-Rekorde Assen

KategorieRekord und Fahrer
Rekordsieger: Valentino Rossi (7)
Rundenrekord: 1:33.617 (Marc Marquez 2015)
Quali-Rekord: 1:32.627 (Valentino Rossi 2015)
Top-Speed: 319.8 km/h (Andrea Iannone 2015)