Bei Ducati brodelt es. Auch 2014 und unter dem neuen Chef Gigi Dall'Igna finden die Roten aus Bologna nicht auf die Erfolgsstraße zurück. Zusätzliche Unruhe ins Team bringen die angespannte Situation zwischen den Fahrern und Abwerbeversuche von Suzuki. Zu Saisonende könnte es zu Personalrochaden im Fahrerbereich kommen.

Crutchlow frustriert, Iannone motiviert

Aktuell versorgt Ducati die beiden Werksfahrer Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow sowie Andrea Iannone vom Partner-Team Pramac mit Factory-Motorrädern. Während die beiden italienischen Piloten mit der Desmosedici GP14 noch einigermaßen gut zurecht kommen und konstant in den Top-8 landen, konnte Crutchlow in dieser Saison erst zwei Rennen beenden und liegt in der WM-Wertung nur auf dem desaströsen 16. Rang.

Ausgerechnet Crutchlow ist aber der einzige Ducati-Pilot, der seinen Vertrag für 2015 in der Tasche hat. Doch der Brite ist nach nur sieben Rennen in den Diensten der Italiener entnervt. Nach dem Test in Barcelona wetterte er: "Wir müssen eine Lösung finden, aber vor Ende der Saison wird nichts passieren. Es hat im Moment einfach keinen Sinn mehr, danach zu fragen. Es ist nicht meine Aufgabe, das Bike weiterzuentwickeln. Es ist mein Job, zu fahren und Informationen zu liefern."

Suzuki baggert Ducati-Trio an

Crutchlow soll allerdings eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag haben, die er mit Saisonende ziehen könnte. Kein unwahrscheinliches Szenario, wenn man die Probleme und vor allem die Aussagen des Briten in den letzten Wochen bedenkt. Neueinsteiger Suzuki soll laut britischen Medien bereits angefragt haben. Die Japaner umgarnen derzeit allerdings auch die beiden anderen Ducatisti. Andrea Dovizioso hat laut eigenen Angaben ein Angebot vorliegen, doch räumte er zuletzt ein: "Ich habe noch nicht genug Informationen, um eine Entscheidung zu fällen. Aber in Assen weiß ich wohl schon mehr." In Barcelona gab auch Iannone zu, ein Angebot zu haben. "Suzuki hat mir ein Werksmotorrad angeboten", gab der Italiener im Gespräch mit MCN zu.

Allerdings ist Iannone auch auf Crutchlows Arbeitsplatz im Werksteam scharf: "Ich möchte mit einem Werksfahrer-Vertrag ins Werksteam. Darauf liegt meine Priorität." Iannone könne sich aber auch einen Verbleib bei Pramac vorstellen, wenn Ducati die Werksunterstützung des Rennstalls intensiviere. Auch für Dovizoso ist Ducati die erste Option. Allerdings schränkte er ein: "Ich kann vor meiner Unterschrift kein neues Material mehr testen. Es wird also wieder ein Risiko. Entscheiden würde also rein das Vertrauen, das ich in die Leute habe, die mit dem Projekt betraut sind." Fährt Ducati also weiter mit zwei offiziellen und einem inoffiziellen Werksmotorrad, wie bereits in dieser Saison?

Open-Geschäft mehr im Fokus

Dagegen sprechen die aktuellen Pläne der Italiener für die Open-Motorräder. Derzeit wird nur ein solches Bike bei Pramac eingesetzt und von Yonny Hernandez pilotiert. Doch die Open-Flotte soll 2015 deutlich erweitert werden, auch weil das Ducati jede Menge Geld von Kundenteams bringen würde. "Wir denken aktuell über ein Leasingmodell nach, verkaufen wollen wir unsere Motorräder nicht mehr", sagte Renndirektor Paolo Ciabatti zu Crash.net. "Ich denke, wir werden vier bis sechs Bikes an den Mann bringen."

Die Open-Ducati von Hernandez kommt immer besser in Fahrt und kam zuletzt zweimal in Folge vor allen Production Racern von Honda ins Ziel. Das lukrative Kundengeschäft wollen die Italiener nicht kampflos dem japanischen Rivalen überlassen. Ducati steht jedenfalls ein heißer Sommer bevor.