Wirklich spannend war der Grand Prix in Austin nicht. Zumindest nicht, wenn es um die ersten beiden Ränge ging. Dahinter spielten sich allerdings tolle Duelle und regelrechte Dramen ab. Das Rennen in der Analyse:

Die Dominanz des Marc Marquez

Session Marc Marquez Vorsprung auf 2.
1. Training 2:04.704 (1.) +0.887 (A.Espargaro)
2. Training 2:03.490 (1.) +1.005 (Dovizioso)
3. Training 2:03.046 (1.) +0.745 (Bradl)
4. Training 2:03.650 (1.) +0.367 (Iannone)
Qualifying 2:02.773 (1.) +0.289 (Pedrosa)
Warm Up 2:03.490 (1.) +0.303 (Pedrosa)
Rennzeit 43:33.430 (1.) +4.124 (Pedrosa)
schn. Rennrunde 2:03.575 (1.) +0.012 (Pedrosa)

So etwas sieht man selten: Marc Marquez war in jeder einzelnen Session dieses Rennwochenendes der schnellste Mann und schnappte sich zudem auch noch die schnellste Rennrunde. Der Weltmeister lieferte in jeder Hinsicht ein perfektes Wochenende ab.

Marquez war in Austin unantastbar, Foto: Milagro
Marquez war in Austin unantastbar, Foto: Milagro

Seine Dominanz wird an den einzelnen Rundenzeiten im Rennen ebenfalls sichtbar. Marquez fuhr acht Rundenzeiten unter 2:04 Minuten. Von den restlichen Piloten schaffte das nur Dani Pedrosa vier Mal und Andrea Iannone in einer Runde. In 17 der 21 Umläufe schrieb Marquez die jeweils schnellste Zeit im Feld an, dabei war der Weltmeister als einziger Pilot im Feld mit der härtesten Hinterreifen-Mischung unterwegs. "Das Rennen war vielleicht etwas zu ruhig, deshalb habe ich am Ende noch einmal ein bisschen etwas für die Show getan", meinte ein entspannter Marquez nach seiner unfreiwilligen Showeinlage in der letzten Runde.

Der Kampf um das Podium

Hinter dem Honda-Duo, das sich binnen der ersten vier Runden um über drei Sekunden vom Rest des Feldes abgesetzt hatte, entbrannte ein Kampf um den letzten Podiumsplatz. Mit Andrea Iannone, Stefan Bradl, Valentino Rossi und Andrea Dovizioso hatten vier Piloten diesen Rang zwischenzeitlich inne. Am Ende machte Dovizioso das Rennen, weil seine Ducati am schonendsten mit den Reifen umging. Einen Reifenvorteil gab es für den italienischen Hersteller im Rennen nicht, denn alle Ducati-Piloten verzichteten auf den ihnen zur Verfügung stehenden Soft-Pneu von Bridgestone.

Dovizioso fuhr ein intelligentes Rennen, Foto: Milagro
Dovizioso fuhr ein intelligentes Rennen, Foto: Milagro

In der Endphase fuhr Dovizioso gemeinsam mit Bradley Smith die schnellsten Rundenzeiten hinter Marquez und Pedrosa. Iannone, Rossi und auch Bradl hingegen beklagten zu diesem Zeitpunkt massiven Reifenabbau am Vorderrad. "Der Vorderreifen war auf der rechten Seite komplett zerstört", meinte Rossi. "Wir hatten leider ein großes Problem mit dem Vorderreifen, der einfach zu schnell abgebaut hat", sagte Bradl. Iannone zeigte sich etwas ratlos: "Ich verstehe nicht ganz, warum wir so viel Grip verloren haben, denn in den Trainings sind wir mit dem gleichen Reifen gefahren und es gab keine Probleme."

Honda vs. Yamaha

Das Duell der beiden Hersteller war in Austin einmal mehr ein ungleiches. In keiner einzigen Session landete eine Yamaha auf Platz eins, während Honda jede einzelne Bestzeit absahnte. Schon im Vorjahr war das Bild auf der texanischen Strecke gleich, sodass Yamaha bislang in Austin - inklusive der Testfahrten im Vorjahr - noch nie an der obersten Stelle eines Session-Klassements auftauchte. Ein Rundenzeitenvergleich der Werksfahrer verdeutlicht die Situation.

Nur in einer einzigen Runde (5) konnte ein Yamaha-Fahrer eine schnellere Zeit fahren als ein Honda-Pilot (Pedrosa). Besonders eklatant sichtbar wird der bereits thematisierte Reifenabbau bei Rossi, dessen Zeiten ab der neunten Runde in die Höhe schossen. Bei Lorenzo, Pedrosa und Marquez war ein derartiges Phänomen hingegen nicht auszumachen.

Lorenzo unterlief ein Fehlstart der Extraklasse, Foto: Movistar Yamaha
Lorenzo unterlief ein Fehlstart der Extraklasse, Foto: Movistar Yamaha

Bleibt abschließend die Frage, was für Lorenzo ohne den Frühstart und die daraus resultierende Durchfahrtsstrafe möglich gewesen wäre. Wie das Diagramm zeigt, war die Pace des Vizeweltmeisters nie auf Honda-Niveau. Die Strafe kostete ihn rund 23 Sekunden, zieht man diese von Lorenzos Endzeit ab, ergibt sich ein Rückstand von etwa 26 Sekunden, was auf dem Niveau der Tech3-Yamahas gewesen wäre.

Das katastrophale Ergebnis mit den Rängen 8 und 10 resultierte also aus dem Handicap von Lorenzos Fauxpas und dem unglücklichen Reifenverschleiß bei Rossi, den es im gesamten Feld am härtesten traf. Das Potenzial für einen Podiumsplatz hätte der MotoGP-Star ohne die Probleme gehabt, wie sei Tempo in den ersten Runden zeigte.