Mit 40 Jahren und bereits elf absolvierten Saisons in der MotoGP zählt Colin Edwards zu den routiniertesten Piloten in der Königsklasse. In den Wintertestfahrten fuhr ihm jedoch sein 16 Jahre jüngerer Forward-Racing-Teamkollege Aleix Espargaro regelmäßig davon. Nun hat der Texaner den Grund für die großen Zeitabstände eruiert. Der Unterschied liegt im Fahrstil der beiden. Während Espargaro der Charakter der Forward Yamaha, die im Wesentlichen eine M1 aus dem Vorjahr ist, entgegenkommt, muss sich Edwards umstellen.

"Als ich das Bike in Valencia zum ersten Mal gefahren bin, habe ich gesagt, dass es sich nicht einlenken lässt. Das lag aber daran, dass ich es so gefahren bin, wie es mir mein Instinkt sagt. Ich mag es ein Motorrad mit viel Gewicht auf dem Vorderrad zu bewegen und brauche dort viel Gefühl und Vertrauen in die Maschine, dann bin ich schnell. Fast den ganzen Winter habe ich damit gekämpft, aber in Katar haben wir jetzt mehr Gewicht auf das Hinterrad gebracht und ich habe mich gar nicht so unwohl gefühlt. Jetzt muss ich mich darauf konzentrieren, anders zu fahren als ich es gelernt habe und es normal für mich ist. Dieses Bike muss man eben hinten rannehmen, aber wir haben ja alle eine Ex-Freundin, die das auch mochte", erklärte der Texas-Tornado in seiner gewohnt saloppen Art.

Lorenzos Handschrift

Edwards erkennt an seinem Arbeitsgerät ganz klar die Handschrift von Jorge Lorenzo, der die M1 in den letzten Jahren ideal auf seine Bedürfnisse anpasste: "Man kann klar erkennen, dass das Bike auf Jorge zurechtgeschnitten ist. Er fährt das Bike gerne mit mehr Gewicht auf dem Hinterrad. Das ist sein Fahrstil und das Motorrad lässt sich nicht anders fahren. Sobald du von der Bremse runtergehst musst du direkt wieder am Gas sein. Du musst versuchen, das Gewicht so schnell wie möglich von der Front zu nehmen und die Kurve machen."

Bei den Testfahrten konnte Edwards den neuen Fahrstil bereits recht gut umsetzen. Ob ihm das auch gelingt, wenn es darauf ankommt, bezweifelt er aber noch. "Ich weiß jetzt wie ich das Motorrad fahren muss, aber unter stressigen Bedingungen wie im Qualifying, wenn man eine starke Runden fahren muss, fällt man leicht wieder in alte Muster zurück. Das muss ich vermeiden. Im Endeffekt macht dieser Stil das Fahren wesentlich sicherer und die Zeiten schneller. Wenn ich das in meinen Kopf reinbringe, sieht es gut aus für mich", gab er bei MCN zu Protokoll.