Eigentlich fuhr Tech 3 Yamaha-Pilot beim Saisonfinale in Valencia ein unauffälliges Rennen, und brachte einen soliden siebten Rang nach hause. Direkt nach dem Start sorgte er jedoch für den Aufreger des Rennens und hätte leicht der Protagonist des WM-Kampfes werden können. Nur mit schnellen Reaktionen verhinderte er einen Crash mit dem späteren Weltmeister Marc Marquez und auch Valentino Rossi.

"Ich hatte in der ersten Kurve zwei Optionen, als Marquez genau vor mir war, denn er hat sich komplett innen rein gedrückt neben Valentino", schildert Smith die haarige Szene. "Ich hätte voll bremsen können und den ganzen Schwung verlieren oder normal die Kurve fahren und beide abräumen - aber dafür war ich ja nicht bei dem Rennen". Smith bremste, vermied den Crash, und wurde somit nicht unfreiwillig zum Zünglein an der Waage für Markenkollege Lorenzo.

"Als Rennfahrer denkst du natürlich nicht darüber nach, wer gerade vor dir fährt und was dessen Situation ist, sondern versuchst für dich selbst, einfach bestmöglich zu handeln. Allerdings wäre ich nur innen reingestochen und über den Curb gefahren, wenn sich tatsächlich eine Lücke geboten hätte", verrät er.

Vor allem aus der Anfangsphase nimmt MotoGP-Rookie Smith viel Positives mit: "Die ersten paar Runden in Marcs Nähe zu fahren, war auch so schon ein positiver Schock für mich. Danach ging es zwar im Rennen beragab, jedoch wussten wir, dass wir heute auf dem harten Reifen viel Arbeit vor uns hatten, denn wir haben am ganzen Wochenende kein passendes Setup gefunden, dass es uns erlaubt hätte, ähnlich gut wie auf dem weichen Reifen damit unterwegs zu sein."

Lief es zu Beginn für den Rookie noch gut, musste er in der Mitte des Rennens ein Tief überwinden, ehe das leichter werdende Motorrad wieder aufblühte. "Am Anfang lief es noch gut, als ich Grip hatte. Aber dieser ging verloren und Cal kam problemlos an mir vorbei und fuhr gleich eine Lücke auf. Dann wollte ich mit Bradl mitfahren, aber auch er war zu schnell für mich. Am Ende des Rennens lief es viel besser, denn mit leerem Tank kamen auch Grip und Handling zurück."

Zwar bewundert Smith die Leistungen von Marquez, jedoch sieht er eher in Lorenzo einen verdienten Weltmeister. "Jorge konnte heute einfach abhauen, sobald er wollte. Niemand konnte ihm folgen und er hätte eigentlich Weltmeister werden müssen, denn er war über den größten Teil des Jahres so dominant. Wie jeder weiß, läuft vor allem im Motorsport jedoch nicht immer alles nach Plan. Wenn man am Ende der Saison oben steht, kann man aber auch nicht zu viel falsch gemacht haben. Deshalb gratuliere ich Marc als neuem Weltmeister."

Tech 3 Yamaha-Teamkollege Cal Crutchlow hatte sich für das letzte Rennen der MotoGP-Saison 2013 viel vorgenommen, riskierte zu viel, und flog ab. "Es gibt keine Ausreden, denn es war ganz klar mein eigener Fehler. Ich habe hart gepusht, denn ich wollte bei meinem Abschied ein Podium fürs Team." Hatte sich Crutchlow zu Beginn des Tages noch Hoffnungen gemacht, kam der erste Dämpfer bereits im Warm-Up. "Ich dachte heute Morgen vor dem Warm-Up, dass es möglich wäre, aufs Podium zu fahren. Leider haben wir dort aber zu viel Zeit mit dem neuen Setup verloren, und deshalb keine perfekte Einstellung fürs Rennen gefunden. Letztlich hatte ich leider nur drei fliegende Runden."

Auch im Rennen lief für den WM-Fünften vor dem Abflug nicht alles rund: "Ich hatte Probleme mit dem vollen Tank zu Beginn und konnte nicht wie gewünscht fahren. Valentino Rossi hatte jedoch genau die gleichen Probleme wie ich. Ich habe dann immer härter gepusht, um den Rückstand aufzuholen und dummerweise den Curb falsch überfahren, weswegen ich abgeflogen bin."

Da Crutchlow ursprünglich als möglicher Helfer von Markenkollege und Werksfahrer Jorge Lorenzo vorgesehen war, bekam er dessen Chassis aus Misano, um konkurrenzfähiger gegenüber den Hondas zu sein. Nach dem Rennen musste er jedoch einsehen, dass gegen Honda und Marc Marquez kein Kraut gewachsen war. "Jorge ist zwar in letzter Zeit der Bessere gewesen, aber die Honda ist nicht so dominant, dass es nur am Material lag. Marc und Honda in Kombination waren einfach zu gut, weswegen er es verdient hat, Weltmeister zu werden."

Sein Ziel, das letzte Renne für Tech3 positiv abzuschließen, verpasste Crutchlow somit deutlich. Für den Start der neuen Saison sieht er dadurch aber keinen Nachteil: "Ich wollte die Saison gut beenden, aber leider hat das nicht geklappt. Letztes Jahr war das aber auch nicht so, trotzdem kam ich diese Saison in starker Form zurück. Jetzt freue ich mich aber auf die Pause und dann will ich gestärkt die neue Herausforderung angehen."