Marc Marquez wird 2013 Weltmeister. Davon sind zumindest die User von Motorsport-Magazin.com mehrheitlich überzeugt. In einer Abstimmung stimmten 56 Prozent für den Rookie, Jorge Lorenzo bekam 24 Prozent, Dani Pedrosa sogar nur sieben. Tatsächlich gibt es einige Gründe, die dafür sprechen, dass der 20-Jährige das Rennen machen wird.

Grund 1: Punktevorsprung

Marquez hat immer ein Lächeln im Gesicht, Foto: Honda
Marquez hat immer ein Lächeln im Gesicht, Foto: Honda

34 Zähler - so viele fehlen Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa aktuell auf den WM-Leader. Im Schnitt müsste einer der beiden Verfolger Marquez in den letzten fünf Rennen 6.8 Punkte pro Grand Prix abnehmen, um ihn noch von P1 zu verdrängen. Da der Unterschied zwischen Rang eins und zwei nur fünf Zähler beträgt, können Lorenzo und Pedrosa aus eigener Kraft nicht mehr Weltmeister werden und benötigen Schützenhilfe oder zumindest einen Ausfall von Marquez. Der hingegen kann taktisch fahren: In den letzten Rennen reichen ihm drei zweite und zwei dritte Plätze in jedem Fall zum Titel, auch wenn einer der beiden Konkurrenten alles gewinnt. Sollte er sogar noch einen Grand Prix gewinnen, muss er in den restlichen vier nur Dritter werden. Dritter war Marquez zuletzt übrigens am 16. Juni in Barcelona - seither folgten drei zweite Plätze und vier Siege. Nicht gerade ein Hoffnungsschimmer für Lorenzo und Pedrosa.

Grund 2: Unbekümmertheit

Im Alter von 20 Jahren und in seiner ersten Saison in der MotoGP kann es Marquez ganz ohne Druck angehen. "Ich lerne immer noch dazu", sagt der Super-Rookie nach fast jedem Rennen. An seine Gegner eine klare Kampfansage für die Zukunft! Die Unbekümmertheit merkt man Marquez - im Gegensatz zu seiner Konkurrenz - auch bei jedem einzelnen Medientermin an. Bei seinen Titelrivalen herrscht deutlich mehr Druck: Lorenzo ist Yamahas einzige verbliebene Hoffnung auf die WM-Krone und Dani Pedrosa muss gegen den Feind in der eigenen Garage ran. Vor allem Pedrosa ist aktuell nicht zu beneiden: Nach seiner tollen zweiten Saisonhälfte 2012 und überragenden Testergebnissen war er für viele Titelfavorit Nummer eins. Nun ist er nicht einmal mehr der Herr im eigenen Haus. Pedrosa, der in seiner achten MotoGP-Saison noch immer auf einen WM-Triumph wartet, wird wohl nach Nicky Hayden und Casey Stoner mit Marquez zum dritten Mal einem Teamkollegen zum Titelgewinn gratulieren müssen und Jorge Lorenzo würde die Titelverteidigung zum zweiten Mal verpassen.

Grund 3: Speed und Talent

Marquez war von Beginn an schnell. Nicht nur in der MotoGP, davor auch schon in der 125cc-Klasse und der Moto2. Sein Fahrstil ist einzigartig (Stichwort: blank gescheuerter Ellbogenschoner), niemand kann mithilfe der Elektronik so geschickt umgehen wie der 20-jährige Spanier. "Marc ist so stark in den Zweikämpfen, weil er sich auf seinem Motorrad sehr viel bewegt", analysierte Yamahas Wilco Zeelenberg zuletzt. An seine extremen Schräglagen kommt derzeit kein anderer Fahrer heran.

Grund 4: Abgebrühtheit

Marquez zockt die alten Hasen eiskalt ab, Foto: Milagro
Marquez zockt die alten Hasen eiskalt ab, Foto: Milagro

Obwohl er erst 20 Jahre alt ist und gerade einmal 13 MotoGP-Rennen auf dem Buckel hat, verhält er sich auf der Strecke oft wie ein alter Hase. Kein Wunder: In seinen fünf Jahren in den unteren Klassen hat Marquez schon alle erdenklichen Höhen und Tiefen mitgemacht. Auf seiner 125cc-KTM warf er einst Pole Positions und Führungen in den letzten Runden eines Rennens weg, 2011 musste er nach einem schweren Sturz samt Verletzung den Moto2-Titel kampflos Stefan Bradl überlassen. Im Gegenzug gewann er aber 2010 in Estoril vom letzten Platz aus, feierte 26 Siege und zwei WM-Titel in den kleinen Klassen. Marquez kennt sich mit erbitterten Zweikämpfen und vollem Körpereinsatz aus - frag nach bei Pol Espargaro, Stefan Bradl oder Nico Terol. In der MotoGP angekommen, ist Marquez schon jetzt fast der perfekte Fahrer, der den nötigen Killerinstinkt und die gesunde Portion Mut (man denke an das Überholmanöver gegen Rossi in der Corkscrew) mitbringt. Das wird in den nächsten Jahren noch viele Konkurrenten verzweifeln lassen.

Grund 5: Statistik/Geschichte

Marquez hat in dieser Saison vom Sachenring bis Brünn vier Rennen in Folge gewonnen. Hier spielt ihm die Geschichte in die Hände. Erst einmal in der Geschichte der Motorrad-WM konnte ein Fahrer, der vier Siege in Serie holte, am Ende den WM-Titel nicht gewinnen: Mick Doohan, der nach seinen Serienerfolgen im Jahr 1992 vier Rennen verpasste und nur Vizeweltmeister wurde. Auf der Gegenseite haben Lorenzo und Pedrosa in dieser Saison bereits ein Rennen verletzt auslassen müssen. Der letzte Weltmeister, der nicht an allen Rennen teilnehmen konnte, war Wayne Rainey ebenfalls 1992. Verletzungen katapultierten etwa im Vorjahr Casey Stoner, 2011 Lorenzo und 2010 Pedrosa vorzeitig aus dem Rennen um die Krone. Kurios: Marquez stürzte in dieser Saison weit häufiger als seine beiden WM-Rivalen, er kam aber stets ohne schwere Verletzung davon.