Jorge Lorenzo ließ im heutigen Saisonfinale der MotoGP-Klasse in Valencia alle Kritiker verstummen, als er nach dem Start bis auf den siebten Rang zurückgereicht wurde, im direkten Duell Teamkollege Valentino Rossi niederrang und schließlich Casey Stoner überholte und sich den zweiten Sieg in Folge schnappte. Stoner und Rossi belegten die Ränge zwei und drei, hatten dem Mallorkiner nichts mehr entgegenzusetzen.

Stoner ergreift die Flucht

Zunächst sah es einmal so aus, als würde es ein Durchmarsch von Stoner werden. Rossi und Lorenzo waren schlecht vom Start weggekommen und mussten sich erst nach vorn kämpfen, derweil fighteten sich dahinter Dani Pedrosa und Marco Simoncelli in die Verfolgerpositionen. Pedrosa löste sich schließlich etwas und schloss zu Stoner auf.

Kämpfte mutig, doch fehlte die Kraft: Dani Pedrosa., Foto: Milagro
Kämpfte mutig, doch fehlte die Kraft: Dani Pedrosa., Foto: Milagro

Doch dem Spanier fehlte ob seiner Verletzung noch die Kraft im linken Arm und er fiel zurück. Dafür waren Rossi und Lorenzo herbeigeeilt und machten fast im selben Atemzug kurzen Prozess mit dem Honda-Piloten. In Runde zehn waren sie vorbei, fünf weitere Runden später waren die beiden Yamahas genau am Hinterrad von Stoner.

Doch zehn Runden vor Schluss konnte auch Rossi das Tempo der beiden Piloten, die ihn in der 800er-Ära bislang als Einzige besiegt hatten, nicht mehr mitgehen und fiel zurück. Zwei Runden später hatte Stoner am Ausgang der ersten Kurve ein kleines Problem, seine Ducati schaukelte sich auf und in die Doohan-Corner hinein wurde er von Lorenzo kassiert.

Harter Kampf um Rang vier

Pedrosa fiel nun weiter zurück und sah sich bald im Kampf mit Simoncelli, Andrea Dovizioso und Ben Spies um den vierten Rang. Auch dieser Fight sollte länger dauern, wobei Pedrosa auch hier bald das Tempo nicht mehr mitgehen konnte.

Den bedächtigsten Eindruck machte hier Spies, denn er ließ Simoncelli und Dovizioso vor sich machen, schaute sich alles aus der Loge an und wartete ab.

Spies: Mit Köpfchen zu Rang vier., Foto: Bridgestone
Spies: Mit Köpfchen zu Rang vier., Foto: Bridgestone

Drei Runden vor Schluss öffneten Dovizioso und Simoncelli nach einem Überholmanöver die Lücke für Spies. Der beschleunigte im Infield erst den Lockenkopf aus, dann bremste er sich an der Repsol-Werksmaschine vorbei. Ende der Zielgeraden konterte Dovizioso mit einem extrem späten Bremsmanöver, in der nächsten Kurve gingen sie zu dritt nebeneinander durch - mit dem besseren Ausgang für Spies, der sich nun gleich ein wenig absetzte. Dovizioso Rang schließlich noch Simoncelli nieder.

Dani Pedrosa holte sich den siebten Rang vor seinen beiden Landsmännern Hector Barbera auf Ducati und Alvaro Bautista auf Suzuki. Der Franzose Randy de Puniet beendete seinen 200. Grand Prix als Zehnter.

Aleix Espargaro verabschiedete sich mit Rang elf aus der MotoGP-Klasse, Colin Edwards, Marco Melandri und Hiroshi Aoyama holten die Plätze zwölf bis 14. Carlos Checa bekam als 15. noch einen Punkt.

Hayden stürzt, Capirossi gibt auf

Nicht weit kam Nicky Hayden. Der US-Amerikaner war mit der zweiten Werks-Ducati noch gut weggekommen und hatte sich bis auf den zweiten Rang hinter seinem Teamkollegen Stoner nach vorn gekämpft, als ihm in der ersten Kurve der dritten Runde das Vorderrad wegrutschte.

"Ich hatte einen guten Start, kam auf zwei nach vorn und fühlte, dass ich an Stoner dranbleiben könnte", gab der Weltmeister von 2006 im offiziellen Stream der MotoGP zu Protokoll. "Ich habe hart gepusht. In Kurve eins ging dann die Front einfach weg, ohne Vorwarnung und ich lag da. Dafür gibt es keine Entschuldigungen. Aber wenigstens war das Motorrad viel besser als heute morgen. Ich habe es vielleicht zu hart probiert, aber hier hat wenigstens alles zusammengepasst. Wir kommen Vorwärts und das macht Mut für die neue Saison. Bis in Katar!"

Bereits Ende der 13. Runde war das Finale für den Italiener Loris Capirossi vorbei. Der parkte seine Suzuki mit Leistungsverlust in der Box und verabschiedete sich damit von der japanischen Marke nicht gerade so, wie er sich das gewünscht hätte.

Show der Rivalen

Während Sieger und Weltmeister Lorenzo mit der Spanien-Flagge die Kiesbetten stürmte und auf einem blanko-Shirt seine Gesamtpunktzahl von 383 Punkten eintragen musste (neuer Rekord in einer Saison, mehr als Rossi und Stoner hatten) , verabschiedete sich Valentino Rossi leidenschaftlich von seiner Yamaha M1. Ähnlich seiner ersten Begegnung mit dem Motorrad in Welkom in 2004 kniet er vor der Kanzel des Bikes nieder und gab ihr einen Abschiedskuss. Dazu gab es gelbe T-Shirts mit der Aufschrift: "Bye, bye Baby".