Domi Aegerter durfte sich am Sonntag in Misano einige Minuten als neuer Meister der MotoE feiern lassen. Den vermeintlichen Sieg machten die FIM-Stewards nachträglich aber zunichte und rissen den Schweizer somit auch aus den Meisterschaftsträumen.

Das rennentscheidende Manöver, in dem Titelkonkurrent Jordi Torres in der letzten Runde zu Boden ging, wurde als Foul von Aegerter gewertet, weshalb er mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde. Da diese nicht mehr abgeleistet werden konnte (das Rennen war ja bereits zu Ende), wurde sie dem Reglement entsprechend in die für solche Vorfälle vorgesehene Zeitstrafe von 38 Sekunden umgewandelt.

Aegerter verlor dadurch nicht nur den Sieg in Aragon, sondern auch die Meisterschaft. Am Sonntagabend wandte sich der Schweizer mit einem Statement an die Öffentlichkeit, das wir an dieser Stelle im exakten Wortlaut wiedergeben wollen:

"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erklären, was ich jetzt fühle. Wir haben um die Meisterschaft gekämpft, wir sind eine starke Saison gefahren und natürlich habe ich heute versucht, diese Meisterschaft zu gewinnen. Leider hatte ich nicht den besten Start und war ein oder zwei Runden lang in einen Kampf mit Ferrari und Casadei verwickelt, aber dann konnte ich mich freikämpfen und den Rückstand sofort aufholen."

"Innerhalb von zwei Runden war ich direkt hinter Torres und ab der vorletzten Runde begann ich ihn zu attackieren. Ich überholte ihn mehrere Male, so dass er genau wusste, dass ich da war. Er wusste auch, dass er, selbst wenn ich ihn überholen würde, immer noch Weltmeister (Anmerkung der Redaktion: in der MotoE wird offiziell kein Weltmeistertitel vergeben) sein würde. In der letzten Runde überholte ich ihn schließlich zweimal, und als ich in Kurve 14 einbog, wusste er, dass ich wie in den Runden zuvor von innen kommen und später bremsen würde als er."

"Er behielt seine Linie bei, was dazu führte, dass er mein Hinterrad berührte und aus dem Rennen stürzte. Natürlich wollte ich nicht, dass er stürzt, aber ich war auf der Innenlinie. Wenn man auf alle Rennen zurückblickt, gab es in der letzten Runde immer große Kämpfe und viele Kollisionen. Ich habe mich bei ihm für das Manöver entschuldigt, denn ich bin ein fairer Fahrer, aber wir hätten es alle riskiert, um den Titel zu gewinnen."

"Die Saison ist super kurz, die Rennen sind kurz, also muss man konstant ans Limit gehen. Das Motorrad ist schwer und nicht leicht zu bremsen. Ich bin nicht von der Strecke abgekommen, aber als ich in den Parc ferme einfuhr, gab mir die Rennleitung eine Strafe von 38 Sekunden, was einer Durchfahrtsstrafe gleichkommt."

"Mein Team und ich haben diese harte Entscheidung nicht verstanden und sind zur Rennleitung gegangen, um Einspruch zu erheben, aber die Rennleitung wollte nichts davon wissen, und so blieb es bei dieser Strafe. Ich wurde trotzdem Zweiter in der Meisterschaft, aber ich bin natürlich nicht glücklich über diese Entscheidung. Ich bin sehr enttäuscht und kann zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr sagen, denn es ist niederschmetternd, wenn ein Rennen und die Meisterschaft auf dem Papier entschieden werden."