Das Jahr 2019 sah die erste MotoE-Saison der Geschichte über die Bühne gehen. Das allerdings nicht ohne größere und kleinere Probleme. Einen bleibenden Eindruck hat die MotoE bei ihrem Debüt deshalb nicht wirklich hinterlassen. ServusTV-Kommentator Alex Hofmann meldete jetzt Zweifel an der Rennserie an.

Im 'Sport & Talk aus dem Hangar-7' stellten sich am Montagabend neben Hofmann auch DTM-Chef Gerhard Berger und DTM-Pilot Philipp Eng auf ServusTV einer Diskussion zum Thema "Zukunft des Motorsports". Dabei äußerte der MotoGP-Experte einige Zweifel an der neuen E-Rennserie im Rahmen der MotoGP. "Die MotoE hat in ihrer ersten Saison leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen", so Hofmann und erinnerte an die zahlreichen Probleme, die in der Debüt-Saison des neuen World Cups auftraten. Angefangen natürlich bei dem Brandfall während der Vorsaison-Tests, bei denen alle Bikes abbrannten und der geplante Saisonstart nach hinten verschoben werden musste. Beim Österreich GP in Spielberg fing dann ein weiteres Mal ein MotoE-Bike Feuer.

All diese Zwischenfälle habend die Bedenken im Fahrerlager wachsen lassen, wie Hofmann verriet: "Im Fahrerlager war beim Laden der E-Bikes immer ein wenig Unwohlsein mit im Spiel, denn ein Motorrad hat ja auch mal im Paddock angefangen zu brennen. Bei der MotoE hat sich das Gefühl verbreitet, als könnten wir die Sache gar nicht richtig einschätzen." In Misano wurde das Paddock der MotoE deshalb sogar außerhalb des eigentlichen Fahrerlagers aufgestellt, auf einem Acker, der im vorherigen Jahr als Parkplatz diente.

Das spricht nicht gerade für die MotoE, mit der man sich im Rahmenprogramm der MotoGP eigentlich schmücken wollte. Hofmann sieht den richtigen Zeitpunkt für eine elektrisch betriebene Zweirad-Rennserie noch nicht für gekommen. "Im Zweirad-Sport ist man dabei einfach zu früh dran, denke ich", so der ehemalige MotoGP-Pilot. "Wir bräuchten eigentlich eine Übergangsphase von vielleicht zehn Jahren, aber die gibt es in der Industrie nicht. Wir müssten neue Entwicklungen nicht auf der Rennstrecke, sondern auf dem Weg dorthin testen. Auf der Strecke selbst fragt man sich schon, ob es nicht einfach zu früh ist, gewisse Meisterschaften auszutragen."

Der Einstand der MotoE sorgte nicht für Begeisterungsstürme, Foto: Marc VDS
Der Einstand der MotoE sorgte nicht für Begeisterungsstürme, Foto: Marc VDS

Braucht die MotoE eine neue Generation von Zuschauern?

Nichtsdestotrotz geht die MotoE 2020 in ihre zweite Saison. Dass die neue Rennserie in ihrem zweiten Jahr mehr Fans für sich gewinnen kann, glaubt Hofmann nicht. "Ich sehe sie als Zusatz", sagte er. "Ein riesiger Faktor der MotoGP ist, dass du an die Strecke kommst und dieses kleine Bike da stehen sieht. Aber dann geht der Motor an und ab diesem Zeitpunkt hast du Ehrfurcht vor dem Motorrad. Dann kommt dein Held in Lederkombi aus der Garage, setzt sich drauf und fährt mit dem Ellenbogen auf dem Boden durch die Kurven. Du hast den ganzen Tag lang Gänsehaut und nimmst dieses Gefühl auch mit nach Hause und erzählst deinen Freunden davon. Ich denke, davon lebt die MotoGP. Das mit einem MotoE-Bike zu haben, kann ich mir im Moment noch nicht vorstellen."

Hoffnung für die MotoE sieht Hofmann nur in einer neuen Generation Zweirad-Fans: "Ich glaube nicht, dass wir alle Fans am Spielberg in MotoE-Fans umpolen können. Aber ich könnte mir vorstellen, dass eine neue Generation heranwächst, die entweder ein anderes Interesse hat oder die früheren Rennen nie gesehen hat. Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. Diese Generation wächst dann damit auf und guckt vielleicht wirklich irgendwann fasziniert MotoE."

Dieser Zeitpunkt ist momentan aber mit Sicherheit noch nicht gekommen. Bis es soweit ist, gibt es für die MotoE noch einige Probleme zu bewältigen. Vor allem an der bisher dürftigen Sound-Kulisse muss gearbeitet werden, findet Hofmann: "Für mich wäre es der halbe Tod des Motorsports, wenn es nicht mehr laut wäre."