Es ist und bleibt das ewige Streitthema der Moto3-Klasse: das Warten auf den Windschatten anderer Fahrer für eine schnelle Rundenzeit in Trainings oder dem Qualifying. Bereits seit Jahren begleitet dieses Prozedere die kleinste Klasse, während die FIM-Stewards mit immer härteren Strafen dagegen vorgehen wollen. Dabei gibt es nach wie vor keine stringente Linie der Regelhüter, was Moto3-Teammanager Peter Öttl im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zur Weißglut bringt.

So wurde beim zweiten Saisonrennen in Katar bei sieben Fahrern nach dem 2. Training ein Exempel statuiert und ein Start aus der Boxengasse ausgesprochen. In Portimao hingegen wurde für das gleiche Vergehen einiger Fahrer lediglich eine Geldstrafe für die betroffenen Teams fällig. Erst die Verstöße im Qualifying von Darryn Binder und Deniz Öncü wurden mit einem Boxengassen-Start geahndet.

"In Katar sind sieben Fahrer abseits der Fahrlinie langsam unterwegs gewesen und die haben sie rausgeholt und aus der Boxengasse starten lassen. Diesmal waren 15 Fahrer langsam auf der Ideallinie unterwegs, sodass Fenati (fährt für Öttls Team; Anm.) beinahe in die reingekracht ist. Also haben wir angenommen, dass nun das gleiche wie in Katar geschieht. Aber nein, diesmal gab es nur 1.000 Euro Strafe für die Teams. Und alle betroffenen Fahrer denken sich jetzt: Mir ist eh nichts passiert, ich kann weiter so fahren", macht Öttl seinem Unmut Luft.

MotoGP-Lexikon: So wird über Strafen entschieden (04:27 Min.)

"Ich habe nachgefragt und dann wurde mir von den Stewards gesagt: Ihr habt den Fahrer in einer Gruppe rausgeschickt. Momentan gibt es da wieder viele Diskussionen, weshalb es in Jerez auch wieder ein Meeting geben wird", erklärt der Deutsche. "Ich habe zum Spencer (Chef-Steward Freddie Spencer; Anm.) gesagt: Wie oft pro Jahr haben wir ein Meeting wegen Slow-Riding? Vier bis fünfmal. Wie viele Jahre machen wir das schon? Vier bis fünf. Hat sich irgendwas geändert? Nein. Die halten uns Teams und Fahrer für blöd und meinen, wir würden es nicht verstehen", so Öttl.

Kritik am Qualifying-Format

Der Hauptkritikpunkt der Teams ist das aktuelle Qualifying-Format. Wie in der MotoGP geht es bereits in den ersten drei Trainings um den direkten Einzug in Q2 und damit einen Fixplatz in den ersten sechs Reihen. Das führt dazu, dass bereits im 2. und 3. Training auf der Jagd nach einer schnellen Rundenzeit Windschatten gesucht wird und es zur bekannten Bummelei kommt.

"Wir sind der Meinung, dass dieses System nicht richtig ist und uns dazu zwingt, so zu arbeiten", so Öttl. "Ich habe zu Spencer schon mehrfach gesagt, dass das aktuelle System das Problem ist und nicht unsere Reaktion darauf. Früher war es wesentlich besser: da gab es drei tatsächlich freie Trainings und dann das Qualifying. Damals lief alles ganz normal ab."

Die Dorna stellte aber bereits klar, dass eine Änderung des Qualifying-Formats aktuell kein Thema sei, da es in der Moto2 und MotoGP zumeist ohne Probleme funktioniere. Von den Moto3-Teams wollte man daher schon mehrfach Input, wie man dem Problem der Bummelei entgegenwirken könnte.

"Wenn wir sagen, dass wir ein anderes Format wollen, heißt es immer, dass das nicht möglich sei. Wozu sollen wir dann noch Vorschläge machen, wenn wir ohnehin nicht angehört werden. Ich gehe zu diesen Meetings hin, höre mir alles an und gehe wieder. Aber die Arbeit, dort einen schriftlichen Vorschlag einzubringen, tue ich mir nicht mehr an", so Öttl.

Somit ist wohl kein Ende des Streitthemas in der Moto3 in Sicht. Dass die Entscheidungen der Stewards nicht immer stringent sind - darüber beschweren sich auch MotoGP-Teams - ist ein Umstand, mit dem man leben muss. Kritik an den Strafurteilen ist jedenfalls nicht erwünscht. "Die haben uns einmal gesagt: Wir reden euch nicht drein, wie ihr eure Fahrwerke einstellen sollt, also redet uns nicht drein, wie wir Strafen aussprechen", so Öttl. "Einmal ist es dann eben ein Start aus der Boxengasse, das andere Mal tausend Euro und wer weiß, was ihnen beim nächsten Mal einfällt."