Unkollegiales Verhalten, Missachtung der teaminternen Richtlinien, beinahe eine Prügelei mit seinem Crewchief - all das wurde Romano Fenati nach seinem Straf-Aus auf dem Red Bull Ring vorgeworfen. Tatsache ist, dass sich der heißblütige Italiener in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Die Gerüchte, die jetzt jedoch im MotoGP-Paddock kursieren, sind Fenati endschieden zu viel. Mit der italienischen 'GPOne.com' stellte der ehemalige VR46-Pilot nun seine Sicht der Dinge da.

Die Situation in Spielberg

Gleich zu Beginn räumt Fenati mit den Vorwürfen um die vermeidliche Auseinandersetzung mit seinem Crewchief auf. "Ich habe nach dem Qualifying mit meinem Crewchief geredet", erklärt Fenati. "Es war merkwürdig, dass wir so weit hinter den Führenden lagen. Es kam dann heraus, dass ein Teil meines Vertrags nicht erfüllt wurde." Gemeint ist die Tatsache, dass der Italiener einen persönlichen Techniker für die Federung seines Motorrads hat. Geklärt werden konnte diese Ungereimtheit auch nicht von Fenatis Mutter, die gleichzeitig als seine Managerin fungiert. "Sie hatten ein Meeting, aber es konnte keine Einigung erzielt werden", erklärt Fenati.

Gegen den Vorwurf der physischen Auseinandersetzung wehrt sich der ehemalige VR46-Pilot ebenfalls entschieden. "Da ist absolut gar nichts passiert, sogar Alessio Salucci [Valentino Rossis langjähriger Freund 'Uccio', Anm. d. Red.] war von diesen Gerüchten schockiert", verteidigt sich Fenati.

Fenati und Rossi: Diese Zeiten sind vorbei, Foto: Milagro
Fenati und Rossi: Diese Zeiten sind vorbei, Foto: Milagro

Andere Fehler

Allerdings hält sich das Gerücht von Heißsporn Fenati nicht erst seit gestern im Paddock. "Das stimmt einfach nicht", erklärt Fenati. "Natürlich werde ich sauer, wenn ich denke, dass Dinge unfair ablaufen. Aber es gibt auch Leute, die ohnehin schon eine vorgefertigte Meinung von mir haben. Sogar Witze von mir werden missverstanden. Ich kann nur wiederholen, in Spielberg ist nichts passiert."

Neben den Gerüchten, die Fenati als schwierige Person verschreien, kursieren auch andere Gerüchte im MotoGP-Fahrerlager. Unter anderem soll Fenatis Unwille, nach Pesaro zu ziehen, ein Grund für den Rauswurf sein. "Wenn ich umgezogen wäre, hätte sich vielleicht alles anders entwickelt, ich weiß es nicht", grübelt Fenati. "In meinem Vertrag stand, dass ich nur zwischen dem 10. Januar und dem Saisonbeginn dort sein muss, um mich auf die Saison vorzubereiten. Ich wollte lieber bei meiner Familie bleiben, da gab es keinen Kompromiss", erklärt der Italiener die Situation.

Auch wenn Fenati keine Bestätigung für seine Theorie bekommen hat, so glaubt er doch, dass sein Nicht-Umzug nach Pesaro der eigentliche Grund für den Rausschmiss war. "Jetzt von uns hätte Verantwortung übernehmen müssen. Ich habe das getan. Mein einziger Fehler war es, nicht nach Pesaro ziehen zu wollen, sonst habe ich meinen Job immer so gut wie möglich erledigt." Harte Worte gegen das Team um Valentino Rossi und Co. Richtig wohl gefühlt habe sich der Moto3-Pilot aber schon lange nicht mehr. "Ich habe mich im Team wirklich eingeschränkt gefühlt, ich war nicht ich selbst", gesteht Fenati. "Alles war schon vorkonstruiert, während ich eher intuitiv bin."

Ohne VR46: Romano Fenati muss sich nun ein anderes Team suchen, Foto: Milagro
Ohne VR46: Romano Fenati muss sich nun ein anderes Team suchen, Foto: Milagro

Auch zu Rossis Statement nimmt Fenati Stellung. Der Doktor hatte klargestellt, dass er und sein Team es nicht geschafft hätte, aus Fenati einen professionellen Rennfahrer zu machen. "Es ist natürlich gut, wenn man technisch reifer wird, aber als Person sollte man sich selbst schon treu bleiben", erwidert Fenati darauf. "Man sollte sich nicht ändern müssen. Ich habe es lieber, wenn mir jemand die Wahrheit direkt ins Gesicht sagt, als wenn ich ein Messer in den Rücken gerammt kriege."

Die Zukunft

Eine baldige Rückkehr Fenatis in die WM ist im Moment noch nicht zu erwarten. "Ich denke nicht, dass ich in diesem Jahr noch zurückkehre, es gibt keine freien Plätze. Für nächstes Jahr sehen wir uns alle Möglichkeiten an, in der Moto3 und Moto2." Einfach wird es für Fenati aber nicht, der nur noch mit wenig Zuspruch zu rechnen hat. Auch via Social Media traf den Moto3-Piloten eine Welle von Feindschaft. "Ich konnte mich in Österreich nicht dazu äußern und später hatten die Leute schon ihre Meinung - obwohl sie nur eine Seite der Geschichte gehört haben", seufzt Fenati. "Ich habe Beleidigungen zugeschickt gekriegt, aber auch Drohnungen. Weshalb? Klar, ich bin eine Person des öffentlichen Lebens, aber ich bin kein Clown oder eine Puppe. Ich als Privatperson würde sowas niemals schreiben."