Der Samstag, der 9. April 2016, dürfte im Leben des Philipp Öttl einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen. Denn im Qualifying zum Americas-GP der Moto3 in Austin schnappte sich der junge Bayer die allererste Pole-Position seiner WM-Karriere. Von Anfang an legte Öttl im Qualifying wie die Feuerwehr los und drehte eine schnellste Runde nach der nächsten. Als dann der Himmel seine Schleusen mitten in der Session öffnete, war die Sache beschlossen. Die Verhältnisse waren zu schlecht geworden, um ernsthaft Jagd auf Öttls Bestzeit machen zu können.

Antizyklische Taktik bringt Öttl die Moto3-Pole in Austin

Öttls Taktik, von Anfang an schnelle Zeiten hinzuknallen, erwies sich also im Nachhinein als die goldrichtige. Der Rest des Moto3-Feldes spekulierte nämlich wie sonst üblich auf die letzten Minuten, wenn die Grip-Verhältnisse am Besten sind, und auf einen guten Windschatten für die 1,2 km lange Gerade. Doch der Regenschauer mitten in der Session machte dem einen Strich durch die Rechnung. "Es war schon notwendig, am Anfang gleich schnell zu sein. Denn dann kam der Regen und es war schwieriger, schnell zu sein", argumentierte Öttl hinterher.

Grundlage zu seiner sensationellen Bestzeit bildete ein Longrun mit sechs fliegenden Runden, den Öttl hingelegt hatte. Am Ende stand in 2:18.398 nicht nur eine persönliche, sondern auch eine absolute Bestzeit. "Ich habe versucht konstant schnell zu sein und das hat sich ausgezahlt", erklärt Öttl, für den es ebenfalls alles andere als einfach war auf der Strecke: "Die Bedingungen waren sehr schwierig, speziell im Vergleich zu den Trainings zuvor. Aber es war gut, ich habe mich Stück für Stück verbessert, bin jede Runde ein bisschen schneller gefahren, und lang draußen zu bleiben war heute eine gute Strategie, um auf Pole zu fahren", schmunzelte der Bayer hinterher.

Auch mit Hilfe des Wettergotts hängte Philipp Öttl im Austin-Qualifying alle ab, Foto: Schedl GP
Auch mit Hilfe des Wettergotts hängte Philipp Öttl im Austin-Qualifying alle ab, Foto: Schedl GP

Folgt im Moto3-Rennen der ganz große Wurf von Öttl?

Damit hat Philipp Öttl auch etwas erreicht, was seinem Vater Peter verwehrt blieb. Im familieninternen Duell stellte Öttl nämlich auf 1:0 in der Pole-Position-Statistik. Bei den Rennsiegen liegt freilich noch der Vater vorne, stand Philipp bisher doch erst einmal als Dritter auf dem Podest. Ob es mit dem Premierensieg beim Austin-GP klappt, sieht Öttl noch etwas skeptisch: "Siege sind natürlich wichtiger als Pole-Positions. Ich gebe mein Bestes, wir werden sehen", lässt sich Öttl hier noch nicht so recht aus der Reserve locken. Die Pole-Position ist jedoch alles andere als eine schlechte Ausgangslage.

Und dass Öttl in den Rennen eine Schippe drauflegen kann, hat er oft genug bewiesen. 2015 gewann er den Forever-Forward-Award, mit dem der Fahrer in der Motorrad-WM geehrt wird, der die meisten Überholmanöver in einer Saison hinlegt. Auch in Katar bewies Öttl dieses Jahr seine Comeback-Künste, als er nach einer schlechten Startphase noch von Platz 19 bis auf Rang neun vorpreschte. Zuallererst erhofft sich Öttl aber normale Verhältnisse am Rennsonntag: "Morgen im Rennen wirds hoffentlich wieder normal und besser zu fahren sein. Das Team hat gut gearbeitet, und ich denke, wir sind gut vorbereitet", so Öttl.