Die Moto3-Saison 2015 wurde bisher von einem Mann dominiert: dem Briten Danny Kent. Sechs der bisherigen 14 Läufe konnte Kent für sich entscheiden, dazu erreichte er einmal als Zweiter und zwei Mal als Dritter das Ziel. Lediglich beim Regenchaos von Indianapolis und beim letzten Rennen in Aragon, als er auf Platz vier liegend in der letzten Kurve stürzte, musste Kent einen Nuller anschreiben. Die Saisonbilanz spricht also für sich.

Und weil Titelrivale Enea Bastianini den Aragon GP ebenfalls in der letzten Runde vorzeitig beenden musste, darf sich Kent berechtigte Hoffnungen darauf machen, beim Rennen auf dem Twin Ring Motegi schon den Titel einzufahren. 55 Punkte Vorsprung bei noch vier ausstehenden Rennen bedeuten: Holt Kent in Japan 20 Zähler mehr als Bastianini, ist dem Fahrer von Leopard Racing der Titel nicht mehr zu nehmen. Die Rechnung ist daher noch relativ simpel: Wenn Kent Zweiter wird, darf Bastianini nicht punkten. Gewinnt Kent, dann darf Bastianini das Rennen bestenfalls auf Rang elf beenden.

So früh wie Alvaro Bautista 2006 wurde keiner mehr Meister in der kleinsten Kategorie, Foto: Master - Aspar Team
So früh wie Alvaro Bautista 2006 wurde keiner mehr Meister in der kleinsten Kategorie, Foto: Master - Aspar Team

So früh wie nur Bautista 2006

Gelingt Kent dieses Kunststück am bevorstehenden Wochenende tatsächlich, dann verrät ein Blick in die Statistik: Es wäre gemeinsam mit Alvaro Bautista (2006) der früheste Titelgewinn in der kleinen Klasse in diesem Jahrtausend. Auch der Aprilia-Pilot errang seine WM im viertletzten Rennen. Ein Beleg für die extreme Dominanz, mit der Kent die Moto3-Saison 2015 beherrscht. Der letzte vorzeitige Titelgewinn in der kleinsten Kategorie liegt übrigens drei Jahre zurück. Die deutschen Fans werden sich erinnern: 2012 krönte sich Sandro Cortese zum Champion.

Alle vorzeitigen Weltmeister in der kleinsten Kategorie seit 2000:
FahrerSaison (Zeitpunkt)
Sandro Cortese 2012 (Rennen 16 von 18)
Julian Simon 2009 (Rennen 15 von 17)
Mike Di Meglio 2008 (Rennen 16 von 18)
Alvaro Bautista 2006 (Rennen 14 von 17)
Andrea Dovizioso 2004 (Rennen 14 von 16)
Dani Pedrosa 2003 (Rennen 14 von 16)
Roberto Locatelli 2000 (Rennen 15 von 16)

Der Deutsche gewann den Titel in der Moto3 im drittletzten Lauf, damals auf dem Sepang International Circuit, und steht damit in einer Reihe mit Julian Simon (2009), Mike Di Meglio (2008), Andrea Dovizioso (2004) und Dani Pedrosa (2003). Diese Fahrer dominierten in ihrem Meisterschaftsjahr ähnlich und fixierten ihren Titel ebenso wie Cortese im drittletzten Saisonrennen. Zudem wurde Roberto Locatelli im Jahre 2000 im vorletzten Rennen, übrigens auf dem Twin Ring Motegi, 125er-Weltmeister.

Seit Barry Sheene 1977 wurde kein Brite mehr Weltmeister in der Motorrad-WM, Foto: Milagro
Seit Barry Sheene 1977 wurde kein Brite mehr Weltmeister in der Motorrad-WM, Foto: Milagro

Erster britischer Titel seit 1977

Doch Kents früher Titelgewinn wäre nicht nur ein Beweis für seine Dominanz in diesem Jahr. Zugleich würde der Brite eine quälend lange Durststrecke für sein Heimatland beenden. Denn obwohl Großbritannien mit sage und schreibe 43 Titelgewinnen im Laufe der Geschichte der Motorrad-WM immer noch als eine der erfolgreichsten Nationen gilt, liegt die letzte Meisterschaft für einen Fahrer aus dem Vereinigten Königreich schon 38 Jahre zurück. Barry Sheene gewann damals die 500er-WM für Suzuki.

Erfolgreichster Fahrer von der Insel ist immer noch Mike Hailwood, der insgesamt neun WM-Titel einfahren konnte, vier Mal bei den 500ern, zwei Mal bei den 350ern und drei Mal bei den 250ern. Allgemein dominierten die Briten die Motorrad-WM in den 50er- und 60er-Jahren, als sich Größen wie Geoff Duke, John Surtees und Phil Read gleich mehrfach in diversen Hubraumklassen zum Champion krönten. In diese illustre Riege könnte sich Danny Kent in diesem Jahr einreihen.