In wenigen Tagen startet die Motorrad-WM 2013 in Katar. Bei den letzten Testfahrten im spanischen Jerez haben Sie mit guten Zeiten überzeugen können. Wie ist die Saison-Vorbereitung insgesamt für Sie verlaufen und mit welchem Gefühl reisen Sie nach Katar?
Toni Finsterbusch: Die Testfahrten waren positiv: Ich habe mich schnell auf das Kalex-Motorrad eingestellt und meine Rundenzeiten waren gut. Wir haben ein ordentliches Set-up gefunden und reisen deshalb mit großen Erwartungen nach Katar. Ich hoffe, dass ich diesmal besser abschneide als im vergangenen Jahr und regelmäßig in die Punkte fahren kann. Ich möchte gemeinsam mit Kiefer Racing durchstarten.

Sie fahren jetzt für ein Team, das vor zwei Jahren mit Stefan Bradl einen Weltmeister hervorgebracht hat. Wie gefällt Ihnen die Zusammenarbeit mit Kiefer Racing?
Finsterbusch: Die Zusammenarbeit mit dem neuen Team macht mir sehr viel Spaß, die Stimmung ist richtig gut. Die gesamte Mannschaft arbeitet äußerst professionell. Man gibt mir viele Ratschläge, die ich versuche, bestmöglich umzusetzen. Mit meinem neuen Teamkollegen Florian Alt verstehe ich mich ebenfalls prima. Ich denke, dass wir uns im Verlauf der Saison gegenseitig pushen werden.

Das vergangene Jahr war nicht einfach für Sie. Nach dem Ausstieg von MZ mussten Sie das Team wechseln. Zweimal sind Sie in die Punkte gefahren. Was ist diesmal mit der Kalex-KTM drin?
Finsterbusch: Richtig, das letzte Jahr war ein sehr schweres für mich. Ich wusste zeitweise nicht, ob ich beim nächsten Rennen am Start bin oder nicht. Aber das hat mich abgehärtet, und ich habe trotzdem einiges Positive aus dieser Saison mitnehmen können. Mit der neuen Kalex-KTM komme ich viel besser klar, als mit der Honda. Das liegt natürlich auch daran, dass sie größer ist und mehr Power hat. Ich hoffe, dass ich konstant in die Top 20 fahren und das ein oder andere Highlight setzen kann.

Im Rahmen der MotoGP müssen Sie viel reisen. Auf welche Rennstrecke freuen Sie sich besonders?
Finsterbusch: Besonders freue ich mich auf Austin im US-Bundesstaat Texas, weil die Strecke für alle neu ist. Aber das Rennen auf dem Sachsenring ist natürlich das absolute Highlight: Die vielen deutschen Fans sorgen einfach für eine richtig geile Atmosphäre. Ebenfalls schön sind die Motorrad-Kurse in Assen und in Mugello. Dort bin ich bereits im vergangenen Jahr sehr gut zurechtgekommen.

Sie bilden ein Duo mit Florian Alt, einem weiteren deutschen Nachwuchspiloten. Auf welche Weise profitieren Sie beide von dieser Konstellation?
Finsterbusch: Florian ist drei Jahre jünger als ich. Wir kennen uns schon aus der IDM und kommen gut miteinander aus. Im Rennen sind wir natürlich auch Konkurrenten, da muss jeder für sich selbst fahren. Aber in den Trainings- und Testfahrten arbeiten wir zusammen, dort versuchen wir uns gegenseitig zu helfen. Durch die Teilnahme am RedBull-Rookies-Cup kennt Florian einige europäische Rennstrecken besser als ich. Dafür habe ich mehr Erfahrung mit den Kursen in Übersee. Wir analysieren die Daten gemeinsam im Team, profitieren voneinander und versuchen dadurch noch schneller zu werden.

Sie machen derzeit eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Wie lässt sich das mit dem Rennsport unter einen Hut bringen?
Finsterbusch: Ich versuche, das so gut wie möglich hinzubekommen. Da ich nur einmal in der Woche Berufsschule habe, kann ich den verpassten Stoff gut nacharbeiten. Darüber hinaus werde ich gut unterstützt: Solange meine Noten passen, werde ich bei Termin-Überschneidungen vom Unterricht freigestellt. Da ich die Ausbildung im Betrieb meiner Eltern mache, habe ich auch dort die volle Unterstützung hinter mir.

Nach Stefan Bradl wurde im vergangenen Jahr auch Sandro Cortese Weltmeister. Trauen Sie sich zu, es auch einmal ganz nach oben zu schaffen?
Finsterbusch: Das ist natürlich mein großer Traum. Wenn ich weiter hart an mir arbeite und immer den Glauben und den Spaß behalte, dann traue ich mir das zu. Auch Bradl und Cortese haben eine gewisse Entwicklung durchlaufen und sind nicht auf Anhieb Weltmeister geworden.

Bradl und Cortese haben vorgemacht, wie es geht. Sind die beiden Vorbilder und schauen Sie sich etwas ab?
Finsterbusch: Der Motorrad-Sport in Deutschland hat von den Erfolgen der beiden ungemein profitiert. Sie haben schon eine gewisse Vorbildfunktion. Sicher kann man sich da einiges abschauen. Trotzdem muss jeder versuchen, seinen eigenen Weg zu finden.

Haben Sie von den jüngsten deutschen Erfolgen in der Motorrad-WM profitiert?
Finsterbusch: Das Medieninteresse in Deutschland ist infolge der Titelgewinne sicherlich gestiegen. Ich hoffe, dass auch ich künftig davon profitieren kann. Trotzdem ist es auch weiterhin sehr schwer, Sponsoren zu finden. Viele Unternehmen unterstützen halt lieber irgendeine Fußballmannschaft.