Die laufende Saison hätte die erste vollständige für Jesko Raffin in der Moto2-Weltmeisterschaft seit 2017 sein sollen. Doch daraus wurde nichts. Als das Renngeschehen Mitte Juli in Jerez wieder Fahrt aufnahm, erkrankte Raffin an einem Virus. Das bremste ihn schon im Spanien-GP extrem. Es folgten vier verpasste Rennen. In Misano wagte der Schweizer das Comeback, musste aber aufgeben.

Nun wäre Raffin laut eigener Aussage wieder völlig fit, doch sein NTS-Team - wo er vom Polen Piotr Biesiekirski ersetzt wird - scheint kein Interesse mehr an ihm zu haben. Gleiches gilt für die übrigen Rennställe in der Moto2-WM und wohl auch darüber hinaus. Im schlimmsten Fall steht der 23-Jährige 2021 ohne Motorrad da. In einem offenen Brief beschreibt er seine missliche Lage:

"Die MotoGP-Saison 2020 geht in ihre letzte Phase und ich sitze immer noch zuhause und schaue mir das Geschehen am Fernseher an. Gerne informiere ich Euch, so emotionsfrei wie es mir möglich ist, über den aktuellen Stand.

Die gute Nachricht ist, dass sämtliche Nebenwirkungen des im Juni eingefangen Virus abgeklungen sind und ich diesbezüglich wieder vollumfänglich genesen bin. Das erlaubt mir nun meine Trainingseinheiten hochzufahren und so zu trainieren, wie ich es gewohnt bin. Leider muss ich zugeben, dass mein aktueller Fitnessstand, verglichen mit meiner Form bei Saisonbeginn, gelinde gesagt ziemlich bescheiden ist.

Es versteht sich von selbst, dass es immer mein Ziel gewesen ist, die letzten Rennen der Saison bestreiten zu können. Nicht nur, weil das mein Beruf und meine Passion ist, sondern weil ich im Hinblick auf die kommende Saison auch dringend Resultate benötige - und zwar gute. So war ich in den vergangenen Wochen in engem Kontakt mit meinem Team, NTS, Ärzten und Management, um permanent die Möglichkeiten einer Rückkehr in den WM-Zirkus abzuwägen.

Ich verstehe, dass niemand nochmals ein Debakel wie in Misano (Rennabbruch) erleben will. Ich auch nicht. Nichtsdestotrotz fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass ich auf diesem Fitnesslevel diese Saison kein Rennen mehr bestreiten kann. Dementsprechend sind die Aussichten für die kommende Saison miserabel. Niemand kauft die Katze im Sack und bei Fragen über meinen tatsächlichen Gesundheitsstand bin ich ziemlich in der Defensive. Rundenzeiten sind in meiner Welt das einzige Argument, das wirklich zählt.

Aus Erfahrung weiß ich, dass in diesem Sport nichts in Stein gemeißelt ist, bis die neue Saison tatsächlich startet. Aber derzeit sind alle Plätze besetzt und die Warteliste von Fahrern (ohne gesundheitliche Vorgeschichte) ist lang. Deshalb prüfen wir derzeit Alternativen außerhalb der Weltmeisterschaft, aber auch dort ist die Situation ähnlich. Ich hoffe sehr, dass in den kommenden Wochen noch irgendeine Tür aufgeht."