Emotionaler Sieg beim Saisonauftakt der Moto2 in Katar: KTM-Pilot Tetsuta Nagashima hat nach sechs Jahren in der Weltmeisterschaft endlich einen Grand Prix für sich entscheiden können. Und das genau zehn Jahre nachdem seinem guten Freund, dem verstorbenen Shoya Tomizawa, ebenfalls in Katar dasselbe gelungen war.

Nagashima lieferte auf dem Losail International Circuit eine fantastische Aufholjagd ab. Nachdem er von Rang 14 aus ins Rennen gestartet war, kämpfte er sich im Laufe des Rennens weiter nach vorn, nur um in den letzten drei Runden alle Register zu ziehen und der Konkurrenz an der Spitze davonzufahren. Mit über einer Sekunde Vorsprung auf seinen Verfolger Lorenzo Baldassarri überquert der Japaner zum ersten Mal in seiner WM-Karriere als Grand-Prix-Sieger die Ziellinie - und war dabei in Gedanken bei seinem Freund Tomizawa.

Das wurde wenig später im Parc-Ferme-Interview deutlich, als Nagashima die Tränen kamen. "Shoya war wie ein Bruder für mich", erklärte der 27-Jährige. "Zu Beginn meiner Karriere haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht und ich habe viel von ihm gelernt. Es ist schwer zu glauben, dass mir mein erster Sieg auf derselben Strecke gelungen ist, auf der er auch gewonnen hat."

In der Tat ist der Zusammenhang verblüffend: Tomizawa hatte im Jahr 2010 wie Nagashima ein Jahrzehnt später das Auftakt-Rennen des Jahres und der Dekade in Katar für sich entscheiden können. Und wie Nagashima war es für den Japaner der erste Sieg in der Motorrad-Weltmeisterschaft, bevor er im selben Jahr im Alter von nur 19 Jahren nach einem Sturz im Rahmen des San Marino GP in Misano verstarb.

Kein Wunder, dass sein Triumph in Katar für Nagashima ein ganz besonderer war. "Dass ich das geschafft habe, ist unglaublich und ich möchte mich für alles bei Shoya bedanken", erklärte der diesjährige Katar-Sieger unter Tränen im Parc Ferme weiter.

Wenig später gab Nagashima dann ein wenig gefasster einen Einblick in seine Freundschaft zu Tomizawa: "Er war immer mein Held, schon seit ich mit drei Jahren angefangen habe, Rennen zu fahren", erinnert sich Nagashima. "Als Shoya damals das Rennen gewonnen hat, war ich 17 Jahre alt, glaube ich, und habe im Fernsehen zugeschaut."

Denn während Tomizawa bereits im Jahr 2006 in die Weltmeisterschaft aufstieg, schaffte Nagashima diesen Sprung erst im Jahr 2013 - drei Jahre zu spät, um an der Seite seines Freundes WM-Rennen zu bestreiten. Dabei hatten Nagashima und Tomizawa den Großteil ihrer Karrieren im Zweirad-Sport gemeinsam bestritten, wie sich Nagashima nach seinem Sieg erinnerte: "Ich habe Shoya gut gekannt und bin ihm immer gefolgt. Angefangen bei den Pockets Bikes und den Mini Bikes und auch die ganzen japanischen Meisterschaften haben wir im selben Team bestritten."

Doch auch wenn Tomizawa den WM-Einstieg seines Freundes nicht mehr miterlebte, fühlte es sich für Nagashima anders an: "Shoya ist in die Weltmeisterschaft aufgestiegen und ich hatte immer noch das Gefühl, er würde hier fahren, als ich dann im Fahrerlager angekommen bin. Es ist schwer zu erklären und ein sehr besonderes Gefühl." Ohne Zweifel hat sich sein erster Sieg ebenso besonders angefühlt.