Im "Fall Romano Fenati" glätten sich allmählich die Wogen der Empörung. Vier Tage nach dem Eklat im Moto2-Rennen von Misano rudert nun auch Stefano Manzi, dem Fenati am Sonntag bei voller Fahrt den Bremshebel gezogen hatte, zurück.

Fenati-Eklat in Misano: Auf Nimmerwiedersehen, Romano! (28:31 Min.)

Manzi hatte unmittelbar nach dem Eklat in einem TV-Interview noch davon gesprochen, dass sein Gegner "ihn töten wollte". Von dieser Aussage distanzierte sich der Italiener nun aber: "Es war eine miese Aktion von ihm, aber er wollte sich nicht absichtlich so schlecht verhalten. Ich bin bereit, ihm zu verzeihen, wenn die Sache eines Tages abgekühlt ist", sagte Stefano Manzi gegenüber dem italienischen TV-Sender "Sport MediaSet".

Fenati war von den MotoGP-Stewards für seine Aktion mit einer Schwarzen Flagge samt zwei Rennen Sperre bestraft worden. Am Tag nach dem Rennen überschlugen sich aber die Ereignisse: Zunächst verlor er seinen aktuellen Job beim Marinelli Snipers Team, dann jenen für das kommende Jahr bei MV Agusta Forward Racing.

Romano Fenati im Kreuzfeuer

Am Dienstag entzog ihm der italienische Motorrad-Verband seine nationale Rennlizenz, während der Weltverband FIM Fenati zu einem persönlichen Rapport zu Präsident Vito Ippolito in die Schweiz zitierte. Zu allen Überdruss vermeldete die Staatsanwaltschaft von Rimini, sie erwäge gegen Fenati eine Untersuchung wegen versuchten Mordes einzuleiten.

Nicht zuletzt Manzi hatte dieses Vorgehen mit seinen Aussagen befeuert. Er selbst werde gegen Fenati aber keine rechtlichen Schritte einleiten: "Ich habe keine Anzeige eingebracht und will diese Sache abschließen." Mit ein paar Behauptungen der vergangenen Tage wollte der Italiener aber aufräumen.

So wehrte Manzi sich gegen die Unterstellung von Fenati, er habe diesen im Rennen provoziert. Zwar hat es im direkten Duell zwischen den Piloten mindestens dreimal Kontakt gegeben, doch sei das alles im Rahmen normaler Rennzwischenfälle geblieben, so Manzi: "Provokation? Dagegen wehre ich mich. Unsere Auseinandersetzung war rein sportlich auf der Piste und diente nicht irgendeiner Provokation."

Für seine Vergehen, unter anderem drängte er Romano Fenati nach Vollkontakt der beiden Motorräder einmal von der Strecke ab, erhielt Stefano Manzi eine Gridstrafe von sechs Plätze für das Moto2-Rennen in Aragon. Dieser Schuldspruch durch die Stewards rechtfertige aber keinesfalls Fenatis Ausraster.

Stefano Manzi klärt auf

Auch alle Kritiker, die nach wie behaupten, die Situation wäre kaum gefährlich und der Griff an die Bremse wäre nur ein schwacher gewesen, nahm Manzi ins Visier: "Wir haben uns die Telemetriedaten angesehen und der Rennleitung gezeigt: Das Manöver wurde mit der doppelten Bremskraft meiner normalen Bremsmanöver getätigt."

Manzi wehrte sich auch gegen Vorwürfe, er habe mit Fenati bereits während der gemeinsamen Zeit in Valentino Rossis VR46 Riders Academy Scharmützel gehabt: "Bis Misano ist zwischen Romano und mir noch nie etwas vorgefallen." Fenati hatte Rossis Förderprogramm nach einem teaminternen Eklat beim Österreich-GP 2016 verlassen müssen.

Nun steht sogar seine gesamte Karriere auf dem Spiel: Am Freitag muss er in Rom zur Anhörung vor dem italienischen Motorradverband bezüglich seines Lizenzentzugs antreten, der Gang ins FIM-Hauptquartier in der Schweiz steht ihm in der kommenden Woche bevor.

Im Hinblick auf dieses Treffen beruhigte FIM-Präsident Ippolito bereits im Vorfeld: "Wir haben ihn nicht geladen, um ihn zu kreuzigen, sondern um ihn eine Erklärung abgeben zu lassen. Wir wollen die Fakten objektiv analysieren und dann eine Entscheidung treffen", sagte er im Interview mit "GPone".