Romano Fenati nimmt sein Aus in der Motorrad-WM am Tag nach dem Eklat von Misano hin. "Die Weltmeisterschaft ist für mich abgeschlossen. Ich werde dort nie wieder fahren", erklärte Fenati in einem am Dienstag erschienenen Interview mit der italienischen Zeitung "La Repubblica". "Ich werde jetzt für eine Weile im Eisenwarenladen meines Opas arbeiten, mit ihm und meiner Mutter", führte er weiter aus.

Fenati-Eklat in Misano: Auf Nimmerwiedersehen, Romano! (28:31 Min.)

Fenati zieht damit die Konsequenzen aus seinem Ausraster von Misano. Im Moto2-Rennen hatte er sich nach einigen Scharmützeln im Duell mit Stefano Manzi dazu hinreißen lassen, bei einem Tempo von über 200 km/h absichtlich den Bremshebel seines Konkurrenten zu ziehen. Dieser hatte einen Sturz nur knapp verhindern können.

Die Rechnung für seine Aktion bekam Fenati sofort präsentiert: Er wurde zunächst per Schwarzer Flagge aus dem Rennen genommen und in den frühen Abendstunden mit einer Sperre von zwei Rennen belegt. Doch damit nicht genug: Am Montag kündigte zunächst Forward Racing auf Druck des nächstjährigen Partners MV Agusta den Vertrag mit Fenati für 2019 auf, ehe ihn auch sein aktueller Arbeitgeber, das Marinelli Snipers Team, vor die Tür setzte. Nicht einmal 24 Stunden nach dem Ausraster war seine Karriere damit im Alter von nur 22 Jahren beendet.

Manzi: Fenati wollte mich töten

Zuvor hatte sich Fenati in einem Statement zu den Vorfällen geäußert: "Ich entschuldige mich bei der ganzen Sportwelt. Ich habe Unverzeihbares getan und war in diesem Moment kein Mann. Ich hätte auf die Provokationen nicht reagieren sollen und verstehe nun die Kritik und den hass, der mir entgegenschlägt."

"Meine Absicht war sicher nicht, einen Fahrer zu verletzen. Aber ich wollte ihm zu verstehen geben, dass seine Aktion auch gefährlich war", rechtfertigte sich Fenati ein wenig uneinsichtig. Manzi hatte Fenati am Sonntag unter anderem abgedrängt und dafür selbst eine Grid-Strafe von sechs Startplätzen für Aragon bekommen. Manzi hatte Fenati nach der Aktion scharf kritisiert: "Es ist schwer zu vergeben, wenn einer deiner Gegner versucht, dich bei über 200 km/h zu töten, indem er deinen bremshebel zieht. Das ist eine unverzeihliche Aktion. Ich habe mit Romano abgeschlossen", sagte er in einem Interview mit dem italienischen Fachportal "GPone".

Fenati: Tiefer Fall eines Top-Talents

Dabei waren Manzi und Fenati einst sogar Kollegen in der VR46 Riders Academy von Valentino Rossi. Während Manzi noch immer Teil dieses Förderprogramms ist, flog sein Widersacher bereits vor zwei Jahren nach einem Eklat in Spielberg aus dem Programm und aus Rossis Moto3-Team. Nach einem halben Jahr Nachdenkpause kam er 2017 stärker denn je zurück und wurde Vizeweltmeister.

Doch wer gedacht hätte, das Enfant terrible wäre endlich reif geworden, der wurde am Sonntag in Misano eines Besseren belehrt. Anstatt bei Forward Racing am WM-Comeback von MV Agusta beteiligt zu sein, wird Romano Fenati nun in einer Eisenwarenhandlung in Ascoli arbeiten. Ein tiefer Fall eines italienischen Top-Talents, das einst in seinem ersten WM-Rennen auf dem Podest landete und seinen ersten Sieg bereits beim zweiten Einsatz gefeiert hatte.