In der Zweiradwelt herrscht auch einen Tag nach dem Aussetzer von Romano Fenati im Moto2-Rennen von Misano Fassungslosigkeit. Viele, auch alteingesessene Beobachter sind sich einig: So etwas hat man auf Weltmeisterschaftsniveau noch nicht gesehen. Fenati hatte ja im San-Marino-GP bei voller Fahrt an die Vorderradbremse seines Kontrahenten Stefano Manzi gegriffen. Er wurde sofort disqualifiziert und für die nächsten zwei Rennen in Aragon und Thailand gesperrt.

Fenati-Eklat in Misano: Auf Nimmerwiedersehen, Romano! (28:31 Min.)

Eine Strafe, die im Paddock größtenteils als zu gering beurteilt wird. "Zwei Rennen Strafe für so ein unfassbares Benehmen? Ist das euer Ernst?", schrieb etwa Scott Redding. Zuspruch erhielt er von Fahrerkollegen wie Jonas Folger, Dominique Aegerter, Marcel Schrötter, Tom Lüthi oder Alvaro Bautista.

An der milden Strafe kann nun nichts mehr geändert werden, diese ist final. Für Fenatis weitere Zukunft hat sein Misano-Ausraster aber sehr wohl Folgen. Er hatte vor zwei Wochen in Silverstone einen Moto2-Vertrag für 2019 bei der Truppe von Forward Racing unterzeichnet. Bislang fuhr Fenati ja für das Marinelli Snipers Team, das ihn am Montag offiziell feuerte.

Veto gegen Fenati von MV-Agusta-Boss

Forward wechselt für 2019 von Suter-Maschinen auf Rahmen aus dem Hause MV Agusta. Und genau hier begannen für Fenati die Probleme. Denn die prestigeträchtige Marke MV Agusta hat gewisse Ansprüche an seine Fahrer - nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich. Und denen entspricht Fenati, spätestens seit dem Rennen von Misano, offensichtlich nicht mehr.

Das stellte MV-Agusta-Geschäftsführer Giovanni Castiglioni am Montagmorgen in einer Botschaft auf Instagram klar. Zu einem Bild der Skandalszene schrieb er: "Das war die schlimmste und traurigste Sache, die ich je in einem Motorradrennen gesehen habe. Echte Sportsmänner würden sich nie so benehmen. Wenn ich die Dorna wäre, würde ich ihn aus der Weltmeisterschaft ausschließen. Was seinen Vertrag für eine zukünftige Position als Fahrer für MV Agusta in der Moto2 betrifft, werde ich alles tun, um das zu verhindern. Es wird nicht passieren. Er repräsentiert nicht die Werte, für die unser Unternehmen steht."

Am Montagnachmittag kam dann die offizielle Bestätigung, dass der Vertrag zwischen Forward Racing und Romano Fenati aufgelöst wurde - vermutlich auf Druck von MV Agusta. "In all den Jahren, die ich diesen Sport nun verfolge, habe ich noch nie ein derart gefährliches Verhalten gesehen. Ein Fahrer, der sich so benimmt, kann nie die Werte unserer Marke repäsentieren. Deshalb wollen wir nicht, dass er einer der Fahrer ist, mit dem MV Agusta in die Motorrad-Weltmeisterschaft zurückkehrt", wird MV-Agusta-Chef in der Aussendung zitiert.

Auch Teamchef Giovanni Cuzari findet deutliche Worte: "Nach dieser beschämenden Aktion zwischen Romano Fenati und Stefano Manzi ist es dem Team nicht möglich, die geplante Zusammenarbeit mit dem Fahrer für 2019 aufrecht zu erhalten. Fenatis Verhalten passt nicht zu den sportlichen Werten des Forward Racing Teams und MV Agustas. Deshalb müssen wir das Projekt mit Fenati vorzeitig beenden. Unser Sport ist gefährlich genug und wir können kein Verhalten akzeptieren, dass das Risiko vergrößert."