Spannung bis zur letzten Sekunde gab es im Moto2-Rennen von Mugello, am Ende stand Mattia Pasini zum ersten Mal seit acht Jahren wieder oben auf dem Treppchen. Tom Lüthi zeigte eine kämpferische Leistung und hatte bis zum Ende Siegchancen.

Der Start: Den besten Start erwischte Morbidelli, er schnappte sich den Holeshot vor seinem Teamkollegen Marquez und Pasini, der in Kurve zwei gleich Marquez überholte. Drei Kurven später quetschte sich Pasini auch an Morbidelli vorbei und übernahm die Führung. Lüthi startete solide und ordnete sich als Sechster ein.

Schon in der ersten Runde kam es zum Drama: Baldassarri hatte einen Highsider und räumte Nakagami mit ab. Damit tat sich hinter der Spitzengruppe, die nur noch aus Pasini, Marquez, Morbidelli und Lüthi bestand, bereits eine Lücke auf. Nach zwei absolvierten Runden fielen dann erste Regentropfen, doch richtig nass wurde der Asphalt nicht.

In der fünften Runde drehte Marquez auf und presste sich an Pasini vorbei, der konnte aber in Arrabiata wieder an ihm vorbei gehen. Eingangs der sechsten Runde schnappte sich Lüthi Morbidelli. Der Schweizer legte in dieser Rennphase die schnellsten Zeiten vor und wollte Pasini an der Spitze nicht entkommen lassen. Die Verfolgergruppe, angeführt von Oliveira, lag da schon über drei Sekunden zurück.

In Runde neun gelang Lüthi mit 1:52.084 sogar ein neuer Rundenrekord. Er hing nur Marquez direkt im Nacken, fand aber keinen Weg vorbei. Morbidelli musste abreißen lassen. Genau zur Rennhalbzeit, mit noch elf Runden auf der Uhr, bremste sich Lüthi am Ende der Zielgeraden an Marquez vorbei, der konnte aber kontern.

Sieben Runden vor Schluss spitzte sich der Dreikampf um den Sieg zu: Auf Start-Ziel schossen Lüthi und Marquez aus dem Winschatten an Pasini vorbei, doch der hielt in der ersten Kurve gnadenlos rein und drängte sich wieder an beiden Konkurrenten vorbei. Morbidelli war unterdessen um über eine Sekunde abgehängt.

In der Folgerunde versuchte es Marquez erneut aus dem Windschatten, und diesmal machte er in der ersten Kurve die Tür zu. Doch in Casanova legte Pasini einen Lehrbuch-Blockpass hin und war erneut an der Spitze. Im nächsten Umlauf versuchten es Lüthi und Marquez aus dem Windschatte, und diesmal fuhr Marquez als Erster durch San Donato, während Lüthi sich auf den zweiten Rang setzte, doch Pasini versuchte denselben Blockpass wie an Marquez und verwies Lüthi wieder auf Rang drei.

Vier Runden vor Schluss setzte Pasini wieder einen nahezu identischen Blockpass und quetschte sich an Marquez vorbei. Lüthi war auf Rang drei nicht ganz in Schlagdistanz. Auf Start-Ziel stürmte Marquez eingangs der drittletzten Runde wieder an Pasini vorbei, musste aber in San Donato weitgehen, sodass Pasini erneut vorne lag. In die vorletzte Runde verteidigte Pasini seine Führung auf der Geraden sogar.

Eingangs der letzten Runde versuchte es Lüthi aus dem Windschatten, er preschte an Pasini und Marquez vorbei. Pasini musste weitgehen, und Marquez kam ebenfalls noch vorbei. Doch Pasini setzte wieder seinen Signatur-Blockpass an Marquez vorbei, in der folgenden Kurve drängte er sich an Lüthi durch und bremste in den letzten Kurven so spät, dass niemand mehr eine Chance hatte.

Die Platzierungen: Pasini holte damit seinen ersten Sieg seit 2009, Lüthi konnte Platz zwei gegen Marquez verteidigen. Morbidelli behält als Vierter die WM-Führung, hinter ihm kamen Oliveira und Marini ins Ziel. Aegerter wurde Siebter vor Corsi, Navarro und Binder. Schrötter holte einen soliden elften Rang, ebenfalls in die Punkte ging es für Syahrin, Vinales, Gardner und Simeon. Cortese wurde Neunzehnter, Raffin holte Rang 23.

Die Zwischenfälle: Bereits in der ersten Runde stürzte Baldassarri in Turn 15 und sein Bike krachte gegen Nakagamis, der ebenfalls stürzte. Beide blieben dabei unverletzt.

Mit noch zwölf Runden auf der Uhr stürzte Manzi in Turn 6. Kent beendete sein Rennen in derselben Runde im Kiesbett. In der letzten Runde stürzte Bagnaia in Turn 1.

Das Wetter: Zwar zogen am Sonntag finstere Wolken über Mugello auf, zum Start der Moto2 blieb es aber trocken. Die Temperaturen blieben mit 23 Grad an der Luft und 34 Grad auf dem Asphalt aber erträglich. Nach zwei absolvierten Runden begann es dann zu tröpfeln. Minuten später aber hörte das Nieseln wieder auf, der Asphalt blieb trocken.

Die Analyse: Mattia Pasini hatte man vor dem Mugello-Rennen eigentlich nicht als Siegfavoriten auf der Rechnung. Nach acht sieglosen Jahren aber zeigte er sich hochmotiviert, und seinem Signatur-Blockpass in Casanova konnte niemand etwas entgegensetzen. Morbidelli hatte mit ordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und tat letztlich das, was einen Titelaspiranten auszeichnet: Er ging auf Nummer sicher und nahm die Punkte, die er bekommen konnte, für die WM mit.