Während des Aragon GPs gab es große Neuigkeiten aus dem IntactGP-Team. Die Truppe um Sandro Cortese wechselt für die kommende Saison das Fahrwerk, statt mit Klassenprimus Kalex gehen Cortese und Neuzugang Marcel Schrötter 2017 mit einem Suter-Fahrwerk an den Start. Ein weiteres Team tut es ihnen gleich. Auch Leopard Racing fährt 2017 mit Suter-Fahrerwerk und Dominique Aegerter als neuem Piloten. Wie kam es den Wechseln und warum durfte statt Cortese Jonas Folger das neue Material vorzeitig testen? Motorsport-Magazin.com hat die Antworten zu allen offenen Fragen:

Suter 2017 - Welchen Umfang hat das Projekt?

Fahrwerk-Lieferant Suter plant, ab 2017 wieder mit vollem Einsatz in die Moto2 einzusteigen. In der Vergangenheit konnte die Marke in der mittleren Klasse schon einige Erfolge erzielen, daran wollen sie jetzt anknüpfen. Allerdings in kleinen Schritten. Sechs Fahrer plant Suter im Jahr 2017 zu unterstützen, wie Jürgen Lingg, technischer Leiter von IntactGP, gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigt. Vier Fahrer stehen bereits fest. Denn neben Cortese und Schrötter im Intact-Team hat sich auch Leopard Racing dazu entschieden, das Risiko Suter einzugehen. Damit steigen auch Leopard-Routinier Danny Kent und Neuzugang Dominique Aegerter in die Riege der Suter-Piloten ein.

Aegerter hat bereits Erfahrung mit dem Schweizer Fabrikat, bei seinem Moto2-Einstieg 2010 war er bereits mit Suter unterwegs. "Es ist natürlich super, das Suter maximal sechs Bikes unterstützt", gibt Aegerter gegenüber Motorsport-Magazin.com zu Protokoll. "Die sind Schweizer und ich auch, da ist die Unterstützung bestimmt groß. Das motiviert mich für nächstes Jahr." Auch die Vergangenheit verspricht, dass die Zukunft erfolgreich werden könnte. "Meine beste Saison hatte ich 2014 ja auch mit Suter. Ich habe vier Podien eingefahren und sogar meinen ersten Sieg."

Einen Namen hat das neue Fahrwerk aus dem Hause Suter auch schon - MMX2. Wie genau es sich fährt, weiß bisher allerdings nur Intact-Pilot Folger, der es in Valencia bereits testen durfte. "Der Charakter der Suter ist komplett anders als das der Kalex, das Handling ist vielleicht etwas besser", räumt Folger vorsichtig ein. "Die Reifen werden in der Moto2 immer härter. Deshalb war es wichtig, dass der Grip besser war." Die Rückmeldung des MotoGP-Aufsteigers ist also durchweg positiv. Das lässt die Hoffnung für das neue Intact-Duo steigen. Und auch Folger ist sich sicher, dass Cortese und Schrötter mit dem Suter-Fahrwerk einiges erreichen können.

Das die Teams durch die kleine Anzahl an Klienten bei der Entwicklung des Fahrwerks ein Wörtchen mitreden dürfen, ist aber nicht der Fall. "Wir sind bei Suter nicht für die Entwicklung zuständig, wir müssen letztendlich mit dem klarkommen, was wir kriegen", stellt Lingg die Verhältnisse klar. "Aber wir können zumindest Feedback geben und es wird auch einfacher für Suter sein, auf die Fahrer einzugehen."

Dominique Aegerter wurde mit sofortiger Wirkung von seinem Team entlassen, Foto: Simninja
Dominique Aegerter wurde mit sofortiger Wirkung von seinem Team entlassen, Foto: Simninja

Intact GP: Warum der Wechsel?

Doch wie kam es im Intact-Team zu der Entscheidung, von Kalex auf Suter zu wechseln? Lingg versichert, dass es mit Kalex keine Probleme gegeben hat. "Wir wechseln nicht, weil wir mit Kalex Probleme hätten. Die machen eine tolle Arbeit und haben uns immer gut betreut", erklärt Lingg. "Es war auch keine leichte Entscheidung, denn Kalex war uns gegenüber immer fair, die Zusammenarbeit war gut und die Motorräder haben bestens funktioniert. Aber für uns war es eine Chance, mal etwas Neues zu probieren", gesteht Lingg. Genau diese Chance und das überschaubare Risiko waren es, die das Team reizte. Auch Cortese freut sich auf das neue Abenteuer. "Es war Zeit für einen Wechsel und einen neuen Aufschwung", findet der Deutsche. "Außerdem war es auch der richtige Zeitpunkt."

Die Initiative ging allerdings von Suter selbst aus, von allein wäre Lingg nicht auf die Idee gekommen, den Fahrwerkshersteller zu wechseln. "Wir haben letztes Jahr schon gesprochen, aber da hatten wir keinen Grund zu wechseln", gibt Lingg zu Protokoll. "Jetzt haben sie mich dieses Jahr wieder kontaktiert." Das Ergebnis waren Testfahrten für Folger, die das Team um Lingg am Ende dazu ermutigten, den Weg mit Suter zu gehen. "Das Motorrad hat von Anfang an super funktioniert und wir wurden bestens unterstützt, weil sie nicht so viele Fahrer zu betreuen haben", beschreibt Lingg die Tests. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum er sich für das Abenteuer Suter entschieden hat. "Dieser Einheitsbrei hat mich auch ein bisschen gestört, man muss ja nicht immer dasselbe haben wie alle anderen." Cortese bringt noch einen weiteren, pragmatischen Grund für den Wechsel an. "Warum nicht? Suter hat in der Vergangenheit schon viele Erfolge gefeiert, Ende 2014 waren sie unschlagbar und haben vier Rennen gewonnen."

Warum testete Folger statt Cortese?

Offen bleibt die Frage, weshalb Folger, der im kommenden Jahr auf der Yamaha M1 im Tech3-Team Platz nehmen wird, das 2017er-Moto2-Motorrad testen durfte? Noch-Teamkollege Cortese hätte die zusätzliche Testzeit auf dem neuen Fahrwerk ebenfalls gebrauchen können. Das Team hat sich jedoch für Folger entschieden. Der Grund: Lingg und Co. hielten es für klüger, den MotoGP-Aufsteiger als neutralen Piloten für das kommende Jahr testen zu lassen. Und der zeigte sich begeistert. "Ich habe mich auf der Suter ziemlich schnell wohl gefühlt. Die anderthalb Testtage, die wir hatten, waren sehr gut und wir sind schnell auf anständige Rundenzeiten gekommen", schwärmt Folger. Viel positives Feedback, starke Fahrer und große Motivation - die Voraussetzungen für den Suter-Neueinstieg könnten schlechter sein. Die erste offizielle Chance für Cortese, Aegerter und Schrötter das neue Fahrwerk auszuprobieren, ist am 8. März in Jerez. Dort finden die ersten offiziellen Testfahrten der Moto2 für das Jahr 2017 statt. Vorher haben die Teams aber bereits ab 1. Februar 2017 die Möglichkeit, private Tests durchzuführen.