Jonas Folger zeigte sich in Jerez von seiner starken Seite. Er holte sich im Rennen von Startplatz zwei den Holeshot, musste dann aber Sam Lowes vorbeiziehen lassen. Bis einige Runden vor Schluss blieb er dem Briten dicht am Hinterreifen kleben, erst, als die Reifen abbauten musste er sich geschlagen geben. Dann siegte die Vernunft und er fuhr einen zweiten Platz und wichtige 20 WM-Punkte heim. Nun liegt er mit 47 Punkten als bester Deutscher auf dem fünften Rang im Moto2-Klassement.

Folger: Vernunft siegt

Nach dem Start sah es eine Weile lang so aus, als könnte Folger mit Lowes um den Sieg kämpfen. Warum er ihn dann doch ziehen lassen musste, erklärte der Kalex-Pilot so: "Ich habe irgendwann verstanden, wo Sam nochmal draufgelegt hat. Speziell als die Reifen nachließen, konnte Sam drauflegen und fuhr die gleichen Rundenzeiten weiter. Ich habe es noch zwei oder drei Runden versucht, dann gedacht, bevor ich Blödsinn mache und mein Rennen wegschmeiße, lasse ich Luft zum Sam und schaue mal. Sam hat dann auch nachgelassen, da hatte er aber schon zwei Sekunden Vorsprung." Diese Lücke konnte Folger in den letzten Runden nicht mehr schließen.

In der Anfangsphase konnte Lowes nach einem Fehler an Folger vorbeiziehen. Wie das passierte, schildert der Bayer: "Sam war eh schneller. Ich habe gedacht, bevor ich jetzt so viel Risiko eingehe, lasse ich Sam vorbei und schau mir an, wie zügig er ist. Es war die richtige Entscheidung, wir haben auf unsere Verfolger eine Lücke rausgefahren und ich wusste dann, wie schnell Sam fahren kann. Er hatte auch mal einen kurzen Verbremser, aber ich wusste auch, ich machs nicht besser, wenn ich vorbeigehe." Absichtlich vorbeigelassen hat er aber Lowes in Turn 6 nicht: "Ja, das war ein Fehler in Turn 6. Ich habe mir dann gesagt, ok, lass ich ihn mal vorbei und schau ihn an, bevor ich noch Fehler mache und die anderen wieder rankommen." Gewisse Siegchancen hatte sich Folger zumindest bist vor Schluss ausgerechnet, wie er erklärte: "Ich habe gehofft, am Schluss nochmal attackieren zu können, aber dafür hats nicht gereicht. Als der Sprit weniger wurde und die Reifen nachließen, war er in Sektor 3 viel schneller als ich." Am Ende kam Folger mit 2,4 Sekunden Rückstand auf Lowes, aber dafür ansehlichen acht Sekunden Vorsprung auf Rins ins Ziel.

Konstanz macht für Folger den Unterschied

Insgesamt zeigte sich Folger das ganze Wochenende mit einer überzeugenden Pace. Am Freitag war er Schnellster im FP2, an dessen Ende er einen harmlosen Crash hatte. Diesen verdaute er aber gut und lag im Qualifying sogar auf Pole-Kurs, bis ihn Lowes kurz vor Schluss noch schlug. Die guten Trainingsleistungen konnte er dann eben auch in eine gute Rennpace ummünzen. Über diese neu gefundene Konstanz freut sich der Bayer: "Die Konstanz war immer ein Manko von mir, ich war auf verschiedenen Strecken nicht so konstant. Momentan schaffen wir das ganz gut, das ist auch für mich ein tolles Gefühl. Wir arbeiten im Team gut zusammen und kommen auch in schwierigen Situationen voran."

Jonas Folger hat im German Dreamteam derzeit die Nase vorn, Foto: Dynavolt Intact GP
Jonas Folger hat im German Dreamteam derzeit die Nase vorn, Foto: Dynavolt Intact GP

Derzeit hat Folger also im German Dreamteam die Nase eindeutig vorn. Er sieht seinen starken Teamkollegen Sandro Cortese als Motivation: "Sandro hatte ein starkes Wochenende und ein gutes Quali. Es war hart für mich, Sandros Zeit zu knacken. Im Rennen hatte er Pech, ich glaube aber nicht, dass wir als Team deswegen den Kopf hängen lassen." Gleichzeitig betont er aber auch, dass er sich im Dynavolt Intact GP-Team nicht als Nummer eins oder zwei sieht: "Die Atmosphäre hat sich für mich nicht geändert, auch wenn es gerade schwierig für Sandro ist." Eines lässt sich jedenfalls spätestens nach dem Jerez-Wochenende sagen: In der Saison 2016 ist Folger mit seiner neu gefundenen Konstanz ein absoluter Siegkandidat in der Moto2. Die Entscheidung, Folger und Cortese in ein gemeinsames Team zu holen, erweist sich für ihn als goldrichtig.