Das Moto2-Wochenende in Brünn hat begonnen. Für die deutschen Fahrer Sandro Cortese, Jonas Folger, Marcel Schrötter und Florian Alt lief es am Freitag unterschiedlich. Ihre Leistungen und Aussagen im Überblick:

Sonntag

Jonas Folger (6.): Jonas Folger machte mit einem Blitzstart schon früh Positionen gut. Für ganz vorne reichte Folgers Pace nicht, der Deutsche musste früh seine Hoffnungen auf einen Podestplatz begraben. Am Ende sprang für Folger Rang sechs heraus, ein Aufwärtstrend gegenüber Indianapolis. "Ich denke, dass ich mich über diesen sechsten Rang zurecht freuen darf, denn seit langer Zeit kann ich wieder einmal von einem fast perfekten Rennen berichten. Ich bin wirklich zufrieden, zumal wir über die Dauer dieses Wochenendes nicht ganz so konstant wie vor einer Woche in Indianapolis waren", freut sich Folger.

"Mein Start war gut und ich habe auch die ersten Runden ohne Zwischenfälle überstanden. Jedoch dauerte es eine Weile, bis ich an Morbidelli vorbei war und danach versuchte ich auch gleich einen Vorsprung auf ihn und die weiteren Verfolger herauszufahren. Doch im nächsten Moment klebte schon Lowes an meinem Hinterrad und überholte mich auch bald danach. Ich wollte an ihm dranbleiben, doch er war einfach zu schnell. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich nur noch auf Lüthi konzentriert und einfach alles gegeben, weil ich unbedingt vor ihm ins Ziel zu kommen wollte."

Sandro Cortese (8.): Die guten Trainingsleistungen konnte Sandro Cortese im Rennen nicht ganz bestätigen. Schon am Start ging es für Cortese von Platz vier aus nach hinten. Lange Zeit musste er um seinen Platz in den Top-10 gegen Simone Corsi, Sam Lowes und Luis Salom kämpfen. Gegen Rennende wurde Cortese immer stärker. Fast gelang es ihm noch, Thomas Lüthi zu überholen, letztlich sah er knapp hinter dem Schweizer als Achter die Zielflagge. "Es war einfach die erste Runde, in der ich verloren habe. Meines Erachtens war der Reifen das Problem. Das ganze Wochenende hatte der weiche Reifen funktioniert. Aber heute Morgen im ersten Run ist der weiche kaputtgegangen. Wir dachten, wenn es nicht so warm wird wie gestern, reißt der bestimmt wieder auf. Ich habe im Rennen dann am Anfang viel zu viel verloren. Zum Schluss war ich stark. Ich konnte wieder aufholen und habe fast noch Lüthi überholt. Daher wäre sicher heute mehr drin gewesen", ärgert sich Cortese.

Marcel Schrötter (19.): Unauffällig war Marcel Schrötter unterwegs im Rennen. Der Deutsche hatte in Brünn nie die Pace, um der Punktezone gefährlich zu werden. Am Ende sah Tech3-Pilot Schrötter die Zielflagge auf Platz 19. "Wir haben immer noch Probleme mit dem Motorrad und finden derzeit nicht sofort die Lösungen dafür. Das Rennen war nicht allzu schlecht, auch wenn das nicht die Position ist, in der ich sein möchte oder könnte. Die ersten Runden waren eine kleine Herausforderung, aber ich hatte eine gute Pace und am Ende waren meine Zeiten nicht so weit von denen der Top-10 entfernt", sieht Schrötter Licht am Ende des Tunnels.

Florian Alt (Ausfall): Ein ohnehin schon unrühmliches Wochenende für Florian Alt nahm ein ebenso unrühmliches Ende. Der Deutsche schied im Rennen aus.

Sandro Cortese war im Qualifying gut unterwegs, Foto: Tobias Linke
Sandro Cortese war im Qualifying gut unterwegs, Foto: Tobias Linke

Samstag

Sandro Cortese (4.): In Brünn zeigt sich Sandro Cortese wie ausgewechselt. Nach einem starken Freitag folgte ein ebenso starker zweiter Trainingstag. Im dritten Training schrieb Cortese die neuntschnellste Zeit an, im Qualifying setzte er dann zum Höhenflug an. Bereits in der dritten Runde gelang Cortese der Sprung auf Rang drei. Die Zeit aus dieser Runde hatte bis zum Ende Bestand, und wäre Alex Rins nicht kurz vor Schluss eine Steigerung gelungen, Cortese würde morgen in Reihe eins stehen. Entsprechend zufrieden zeigte er sich: "Ich bin mega-happy. Es war ganz knapp, dass wir es heute nicht in die erste Startreihe geschafft haben. Aber was umso wichtiger war, ist, dass ich viele schnelle Runden gefahren bin. Das ist gut fürs Selbstvertrauen und fürs Rennen."

Jonas Folger (10.): Stark in den Samstag gestartet war Jonas Folger. Der Deutsche setzte sich kurz vor Ende des dritten Trainings an die Spitze des Klassements und sicherte sich den Platz an der Sonne. Jäh gestoppt wurde der Aufwärtstrend im Qualifying. Hier lag Folger lange sicher in den Top-10, am Ende sprang Startposition zehn heraus. Den Grund erläuterte er später: "Aufgrund meiner starken Rundenzeit heute Morgen bin ich natürlich sehr zuversichtlich in das Qualifying gegangen. Doch die Session ging mehr oder weniger daneben. Zunächst gingen wir mit dem harten Reifen auf die Piste, um einfach einen Rhythmus und ein Gefühl für die wie gestern bei weitem heißeren Bedingungen am Nachmittag zu bekommen. Für den zweiten Run haben wir einen gebrauchten weichen Reifen montiert, mit dem ich meine schnellste Rundenzeit fuhr. Zu diesem Zeitpunkt war es eine konkurrenzfähige Marke; ich denke, ich war damit auf Rang sechs oder sieben. Danach bin ich nochmals für einen Reifenwechsel in die Box, wo ein neuer, ebenfalls weicher Hinterreifen montiert wurde. Doch leider habe ich in diesem Run keine einzige Runde auf die Reihe bekommen."

Marcel Schrötter (21.): Erneut blass geblieben ist Marcel Schrötter. Die Wirkung des Wechsels von Kabaya zu Öhlins-Federelementen scheint komplett verpufft zu sein. Tech3-Fahrer enttäuschte und belegte sowohl im dritten Training, als auch im Qualifying letztlich Platz 21. Der Rückstand auf WM-Leader Zarco betrug 1,5 Sekunden. Er ließ seinem Frust freien Lauf: "Die Situation hat sich wenig geändert. Unsere Baustellen ziehen sich bereits über die gesamte Saison hinweg. Zumindest haben wir für heute das Motorrad geringfügig besser hinbekommen, sodass es um die Spur fahrerbarer war. Wir konnten uns heute Morgen zeitlich schon ein Stück steigern, was allerdings grösstenteils aufgrund des weichen Hinterreifens zustande kam. Abgesehen davon bin ich mit dem Motorrad mehr am kämpfen bzw. ständig Stürze abzufangen. Die momentane Situation schaut jedenfalls so aus, dass es unmöglich ist es so steuern, wie ich es möchte. Ich kenne meine Punkte, wo ich andere Linien und schneller fahren könnte. Doch das Bike lässt es nicht zu. Es ist frustrierend, obwohl wir uns immer wieder auf ein Neues motivieren und mein Team sich abrackert, aber im Endeffekt drehen wir uns ständig im Kreis, es geht absolut nichts weiter."

Florian Alt (29.): Leicht verbessert im Vergleich zum Freitag und vor allem im Vergleich zu Indy präsentierte sich Florian Alt im Quali. Der Deutsche erfuhr sich am Ende Startplatz 29, 2,6 Sekunden hinter Pole-Setter Zarco. Hinter ihm klassierten sich nur noch Xavi Vierge und Jesko Raffin.

Jonas Folger schaffte einen guten Start ins Brünn-Wochenende, Foto: Tobias Linke
Jonas Folger schaffte einen guten Start ins Brünn-Wochenende, Foto: Tobias Linke

Freitag

Sandro Cortese (5.): Der IntactGP-Pilot war am Freitag der beste deutsche Moto2-Pilot. Mit seiner persönlichen Bestzeit von 2:03.033 Minuten lag er nur knapp drei Zehntel hinter der Spitze. Im Vergleich zum Vormittag konnte sich Cortese am Nachmittag um sieben Zehntel verbessern. "Es war ein sehr positiver Tag", freute sich der Berkheimer. "Wir haben trotzdem noch ein paar Probleme. Der Grip war noch nicht so richtig gut auf der Strecke." Um mehr Bodenhaftung zu finden, probierte Cortese mit seinem Team einiges an der Kalex aus: "Wir haben sehr viel am Setup gearbeitet. Für Samstag ist immer noch Einiges drin, denn ich bin noch nicht auf die perfekte Runde gekommen. Generell passt es im Moment, Brünn liegt mir."

Jonas Folger (6.): Einen guten Tag erwischte auch Jonas Folger. Nach Rang zwei im ersten Training reichte es im Glutofen Brünn am Nachmittag zu Rang sechs. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten fand er nicht so viel Potenzial, um seine Zeit zu verbessern. "Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden. Es war allemal ein guter Start in das Wochenende, obwohl wir wegen der Hitze am Nachmittag etwas ins Strudeln kamen", meinte der zweifache Saisonsieger. "Die Situation ist allerdings keineswegs besorgniserregend, sondern es geht einfach nur darum, aufgrund der heutigen Erfahrung morgen dann besser aufgestellt zu sein."

Marcel Schrötter (24.): Es war ein gebrauchter Tag für Marcel Schrötter. Bereits im ersten Training kam er nicht über den 22. Platz hinaus, am Nachmittag dann konnte er seine Zeit nicht verbessern und fuhr eine halbe Sekunde langsamer. In der Endabrechnung reichte es nur zu Rang 24. "Ehrlich gesagt hatte ich mir den Start in diesen Grand Prix anders vorgestellt. Aber es war wieder einmal sehr, sehr schwierig", musste der Tech3-Pilot feststellen. "Es will einfach nicht gelingen, das Motorrad fahrbarer zu machen. Wenn die Front nahezu in jeder Kurve dazu neigt, einzuklappen, kann man sich nicht wohlfühlen. Die Situation ist alles anderer als aussichtsreich, nicht nur für mich, sondern auch für das gesamte Team."

Marcel Schrötter fuhr erneut nur hinterher, Foto: Tech 3
Marcel Schrötter fuhr erneut nur hinterher, Foto: Tech 3

Florian Alt (30.): Am Ende des Feldes kämpfte Florian Alt wie gewohnt nur darum, nicht Letzter zu werden. Zumindest zum Auftakt des Wochenendes in Brünn gelang ihm das. Er ließ den Schweizer Jesko Raffin hinter sich, auf den nächsten vor ihm rangierten Fahrer fehlten allerdings bereits sieben Zehntel. Dennoch zog er ein halbwegs positives Resümee: "Verglichen mit dem ersten Trainingstag in Indianapolis war das schon viel besser. Das Problem ist nur, dass wir nicht genug Grip haben. Wir arbeiten aber daran. Am Samstag werden wir noch andere Lösungsansätze versuchen, um das Problem zu eliminieren."