Für Rene Binder beginnt die Motorsport-Saison 2021 mit einem ungewöhnlichen Auftakt. Der Österreicher startet in der kommenden Woche erstmals in der Asian Le Mans Series, die ihre gesamte Saison nicht nur vollständig in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sondern obendrein im Zeitraum von nur acht Tagen austrägt.

Je zwei vierstündige Rennen in Dubai (13./14. Februar) und Abu Dhabi (19./20. Februar) bilden den übersichtlichen Rennkalender 2021. Binder kann sich beim Vierfach-Header gute Chancen auf Podestplätze oder gar Siege ausrechnen: Der 29-Jährige tritt für das Top-Team G-Drive in der höchsten LMP2-Klasse an. Den Aurus 01 Gibson des russischen Rennstalls teilt er sich mit Landsmann Ferdinand Habsburg und dem Chinesen Yifei Ye.

"Wir standen schon im vergangenen Jahr in Kontakt mit G-Drive, aber ein Start in der Asian Le Mans Series war aus zeitlichen Gründen nicht möglich", sagt Binder zu Motorsport-Magazin.com. "Da die Saison diesmal so kompakt ausfällt, war die Serie ein Thema. Und als der Anruf von G-Drive kam, konnte ich nicht 'nein' sagen."

Die kurze ALMS-Saison bildet für Binder einen Vorgeschmack auf sein weiteres Programm in der Saison 2021. Weiter geht es für den Neffen des früheren Formel-1-Fahrers Hans Binder im April in der European Le Mans Series. In der sechs Rennen umfassenden Serie hat er sich ein weiteres Top-Cockpit gesichert, beim aufstrebenden französischen Rennstall Duqueine.

G-Drive zählt zu den Top-Teams im Langstreckensport, Foto: Photo G-Drive Racing
G-Drive zählt zu den Top-Teams im Langstreckensport, Foto: Photo G-Drive Racing

Bei der 2014 gegründeten Mannschaft trifft Binder auf Erfahrung pur: Er teilt sich den LMP2-Boliden mit dem elfmaligen Le-Mans-Starter Tristan Gommendy (42) sowie dem zehnfachen Daytona-Teilnehmer Memo Rojas (39). "Das sind zwei sehr erfahrene Piloten, das hat mir gut gefallen", sagt Binder. "In der ELMS ist Duqueine ein anerkanntes Team. Der Kontakt war von Beginn an gut. Wir werden versuchen, dieses Jahr noch mehr auf die Erfolgsschiene zu kommen. Sie hatten auch im vergangenen Jahr einige gute Ergebnisse, aber nicht so wie erhofft."

Binder erhofft sich nach zuletzt zwei Langstrecken-Saisons mit mehr Tiefen als Höhen eine Rückkehr zu erfolgreicheren Zeiten. Teams und Material sollen dabei behilflich sein. Binder: "Mit dem Ligier hatten wir in den beiden Jahren unterlegenes Material. Es war quasi unmöglich, aus eigener Kraft aufs Podest zu fahren. Deshalb verfolge ich das Ziel, mit G-Drive in der ALMS um Siege und in der ELMS mit Duqueine mindestens um Podiumsplätze kämpfen zu können."

Rene Binder hat auf der Langstrecke eine neue sportliche Heimat gefunden, Foto: Inter Europol Competition
Rene Binder hat auf der Langstrecke eine neue sportliche Heimat gefunden, Foto: Inter Europol Competition

Ein weiteres Ziel ist die Rückkehr zu den 24 Stunden von Le Mans, wo Binder 2019 und 2020 jeweils in der LMP2-Klasse an den Start ging. Mit Duqueine kann er sich gute Hoffnungen machen, erneut einen der begehrten Startplätze beim Langstrecken-Klassiker in Frankreich zu erhalten. "Und in der ALMS wollen wir für G-Drive den Titel holen und damit automatisch den Entry für Le Mans erhalten."

Binder, der bis 2018 ausschließlich in Formelserien wie der Deutschen Formel 3, GP2, Formel Renault und IndyCar an den Start ging, sieht sich in seiner aktuellen sportlichen Heimat gut aufgestellt für die Zukunft. Mit überzeugenden Leistungen im LMP2-Rennwagen will er sich für einen Platz in der LMDh-Kategorie empfehlen, in der ab Anfang 2023 unter anderem Audi, Porsche und Honda-Ableger Acura antreten.

Binder ist nicht der einzige Fahrer, der diesen Plan verfolgt. Die LMP2-Starterfelder sind derzeit gespickt mit namhaften Rennfahrern wie nie zuvor. "Früher gab es viel mehr Bronze-Fahrer in den Teams", sagt Binder. "Das ist jetzt viel seltener der Fall, da sind durch die Bank Top-Fahrer unterwegs. Viele haben sich zuletzt auf LMP2 fixiert, nachdem die LMP1-Klasse etwas eingeschlafen ist. Mit den LMDh-Autos haben wir dann wieder eine Top-Liga im Langstreckensport, die das Potenzial hat, die Zuschauer abzuholen und interessante Serien zu gestalten."