Es war der emotionalste Sieg des Jahres. Als Augusto Farfus am Sonntag in Macau die Ziellinie überquerte, blieb kaum ein Auge trocken. Soeben hatte der Brasilianer den GT World Cup mit seinem BMW M6 GT3 - dem einzigen im gesamten Startfeld - gewonnen. Und das beim letzten Rennen von Charly Lamm als Teamchef von Schnitzer Motorsport!

Einen besseren Abschied hätte sich Lamm nach 40 Jahren bei Schnitzer kaum wünschen können. Es ist das Ende einer geradezu unglaublich erfolgreichen Ära im Motorsport. Hand in Hand mit seinem Halbbruder Herbert Schnitzer und seinem Zwillingsbruder Dieter hat er eine Mannschaft geformt, die den Touren- und Produktionswagensport über Jahrzehnte prägte.

Der Brasilianer Farfus bescherte dem Team aus dem oberbayerischen Freilassing mit den Erfolgen im Qualifikations- sowie im Hauptrennen die Siege 14 und 15 auf dem berühmten Stadtkurs - bei insgesamt 22 Einsätzen baute das BMW Team Schnitzer die einmalige Rekordbilanz in Macau weiter aus.

Der einzige BMW im GT World Cup triumphiert in Macau, Foto: Macau GP
Der einzige BMW im GT World Cup triumphiert in Macau, Foto: Macau GP

Schnitzer: Einmalige Story in Macau

"Unsere Story in Macau ist einmalig", sagte Charly Lamm zu Motorsport-Magazin.com. "Nach dem ersten Sieg 1980 mit Hans-Joachim Stuck wurden wir eingeladen, wiederzukommen. Dass es inzwischen so oft der Fall war, verdanken wir auch der Unterstützung von BMW Hongkong. Und nach sieben Jahren Abstinenz hat uns BMW Motorsport im vergangenen Jahr wieder hier hin geschickt - dafür bin ich super dankbar. Wir konnten das in uns gesetzte Vertrauen zurückzahlen."

Gleichzeitig war es für Schnitzer Motorsport auch der erste Triumph im FIA GT World Cup. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte, zu denen unter anderem der einzige Le-Mans-Gesamtsieg von BMW im Jahr 1999 zählt. Am Sonntag schloss sich zudem ein Kreis: 2009 hatte ausgerechnet Farfus für den bis dahin letzten Macau-Sieg von Schnitzer im BMW 320si gesorgt.

Charly Lamm feierte den 15 (!) Sieg mit Schnitzer in Macau, Foto: BMW Motorsport
Charly Lamm feierte den 15 (!) Sieg mit Schnitzer in Macau, Foto: BMW Motorsport

Fast schon zu perfekt...

Lamm verfolgte das diesjährige Rennen nicht vom Kommandostand, sondern an der Box des Toyota-F3-Teams Tom's am TV. Der 63-Jährige wirkte ruhig, aber äußerst angespannt. Immer wieder drehte er sich um in Richtung Kommandostand, eigentlich ungewöhnlich, denn er hatte ja Funkkontakt zu Farfus und seinen Leuten.

Fünf Runden vor Schluss murmelte Lamms Ehefrau Anne, die in der Boxengasse die Daumen drückte: "Es wäre fast schon zu perfekt, wenn Augusto ausgerechnet heute gewinnen würde!"

Als der Brasilianer in der letzten Runde die enge Haarnadelkurve Melco Hairpin passiert hatte, marschierte Lamm dann doch noch an den Kommandostand und wartete dort auf die viel umjubelte Zieldurchfahrt seines Schützlings. Danach brachen alle Dämme!

Emotionale Szenen am Schnitzer-Kommandostand nach dem Sieg, Foto: BMW Motorsport
Emotionale Szenen am Schnitzer-Kommandostand nach dem Sieg, Foto: BMW Motorsport

Lamm: Ein ganz spezieller Moment

Neben Charly Lamm hatten auch viele Teammitglieder Tränen der Freude in ihren Augen. Die Freude beim BMW Team Schnitzer über diesen Triumph war riesengroß. In sich gekehrt stammelte Lamm stockend einen Satz, der alles sagt: "Das ist ein ganz spezieller Moment!"

Lamm weiter: "Ich freue mich auch sehr für unseren Gustl (Augusto Farfus), der hier 2009 für uns den letzten Sieg geholt hat. Damit schließt sich fast ein Kreis. Eine schönere und größere Geschichte als unsere an diesem verrückten Ort gibt es fast nicht."

Der Jubel im Schnitzer-Lager kennt keine Grenzen, Foto: BMW Motorsport
Der Jubel im Schnitzer-Lager kennt keine Grenzen, Foto: BMW Motorsport

Erfolge für BMW ohne Ende

In der Tat hat Augusto Farfus seinem Team damit einen Hattrick beschert. "Ich hoffe, dass ich mit Schnitzer auch in der Intercontinental GT Challenge 2019 an den Start gehen kann", sagte Farfus. Saisonstart ist am ersten Februar-Wochenende in Bathurst/Australien.

Unter der sportlichen Führung von Charly Lamm feierte Schnitzer Motorsport großartige Triumphe im internationalen Rennsport - darunter insgesamt zehn Gesamterfolge bei den berühmten 24h-Klassikern in Spa-Francorchamps (1985, 1986, 1988, 1990, 1995) und auf dem Nürburgring (1989, 1991, 2004, 2005, 2010). Auch in der Tourenwagen-WM (1987), der Tourenwagen-EM (1983, 1986, 1988), der DTM (1989, 2012), der STW (1998) sowie in vielen weiteren Rennserien rund um den Globus war Schnitzer Motorsport erfolgreich.

Mach's gut, Charly, Foto: BMW Motorsport
Mach's gut, Charly, Foto: BMW Motorsport

Ab 1. Januar 2019 übernimmt Herbert Schnitzer Junior, Sohn von Teamgründer Herbert Schnitzer Senior, die Geschäftsführung der Schnitzer Motorsport GmbH. Der Beginn eines neuen Kapitels für das Erfolgsteam aus dem 16.000-Einwohner-Dorf.