Augusto Farfus hat in Macau für einen besonders emotionalen Erfolg gesorgt: Der BMW-Pilot gewann das Qualifikationsrennen des GT World Cup auf dem berühmten Stadtkurs. Und das vor den Augen seines Teamchefs Charly Lamm, der nach vielen erfolgreichen Jahren sein letztes Rennwochenende am Kommandostand von Schnitzer bestreitet - dem erfolgreichsten Team in der Geschichte des Macau Grand Prix.

Farfus mit dem einzigen BMW M6 GT3 im Starterfeld setzte sich gegen ein Mercedes-Trio durch: Pole-Setter Raffaele Marciello, Maro Engel und Edoardo Mortara überquerten die Ziellinie auf den Plätzen zwei bis vier. Auf diesen Positionen gehen die GT-Piloten auch beim Hauptrennen am Sonntag (05:25 Uhr deutscher Zeit live bei Eurosport) an den Start.

"Ich kann das alles kaum in Worte fassen", sagte Charly Lamm. "Macau ist einfach ein spezieller Platz für uns. Das haben wir auch heute wieder gemerkt. Augustos Leistung war sensationell. Schon sein Qualifying war beeindruckend gewesen, dann hat er auch den Start heute perfekt hinbekommen und konnte eine Lücke herausfahren. Das war zwar nur das Quali-Rennen. Aber trotzdem fühlt sich dieser Sieg sehr schön an. Jetzt hoffen wir, dass wir diesen Schwung in den morgigen Tag mitnehmen können."

Emotionaler Sieg für Farfus

Ein emotionaler Sieg auch für Farfus: Der 35-Jährige hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass er 2019 nicht mehr in der DTM antreten wird. Stattdessen will er sich künftig auf die WEC- und GT-Programme seines Arbeitgebers BMW konzentrieren. Einen besseren Start hätte er mit dem Macau-Sieg kaum erwischen können.

"Ich bin überglücklich und freue mich auch für Charly. Damit haben wir alle im Team wirklich nicht gerechnet", meinte Farfus, der seine Freude schon im Cockpit wie ein kleines Kind auslebte und in ständigem Funkkontakt mit Lamm stand. "Der Schlüssel zum Erfolg war mein perfekter Start, bei dem ich mich gegen Raffaele (Marciello) behaupten konnte."

Ungefährdeter Farfus-Sieg

Farfus übernahm von Platz zwei schon in der ersten Runde die Führung vom Italiener Marciello. Im Verlauf der zwölf Runden war der Erfolg des Publikums-Lieblings nie gefährdet. Die Mercedes-Verfolger sparten sich - mit dem Hauptrennen im Hinterkopf - riskante Angriffe auf dem gefährlichen Stadtkurs.

Für Marciello war der zweite Platz kein Beinbruch, "schließlich folgt morgen ja noch das wichtigere Rennen". Auch sein drittplatzierter Sternkollege Maro Engel sieht für sich gute Chancen, nach 2015 (1.), 2016 (3.) und 2017 (3.) als einziger Fahrer beim FIA GT Weltpokal zum vierten Mal in Folge auf das begehrte Siegerpodium zu fahren.

"Es gab für mich keinen Grund zu pushen, schließlich ging es darum, sich für morgen eine guten Ausgangsposition zu schaffen", erklärte Engel. "Und in der befinde ich mich jetzt. Deshalb habe ich mich nach dem Start auch nicht in den sehr fairen Zweikampf zwischen Raffaele (Marciello) und Augusto (Farfus) eingemischt. Mein Auto war nicht weit weg von der idealen Balance. Farfus war sehr schnell und fehlerfrei. Für den BMW sind offenbar die kühlen Temperaturen perfekt. Das könnte auch morgen für die etwas längere Distanz eine Rolle spielen. Sie zum Arbeiten zu bekommen ist die Kunst."

Vanthoor crasht wieder

Für den einzigen Aufreger des Rennens sorgte Laurens Vanthoor. Der Porsche-Pilot kollidierte in der Startphase mit dem Mercedes-AMG GT3 von Macau-Dominator Mortara und schlug in der Folge in die Leitplanken ein. Das Safety Car rückte für zwei Runden aus, bevor das Rennen zur dritten Runde wieder freigegeben wurde. Vanthoor blieb unverletzt, doch den Zwischenfall wird sich die Rennleitung vor dem großen Rennen am Sonntag noch einmal genau anschauen.

"Die Szene direkt nach dem Start, in der Laurens ohne eigenes Zutun in die Mauer geschoben wurde, muss man sich noch einmal genau anschauen", sagte Dr. Frank-Steffen Walliser, Porsche Leiter Motorsport und GT-Fahrzeuge. "Es ist sehr ärgerlich, denn ich fürchte, dass wir mit diesem Auto nicht mehr ins Hauptrennen starten können."

Macau 2018, Unfall-Video: Porsche beim GT World Cup zerstört (01:20 Min.)

Kurios: Vanthoor strandete genau an der Stelle, an der er vor zwei Jahren nach einem schweren Unfall mit einem Audi R8 LMS auf dem Dach gelandet war und später nach vielen Diskussionen sogar zum Sieger gekürt worden war.

Für die weiteren Hersteller gab es im Qualifikationsrennen nicht viel zu holen. Earl Bamber war auf Platz fünf der bestplatzierte Porsche-Pilot. Robin Frijns führte den Audi R8 LMS mit dem sechsten Platz zu seinem besten Ergebnis. Die beiden Audi-Piloten Christopher Haase und Dries Vanthoor komplettierten die Top-8 des Rennens und damit der Startaufstellung des GT World Cup am Sonntag.