Aufregung auf dem fünften Kontinent: Das 12-Stunden-Rennen von Bathurst ist von der dominierenden Motorsportserie Australiens, den V8 Supercars, vermutlich auf Druck des TV-Partners torpediert worden. In der Vergangenheit war das Rennen für die V8-Piloten regelmäßig eine nette Abwechslung von der "Sommerpause" über den Jahreswechsel zwischen zwei Saisons. Shane van Gisbergen, Craig Lowndes und Rick Kelly waren bei den letzten Ausgaben des aufstrebenden Events stets mit von der Partie; Kelly sollte dieses Jahr wieder einen auf den Gesamtsieg angesetzten Werks-Nissan GT-R pilotieren.

Informationen von Daily Sportscar zufolge sollen sechs V8-Piloten ihre Teilnahme bereits zugesagt haben. Diesen Fahrern wurde ein gewaltiger Strich durch die Rechnung gemacht: Der Vorsaisontest der V8 Supercars wurde ebenfalls auf das Wochenende 7./8. Februar terminiert. Zu dem Zeitpunkt stand der Bathurst-Termin stand schon lange fest. Die Teams versuchten, sich zu arrangieren und ihre Piloten per Helikopter zwischen den beiden Events hin und her zu shuttlen. Doch auch diesen Plänen wurde nun ein Riegel vorgeschoben. Alle Fahrer müssen während des gesamten V8-Tests anwesend sein.

Bei Nissan kommt dieser Schritt überhaupt nicht gut an. Deren Motorsportchef Darren Cox polterte gegenüber Radio Le Mans: "Das ist wieder so ein Fall, in dem die Politik sich dem Sport in den Weg stellt. Ich denke, hier gibt es einen klaren Verlierer und das ist der Sport." Diese Worte kamen sogar noch vor der Bekanntmachung des indirekten Startverbots. Cox polterte weiter: "Wenn die V8 Supercars denken, sie wären die einzigen Hausherren da unten, dann sollten einsehen, dass sich die Dinge ändern." Die 12 Stunden von Bathurst werden weiter wachsen, fügte er hinzu.

Gespräche blieben ohne Ergebnis

Craig Lowndes kann seinen Bathurst-Titel nicht verteidigen, Foto: Richard Craill
Craig Lowndes kann seinen Bathurst-Titel nicht verteidigen, Foto: Richard Craill

Das Management der V8 Supercars hat lokalen Beobachtern zufolge dabei vor allem auf Druck des Fernsehens gehandelt. Für das Jahr 2015 haben sie in einem millionenschweren Deal den Fernsehpartner gewechselt, der sogar die Testfahrten live überträgt. Dies war bereits das erste von Fans kritisierte Manöver, da die V8-Rennen künftig nur noch über Pay-TV live konsumiert werden können. Die Furcht vor einem mit australischen Superstars besetzten Langstreckenrennen live im Free-TV zur selben Zeit wie die erste eigene V8-Übertragung hat den Verantwortlichen wohl die Schweißperlen auf die Stirn getrieben.

Cox sagte weiter, dass Australien groß genug für beide Events sei und bezeichnete das Manöver als "Schandfleck". Nissan Australien begab sich daraufhin in Gespräche mit dem Management der V8 Supercars: "Wir hatten intensive Gespräche mit dem gesamten Team der V8 Supercars. Es spricht für sie, dass sie uns angehört haben", heißt es in einer Presseaussendung des australischen Nissan-Motorsportdirektors Richard Emery. In diesen Diskussionen habe Nissan unter anderem am Beispiel Alex Buncombes darauf verwiesen, wie sich die Sportarten gegenseitig befruchten können. Buncombe hatte einen V8-Altima bei den Langstreckenrennen der V8 Supercars als zweiter Fahrer pilotiert.

Doch ein Ergebnis konnte nicht erzielt werden. Nissan musste einknicken und Rick Kelly von den 12 Stunden von Bathurst abziehen. "Wir werden das Nismo Athlete Global Team bei der Vorbereitung auf die 12 Stunden von Bathurst wo es geht unterstützen und hoffen, dass der GT-R eine starke Performance abliefern und die erfolgreiche Geschichte dieses Modells im australischen Motorsport weiterschreiben wird", heißt es weiter. Ob sich die V8 Supercars mit diesem Manöver einen Gefallen getan haben, bleibt abzuwarten.