Eine für Rallye-Fans spektakuläre Auktion steht am fünften Februar in Frankreich an. Gleich sieben legendäre Gruppe-B-Autos aus den 1980er-Jahren kommen am Freitag bei einem Event des Aktionshauses Artcurial unter den Hammer. Dabei sind alle großen Namen, die in der wilden Zeit der WRC zum Einsatz kamen - einer Zeit, die durch Rekorde und unglaubliche Leistungszahlen dominiert wurde, die aber auch 1986 frühzeitig nach mehreren tödlichen Unfällen endete.

Die Liste der Auktion umfasst: Peugeot 205 T16, Ford RS200, Lancia 037 und Delta S4, MG Metro 6R4, Renault Turbo 5 und zu guter Letzt der Audi Quattro S1 E2. Die Autos stammen allesamt aus der Sammlung des Verlegers Michel Hommell und des Ex-Peugeot-Citroen-Sportchefs Olivier Quesnel.

Audi Quattro S1 der letzten Ausbaustufe

Der wohl teuerste Wagen der sieben wird der Quattro S1 mit der Chassis-Nummer 85 ZGA 905 016 sein. Das Auktionshaus rechnet mit einer bis 1,3 Millionen Euro für ein Auto, welches in der Weltmeisterschaft allerdings nie eingesetzt wurde. Er ist einer der letzten Ausbaustufe, deren Leistung 500 PS überschritten haben soll. Diese letzte Quattro-Evolution wurde zwar durch die aggressive Optik berühmt, war aber performance-technisch durch Design-Einschränkungen nicht mehr ganz auf der Höhe der Konkurrenz. Sie kam 1985 und 1986 nur bei einer Handvoll Rallyes in den Händen von Legenden wie Walter Röhrl und Hannu Mikkola zum Einsatz, bevor Audi aus Sicherheits-Sorgen das Programm abdrehte.

Der Audi Quattro in seiner ultimativen Gruppe-B-Form, Foto: Artcurial
Der Audi Quattro in seiner ultimativen Gruppe-B-Form, Foto: Artcurial

Das zur Auktion stehende Auto wurde daher in einem WM-Lauf nie eingesetzt. Sein dokumentiertes Debüt feierte es 1988 beim ersten Race of Champions, wo mehrere Weltmeister darin Platz nahmen. 1989 wurde das Auto von Audi an Quesnel verkauft, der es ins Museum verfrachtete. Bei seltenen Ausfahrten saßen Rallye-Größen wie Ari Vatanen oder Michele Mouton am Steuer.

Peugeot 205 T16: Der Zweifach-Weltmeister

Die Dominatoren der späten Gruppe B waren andere, nämlich Peugeot mit dem kompromisslosen 205 T16, und dem hier aufgeführten Evo2-Modell (eines von nur 19). Peugeot scheute unter dem damaligen Sportchef Jean Todt vor nichts zurück, und gewann mit ihrem Mittelmotor-Monster 1985 (Timo Salonen) und 1986 (Juha Kankkunen) die letzten beiden nach Gruppe-B-Regeln ausgeschriebenen WM-Titel.

Der Peugeot 205, ein Zweifach-Weltmeister, Foto: Artcurial
Der Peugeot 205, ein Zweifach-Weltmeister, Foto: Artcurial

Aufgrund der Tatsache, dass viele Hersteller damals Zulassungsscheine für mehrere Chassis-Nummern nutzten, lässt sich leider nicht mehr eindeutig feststellen, bei welchen Rallyes das zur Auktion stehende Chassis C209 antrat. Salonen dürfte es 1986 in Schweden genutzt haben, dann gewann Bruno Saby damit die Tour de Corse. In den 1990ern wurde es restauriert, der geschätzte Auktionspreis bewegt sich zwischen 600.000 und 800.000 Euro.

Lancias Legenden: 037 und Delta S4

Gleich zwei legendäre Lancias können ersteigert werden, auch wenn die italienische Marke zu Gruppe-B-Zeiten nur einen WM-Titel feiern konnte. Der eine Titel war der Konstrukteurs-Titel von 1983 mit dem Lancia 037, einer Evolution des Beta Monte-Carlo aus der Rundstrecke. Es war der letzte WM-Titel für ein Rallye-Auto mit Heckantrieb, auch dank der starken Fahrerbesetzung von Walter Röhrl und Markku Alen. Dieser 037 entspricht der letzten Evo-2-Spezifikation. Wie auch beim Peugeot 205 lässt sich die Geschichte nicht vollständig nachvollziehen.

Mit dem Lancia 037 begann die kompromisslose Gruppe-B-Ära, Foto: Artcurial
Mit dem Lancia 037 begann die kompromisslose Gruppe-B-Ära, Foto: Artcurial

Lancias Nachfolge-Modell, der Delta S4, debütierte Ende 1985 mit Allrad-Antrieb, und Vierzylinder mit Turbo und Kompressor. Er verpasste in den Händen von Alen 1986 nur knapp die WM. Der S4 hinterließ aber auch eine tragische Geschichte, denn mit ihm verunglückten Henri Toivonen und Sergio Cresto bei der Tour de Corse 1986 tödlich.

Der Lancia Delta S4 testete die Limits, Foto: Artcurial
Der Lancia Delta S4 testete die Limits, Foto: Artcurial

Der zur Auktion stehende S4 wurde erst im Dezember 1986 fertig. Da war die Gruppe B in der WM schon Geschichte. Miki Biasion holte bei der 'Memorial Bettega' damit den zweiten Platz, danach trat das Auto bei Rallyecross-Events und Eisrennen an. Beide Lancias, der 037 und der Delta S4, dürften zwischen 500.000 und 800.000 Euro bringen.

Ford RS200, MG Metro, Renault 5 - die Ausnahmefälle

Weniger erfolgreich, aber dennoch berühmt, sind die restlichen Autos in der Aktion. Der Ford RS200 war zwar als einziges Gruppe-B-Auto vollauf für den WRC-Einsatz konstruiert worden, war aber oft unzuverlässig und beim Debüt 1986 schon im Hintertreffen. Das zur Auktion stehende Chassis 015 erzielte in den Händen von Kalle Grundel in Schweden mit einem dritten Platz das beste Ergebnis, später fuhr es unter anderem die schwedische Legende Stig Blomqvist. Zwischen 250.000 und 400.000 Euro werden erwartet.

Der Ford RS200 enttäuschte auf der WM-Bühne, Foto: Artcurial
Der Ford RS200 enttäuschte auf der WM-Bühne, Foto: Artcurial

Noch unspektakulärer fiel die WRC-Historie des MG Metro 6R4 aus, der durch sein kompaktes Design und den V6 im Kofferraum - der anders als die Motoren der Konkurrenz nicht turboaufgeladen war. Mehrere 6R4 können aber Erfolge in nationalen Meisterschaften vorweisen, so auch das zur Auktion stehende Chassis.

Der MG Metro 6R4 war besonders, Foto: Artcurial
Der MG Metro 6R4 war besonders, Foto: Artcurial

Dieses war 1985 über die französischen Rover-Vertretung an den späteren Weltmeister Didier Auriol gelangt, und Auriol gewann damit 1986 die französische Meisterschaft. Hier ist dieses Chassis einzigartig - da Auriol mit dem britischen Rechtslenker nicht umgehen konnte, wurde es zum Linkslenker umgebaut. 280.000 bis 360.000 Euro werden erwartet.

Der Renault 5 Turbo feierte gelegentlich Achtungserfolge, Foto: Artcurial
Der Renault 5 Turbo feierte gelegentlich Achtungserfolge, Foto: Artcurial

Der Renault 5 Turbo Maxi schließlich kann ebenfalls auf einen weltmeisterlichen Fahrer zurückblicken. Zwar gehört das Auto an sich nicht zu den größten Gruppe-B-Legenden, denn Renault schaffte mit klammem Budget nur ein untermotorisiertes Modell mit Heckantrieb. Das hier gebotene Chassis wurde aber von einem jungen Carlos Sainz in der spanischen Meisterschaft gefahren, bevor Sainz zu einer langen WRC-Karriere mit zwei Titeln ansetzte. 400.000 bis 600.000 Euro werden für das Auto erwartet.